Früher war Auswanderung oft die letzte Hoffnung auf ein besseres Leben, getrieben von materieller Not oder politischer Verfolgung. Heute ist die moderne deutsche Abwanderung in der Regel eine optimistische Entscheidung zur Selbstverwirklichung und zur Verbesserung des Lebenslaufs. In diesem Artikel besprechen wir, was genau die Deutschen zum Auswandern bewegt und wo sie ihr neues Leben gerne beginnen.
Ein Zuwanderungsland, das eigene Bürger verliert
Bevor man sich der Frage widmet, warum und wohin die Deutschen gehen, muss das Gesamtbild betrachtet werden: Deutschland ist strukturell und insgesamt gesehen ein Land der Zuwanderung. Das Statistische Bundesamt registrierte im Jahr 2024 eine Nettozuwanderung von rund 430.000 Personen, was bedeutet, dass deutlich mehr Menschen nach Deutschland kommen als es verlassen. Selbst in vorläufigen Ergebnissen aus dem August 2025 zeigte sich ein Wanderungsüberschuss von knapp 3.000 Personen. Die meisten Fortzüge aus Deutschland sind zudem nicht deutsche Staatsbürger, sondern ausländische Arbeitskräfte, die in ihre Heimatländer zurückkehren, wie etwa Rumänien oder Polen, welche 2024 die häufigsten Zielländer für Fortzüge waren.
Wohin wandern die Deutschen heute?
Eine karrierebedingte Auswanderung
Die Schweiz
Die beliebtesten Ziele deutscher Auswanderer liegen klar innerhalb Europas. Das ist auf die geringen bürokratischen Hürden der EU-Freizügigkeit sowie auf die kulturelle Nähe zurückzuführen. Die Schweiz führt die Liste der Zielländer mit Abstand an: Über 300.000 Deutsche hatten dort im Jahr 2023 ihren Wohnsitz. Der Schlüssel zur Attraktivität des Landes liegt vor allem in den ökonomischen Anreizen.
Obwohl die Lebenshaltungskosten in der Schweiz deutlich höher sind, führt die Kombination aus oft höheren Gehältern (insbesondere in Branchen wie dem Bankensektor und dem Gesundheitswesen) und einer wesentlich geringeren Abgabenlast zu einem deutlich höheren verfügbaren Nettoeinkommen. Die Gesamtsteuer- und Sozialabgabenquote beträgt in Deutschland 47,8 Prozent, während sie in der Schweiz nur 23,4 Prozent erreicht.
Die USA
Die Vereinigten Staaten von Amerika bleiben auch aktuell ein wichtiges Ziel für hochspezialisierte Karrierewege. Besonders Forscher, Wirtschafts- und IT-Fachkräfte zieht es in die USA, da sie dort die besten Aufstiegschancen in Wissenschaft und Technik sehen.
Steuerbedingte Zielorte
Eine zunehmend wichtigere Rolle spielt die gezielte Abwanderung, die von finanziellen und steuerlichen Überlegungen geleitet wird. Ziel ist es, die Abgabenlast, die in Deutschland zu den höchsten im OECD-Vergleich gehört, zu minimieren.
Die VAE
Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), insbesondere Dubai, gelten als steuerfreie Wüstenmetropole. Sie sind vor allem für Trader und Investoren attraktiv, da dort häufig keine Einkommenssteuer auf Auslandseinkünfte erhoben wird.
Die europäischen Inseln: Malta und Zypern
Die Auswanderung nach Malta und Zypern ist für deutschsprachige Fachkräfte oft direkt durch Arbeitsmöglichkeiten in Schlüsselindustrien motiviert. Malta hat sich als wichtiges Zentrum der Online-Gaming-Industrie etabliert und sucht aktiv deutschsprachige Mitarbeiter für diesen Sektor. Da viele Deutsche auf der Suche nach den besten Online-Casinos sind, wie sie beispielsweise in der Casinos.com Liste der besten Online-Casinos aufgeführt werden, benötigen die in Malta ansässigen Gaming-Firmen ständig deutschsprachiges Personal für Kundenbetreuung, Marketing und IT. Dabei sollte jedoch stets betont werden, dass Glücksspiele süchtig machen können und man verantwortungsvoll spielen sollte.
