Papenburg: Am heutigen Morgen meldete sich der Bürgermeister der Stadt Papenburg Jan Peter Bechtluft in einem schriftlichen Statement zur Corona-Krise zu Wort. In diesem appelliert er an die Vernunft der Bürger.
„Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
in Krisenzeiten lässt sich der Zivilisationsgrad einer Gesellschaft gerade auch daran ablesen, wie sie mit ihren schwächeren Mitgliedern umgeht. Ein Rudel wilder Tiere lässt die Alten, Schwachen und Kranken zum Sterben in der Wüste zurück. Zivilisierte Menschen tun das aus guten Gründen nicht, auch deshalb, weil sie das Bewusstsein dafür haben, dass es sie eines Tages selbst treffen könnte. Unsere Gesellschaft kümmert sich intensiv um Kinder und junge Menschen, um Menschen mit Handicaps, um Kranke und Alte. Und genau darum geht es auch bei der Corona-Krise: die notwendige Solidarität zu zeigen und die Bereitschaft aufzubringen, das eigene Leben erheblich einzuschränken, um anderen Menschen das Überleben zu ermöglichen. Gelingt es uns gemeinsam und solidarisch, die Infektionskurve abzuflachen, kann unser Gesundheitssystem diese Aufgabe bewältigen. Gelingt es uns nicht, werden insbesondere vorerkrankte und ältere Menschen sterben, die nicht hätten sterben müssen. So einfach ist das.
Auch Hamsterkäufe sind unsolidarisch und asozial. An Lebensmitteln, Medikamenten und anderen Waren des alltäglichen Bedarfs ist genug für alle da, wenn nicht zu viele meinen, sich heute für den Rest ihres Lebens mit Toilettenpapier und Nudeln bevorraten zu müssen. Es gibt aber auch viele schöne und hoffnungsvolle Beispiele für nachbarschaftlichen und freundschaftlichen Zusammenhalt, wenn etwa Menschen in Quarantäne bei Einkaufsgängen mitversorgt werden. Die Entscheidung, zu welcher Gruppe wir gehören wollen, liegt bei uns.
In der Stadtverwaltung versuchen wir nach bestem Wissen und Gewissen, den Betrieb in der Stadt aufrecht zu erhalten. Dazu gehört auch die Durchführung zwingend notwendiger Gremiensitzungen unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen. Wir wissen heute schon, dass die volkswirtschaftlichen Schäden der Corona-Infektionswelle erhebliche Auswirkungen auf die Kommunalfinanzen haben werden. Wir erleben inzwischen einen allumfassenden „Shut-down“ des öffentlichen Lebens und können nur hoffen, dass sich die Situation in einem überschaubaren Zeitraum beruhigt. Ich persönlich wäre nicht überrascht, wenn nach dieser Zeit der Entschleunigung des öffentlichen Lebens bis hin zum Stillstand der bürgerschaftliche Zusammenhalt zusätzlich an Kraft gewonnen hat. Wünschen würde ich mir es in jedem Fall!
Bis dahin bedanke ich mich – auch im Namen aller Kolleginnen und Kollegen – ganz herzlich für das große Verständnis, das uns von vielen Seiten auch für einschneidende Maßnahmen entgegengebracht wird. Wir bekommen immer wieder zu hören: „Es nützt nichts, die Gesundheit geht vor!“. Bleiben Sie gesund!
(18.03.20)