Lingen, LK Emsland: Zusätzliche Hygieneregeln und Vorsorgekonzepte erfolgreich umgesetzt: Das Kernkraftwerk Emsland (KKE) ist mit Zustimmung der Aufsichtsbehörde nach erfolgreichem Brennelementwechsel und dem Abschluss aller Revisionstätigkeiten und Prüfungen wieder ans Netz gegangen. Im Laufe des Tages wird die Anlage den Volllastbetrieb erreicht haben.
Die diesjährige Revision stand ganz im Zeichen der Corona-Pandemie und den umfangreichen Schutzmaßnahmen. „Unsere im Vorfeld mit allen beteiligten Behörden abgestimmten zusätzlichen Hygieneregeln und Vorsorgekonzepte waren nach heutigem Stand erfolgreich. Wir sind mit dem Verlauf der diesjährigen Revision sowohl aus technischer als auch aus gesundheitlicher Sicht sehr zufrieden“, erläutert Kraftwerksleiter Wolfgang Kahlert.
Im Sinne eines größtmöglichen Gesundheitsschutzes wurde beispielsweise die Körpertemperatur vor Betreten der Anlage gemessen und bei Arbeiten, bei denen der notwendige Abstand nicht gewährleistet werden konnte, mussten Masken getragen werden. Darüber hinaus trugen Abschirmwände, großzügige Raumbereiche für Verpflegung sowie ein Hygieneteam zur erfolgreichen Umsetzung des Schutzkonzepts bei. Zudem wurde die Zahl der zusätzlich für die Revision auf der Anlage benötigten Mitarbeiter von Partnerfirmen um rund die Hälfte reduziert, da revisionsbegleitende Arbeiten auf einen späteren Zeitpunkt verschoben wurden. „Sicherheit hat bei uns weiterhin oberste Priorität: Alle atomrechtlich durchzuführenden Arbeiten und Prüfungen wurden selbstverständlich uneingeschränkt und vollständig ausgeführt“, ergänzt Kahlert. Die Tatsache, dass es während der Revision zu keinem nennenswerten Arbeitsunfall kam, zeigt, dass bei allen Tätigkeiten die hohen Anforderungen an Arbeitssicherheit erfüllt wurden.
Während der Revision durchlief das Kraftwerk ein intensives Wartungs- und Prüfprogramm. Im Zuge des Brennelementwechsels wurde der Reaktorkern mit 44 frischen Brennelementen beladen. Darüber hinaus fanden in diesem Jahr vor allem Prüfungen an den Dampferzeugerheizrohren und dem Reaktor-Druck-Behälter statt. Alle Arbeiten, die mit der nuklearen Sicherheit in Verbindung stehen, wurden durch die atomrechtliche Aufsichts-behörde sowie durch Sachverständige des TÜV engmaschig begleitet und überwacht. Mit Zustimmung der Behörde konnte das Kraftwerk nach Beendigung der Revisionsphase wieder sicher angefahren werden. Im Rahmen der Prüfungen traten drei meldepflichtige Ereignisse auf, die allesamt gemäß den deutschen Meldekriterien in die Kategorie N (Normal) bzw. auf der internationalen Skala zur Bewertung von Vorkommnissen (INES) der Stufe O – keine oder sehr geringe sicherheitstechnische Bedeutung – zuzuordnen sind. Eine Gefährdung des Personals, der Umgebung oder der Anlage lag zu keiner Zeit vor. Sie wurden fristgerecht dem Niedersächsischen Umweltministerium als Aufsichtsbehörde gemeldet:
-Gemäß den Empfehlungen der Reaktor-Sicherheitskommission und der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit wurden umfangreiche Prüfungen an Heizrohren aller vier Dampferzeuger durchgeführt. An einem Heizrohr wurde eine geringe lokale Wanddickenschwächung festgestellt. Das betroffene Rohr wurde vorsorglich verschlossen. In den vier Dampferzeugern mit mehr als 16.000 Heizrohren wird der für die Stromproduktion notwendige Dampf erzeugt, der die nachgeschaltete Turbine antreibt. Auswirkungen auf die Funktion der Dampferzeuger gibt es keine.
-Im Zuge der wiederkehrenden Prüfung im Nachkühlsystem der Anlage führte ein während der Prüfung fehlgesetztes Signal zur Abschaltung einer Nachkühlpumpe. Diese wurde nach Klärung der Ursache wieder zugeschaltet. Die Nachkühlsysteme die vierfach redundant in einem Kernkraftwerk vorhanden sind dienen u.a. zur Kühlung des Reaktors im abgeschalteten Zustand. Das Ereignis hatte keine Auswirkung auf die Kühlung des Reaktors oder auf andere Anlagenkomponenten.
-Während der Revision wurde die Steuerung von Gleichrichtern, die sicherheitstechnisch wichtige Batteriekapazitäten versorgen, in einer Redundanz erneuert. Im Rahmen der sich anschließenden Funktionsprüfung schalteten die Gleichrichter nicht zuverlässig zu. Ursächlich waren Spannungsschwankungen innerhalb der Komponenten. Durch Optimierung der internen Stromversorgung der Gleichrichter wurde der Fehler behoben. Im Anschluss wurde der gesamte Prüfprozess erfolgreich wiederholt.
(Symbolbild)
(31.05.20)