Exotische Ziele
Neben der karriere- oder steuergetriebenen Migration gewinnt bei vielen Deutschen die Abwanderung in wärmere, oft preisgünstigere Regionen an Bedeutung.
Die beliebtesten Länder sind Thailand und die Philippinen. Diese Regionen gehören zu den bevorzugten Zielen deutscher digitaler Nomaden oder Rentner, die den Alltag in Deutschland zugunsten eines geringeren Stressniveaus und deutlich niedrigerer Lebenshaltungskosten hinter sich lassen wollen.
Kurzfristige Erfahrung versus dauerhafte Emigration
Die meisten Menschen, die Deutschland verlassen, planen, nur eine gewisse Zeit im Ausland zu verbringen, sei es für eine spezielle berufliche Station oder als zeitlich begrenzter Lebensabschnitt. Dieser Trend wird auch als qualifizierte Zirkulationsmigration bezeichnet. Ziel ist oft die Selbstverwirklichung, Karriereoptimierung und Lebenslauf-Verbesserung. Im Ausland erworbene Kenntnisse und Erfahrungen sind nämlich auf dem deutschen Arbeitsmarkt hoch angesehen.
Obwohl die meisten ihren Auslandsaufenthalt als temporär betrachten, zieht jedes Jahr eine signifikante Zahl von Deutschen weg, die nicht zurückkehren wollen. Insbesondere Besserverdienende entscheiden sich für eine dauerhafte Abwanderung in Niedrigsteuerländer wie die Schweiz oder die Vereinigten Arabischen Emirate. Diese dauerhafte Form der Abwanderung wird vor allem durch Faktoren in Deutschland ausgelöst, die eine Rückkehr unattraktiv machen, darunter die hohe Abgabenlast, die mangelnde Digitalisierung und die oft langsame und komplizierte Bürokratie.
Wer wandert aus? Demografische- und Bildungsmerkmale
Die Auswanderungsbewegung kann in zwei Hauptgruppen umfasst werden:
1. Junge Fachkräfte und Erwerbstätige
Die Abwanderung Deutscher ist primär eine Abwanderung von Humankapital. Deutsche Auswanderer weisen ein überdurchschnittliches Bildungsniveau auf, wobei der Akademikeranteil stetig zunimmt. Das bedeutet, dass Deutschland nicht nur Personen verliert, sondern wertvolle, hoch qualifizierte Fachkräfte, deren Abwesenheit angesichts des prognostizierten Fachkräftemangels besonders ins Gewicht fällt. Die Tatsache, dass viele die Rückkehr planen, mildert zwar das Phänomen des „Brain Drain“ ab, aber nur, solange die Bedingungen in Deutschland eine Rückkehr auch attraktiv erscheinen lassen.
2. Rentner und Ruheständler
Diese Gruppe sucht primär nach einem angenehmeren Klima und niedrigeren Lebenshaltungskosten, um ihren Lebensstandard zu verbessern. Ein klassisches Ziel hierfür ist beispielsweise Spanien.
Wie kann Deutschland die Mobilität nutzen?
Deutschland kann die hohe Mobilität seiner Staatsbürger positiv nutzen, wenn sie nicht als Verlust, sondern als Brain Circulation betrachtet wird. Dafür muss die Politik die Rückkehr hochqualifizierter Fachkräfte aus dem Ausland erleichtern. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) empfiehlt konkret: Konsequenter Bürokratieabbau und Digitalisierung der Verwaltung sowie Schlankere und schnellere Anerkennungsprozesse für ausländische Qualifikationen.
Gelingt dies, kehren die Fachkräfte im besten Erwerbsalter (durchschnittlich 37 Jahre) zurück und bringen wertvolles, international erworbenes Wissen und Kompetenzen in die deutsche Wirtschaft ein.
(12.11.25)