Lingen: Am 10.06. verabschiedete die Bundesregierung die nationale Wasserstoffstrategie – und bietet so auch den regionalen Projekten in der H2-Region Emsland eine solide Basis für die weitere Arbeit.
„Die H2-Region Emsland hat sich in den letzten Monaten stetig weiterentwickelt. Insbesondere die Unternehmen haben ihre Projektvorbereitungen stärker vorangetrieben. Für die Realisierung dieser ambitionierten Projekte fehlte aber bislang schlicht der rechtliche und regulatorische Rahmen. Jetzt könnte der marktwirtschaftliche Umstieg von fossilen auf regenerative Energieträger gelingen“, erläutert Landrat Marc-André Burgdorf.
Grüner Wasserstoff wie er in der nationalen Wasserstoffstrategie beschrieben wird, da sind sich die Initiatoren der H2-Region Emsland sicher, wird zukünftig eine entscheidende Rolle spielen – insbesondere in der chemischen und petrochemischen Industrie, aber auch beim Thema Mobilität.
Einmalige Standortfaktoren für Wasserstofferzeugung
Dabei
liegt die Erzeugung von grünem Wasserstoff im Fokus. Das Emsland
sei, so Burgdorf, in diesem Bereich hervorragend aufgestellt.
Vorhandene, zukünftig nicht mehr genutzte Gasinfrastrukturen sowie
die hohe Erzeugungsleistung von regenerativem Strom sind eine
herausragende Basis. Dazu der politische Wille, die Energie-Region
weiter zu entwickeln und Standorte wie den Industriepark in Lingen
voranzubringen. „Von den in der Wasserstoffstrategie erwähnten bis
2030 zu installierenden 5 GW Elektrolyseleistung könnten allein am
Standort in Lingen zeitnah bis zu 2 GW realisiert werden“, ergänzt
Oberbürgermeister Dieter Krone.
Mittel hierfür sind in der Wasserstoffstrategie vorgesehen, dort verankerte Maßnahmen wie Abgabe- und Umlagenbefreiung des für die Erzeugung von grünem Wasserstoff genutzten Stroms oder Investitionszuschüsse beim Bau von Elektrolyse-Anlagen könnten somit insbesondere auch den regionalen H2-Erzeugungsprojekten zugutekommen. Eine regionale Erzeugung bietet darüber hinaus auch den emsländischen Unternehmen die Möglichkeit, ihren bisherigen grauen Prozesswasserstoff durch grünen Wasserstoff zu ersetzen, um somit Vorreiter bei der Dekarbonisierung zu werden.
Von grünem Wasserstoff überzeugt ist auch Europaministerin Birgit Honé: „Grüner Wasserstoff bietet große Potentiale in Niedersachsen“. Hierbei benennt die Ministerin in ihrer Pressemitteilung auch insbesondere die H2-Region Emsland als Vorzeigeinitiative.
Potentiale für die regionalen Unternehmen
So
könnten auch die Raffinerien der BP in Lingen sowie der H&R in
Salzbergen von den genannten Maßnahmen in der Wasserstoffstrategie
profitieren: „Grüner Wasserstoff ist zwar selbst mit der geplanten
Umlagen- und Abgabenbefreiung immer noch deutlich teurer als grauer
Wasserstoff aus Erdgas“, berichtet Dr. Tim Husmann, als
Ansprechpartner der H2-Region Emsland. Allerdings sollen im Zuge der
Maßnahmenumsetzung der Wasserstoffstrategie zusätzliche
Marktanreize gesetzt werden, um den Übergang von grauem zu grünem
Wasserstoff insbesondere in der Chemie und sogenannten Petrochemie zu
beschleunigen. Im Bereich der Mobilität gibt es hier bereits jetzt
schon vielversprechende Ansätze: „Diese Ansätze greifen wir im
Zuge unseres vom Bundesministerium für Verkehr und digitale
Infrastruktur geförderten „HyExpert“-Projekts auf. Wir werden
zusammen mit den regionalen Unternehmen und Kommunen ein integriertes
Wasserstoffkonzept entwickeln. Insbesondere die direkte und indirekte
Nutzung von Wasserstoff als Ergänzung zu Batterie-elektrischen
Antrieben im Bereich von Bussen, LKW und Spezialfahrzeugen soll so
weiter gefördert werden“, so Husmann. Letztlich sollen so im
Emsland auch optimale Standorte für Wasserstofftankstellen bestimmt
werden – an denen dann natürlich grüner Wasserstoff getankt
werden kann.
Lingen als Startpunkt einer deutschen Wasserstoffinfrastruktur
Durch Wasserstoff-Verteilnetze könnten von Lingen aus auch deutlich mehr Abnehmer bis weit über die Region hinaus angebunden werden. So betreibt der GET H2 Nukleus, ein gemeinsames Projekt der RWE, BP, Evonik sowie der Netzbetreiber Nowega und OGE, bereits eine erste Wasserstoffinfrastruktur mit dem Startpunkt in Lingen. Über ein 120 km langes Leitungsnetz könnten dann nicht nur die BP Raffinerie in Lingen, sondern auch der Chemiepark der Evonik in Marl sowie der BP Standort in Gelsenkirchen mit grünem Wasserstoff versorgt werden. Und auch weitere konkrete Gespräche mit Abnehmern laufen: „Erst vor wenigen Tagen haben RWE und Thyssenkrupp ihre Absicht erklärt, aus Lingen die Stahlproduktion im Ruhrgebiet mit Wasserstoff zu versorgen“, so Husmann. Die potenziellen Abnehmer seien vielfältig: zum einen im Ruhrgebiet, zum anderen aber auch z.B. in der niedersächsischen Stahlindustrie. „Auch hier können wir unsere Standortvorteile mit der Nähe zum Ruhrgebiet aber auch zu den Erzeugungsanlagen von Grünstrom in der Nordsee ausspielen“, sagt Oberbürgermeister Krone.
(Foto: Symbolbild)
(12.06.20)