Werlte: Eigentlich war es ein ganz normaler Sonntag. Das sonnige Herbstwetter nahm die Familie Schmalfeldt aus Werlte gerne zum Anlass für einen ausdehnten Spaziergang, der durch einen besonderen Fund ziemlich aufregend werden sollte. Mit Hund Lotte an der Leine machten sich Jörg Schmalfeldt und seine Tochter Antje am Sonntagnachmittag auf den Weg in die Natur rund um Werlte. Ziel war auch dieses Mal wie so oft eine kleine, am Waldrand gelegene Sandgrube, an der Antje mit Familienhund Lotte ein wenig toben konnte. Eigentlich war der Spaziergang schon beendet, der Heimweg sollte angetreten werden, als der aufmerksamen Schülerin am oberen Ende der Sandkuhle etwas ins Auge fiel. „Papa, ich glaube hier steht ein Topf“, machte sie ihren Vater auf ihre Entdeckung aufmerksam. Jörg Schmalfeldt dachte zunächst an eine dicke Wurzel. Doch bei genauerem Hinsehen entpuppte sich die Wurzel als sehr altes Tongefäß. Geistesgegenwärtig fotografierte Schmalfeldt den Topf, bevor es wieder nach Hause ging. Dort angekommen wurde erst einmal Familienrat gehalten. Jörg Schmalfeldt und seine Familie entschieden sich, den Fund der Denkmalschutzbehörde beim Landkreis Emsland zu melden. Kurzfristig wurde mit einem Mitarbeiter des Landkreises Emsland ein Ortstermin vereinbart, bei dem sich die Vermutung bestätigte: Es handelt sich um eine komplett erhaltene Urne, sehr wahrscheinlich aus der frühen Eisenzeit.
„Antje Schmalfeldt kann stolz darauf sein, ein wichtiges Puzzleteil der Geschichte unserer Region gefunden zu haben. Dank gilt aber auch Jörg Schmalfeldt, der geistesgegenwärtig den Landkreis Emsland informiert hat“, sagt Landrat Marc-André Burgdorf. Das Tongefäß ist nach ersten Einschätzungen sehr wahrscheinlich über 2500 Jahre alt. In dem rund 26 cm hohen, mit Rillenbändern verzierten Gefäß fanden sich verbrannte Knochen. „In der Bronze- und Eisenzeit war es üblich, Verstorbene zu verbrennen und die Überreste in einem Tongefäß der Erde zu übergeben“, erklärt der Archäologe Thomas Kassens, Volontär am Emsland Archäologie Museum in Meppen. Die Entdeckung der Schülerin ist etwas ganz Besonderes. Selbst Profis finden vollständig erhaltene Gefäße äußerst selten. Oftmals stecken die fragilen Tontöpfe tief in der Erde und sind nur noch in Scherben zu bergen. Jetzt werden der Topf im Emsland Archäologie Museum vorsichtig gesäubert und die darin enthaltenen Knochen untersucht. Hiervon erhoffen sich die Archäologen wichtige Informationen über das Leben der Menschen, die vor mehreren tausend Jahren in der Nähe von Werlte gelebt haben. Ohne die Aufmerksamkeit von Antje, wäre dieser bedeutende archäologische Fund für immer für die Wissenschaft verloren gegangen.
(Bild: Landkreis Emsland)
(PM)
(30.11.20)