Landkreis Emsland: Die 1. Digitale Bildungskonferenz im Landkreis Emsland mit dem Schwerpunkt „Sprache und ihre Vielfalt“ war ein voller Erfolg: In der Spitze rund 340 Zugriffe auf die Veranstaltung konnten registriert werden. „Das Format einer rein digitalen Großveranstaltung wurde von den zahlreichen Teilnehmenden gut angenommen. Auch die Rückmeldungen im Feedback zeigen, dass nicht nur in Corona-Zeiten digitale Groß-Veranstaltungen für viele Teilnehmende eine echte Alternative sind“, betont Landrat Marc-André Burgdorf.
Der Landrat hatte die Veranstaltung mit einem Grußwort eröffnet. Im Anschluss sprach die schulfachliche Dezernentin von der Landesschulbehörde, Dr. Annette Puckhaber, über den hohen Stellenwert, den Sprachbildung für die gesamte Bildungsentwicklung hat.
Der darauf folgende Vortrag von Prof. Dr. Christian Efing von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen befasste sich mit der Frage „Welche Sprache braucht man im Beruf? Berufsrelevante Register modellieren und fördern“. In seinen Ausführungen erklärte er, dass es nicht die eine Deutsche Sprache gibt, sondern dass Sprache aus einem komplexem
System besteht, das geprägt wird durch die Dimensionen Zeit, Raum, Schicht, Situation, Funktion und Medium. Er formulierte die Forderung, dass Berufssprache didaktisch möglichst frühzeitig vermittelt werden sollte und eine Verzahnung von berufsrelevanten Inhalten mit der entsprechenden Sprachbildung bereits in der Sekundarstufe I einhergehen sollte. In seinen anschließenden Workshops vertiefte er diesen Ansatz.
Anne Kuhnert vom Institut für Digitale Pädagogik in Berlin sprach im Livestream zum Thema „Armutssensible Pädagogik mit dem Schwerpunkt Sprache“. Sie stellte die Auswirkungen auf die Bildungsbiographien bei Kindern, die von Armut betroffenen bzw. armutsgefährdetet sind, dar. Kuhnert widersprach gängigen Klischees: Nicht alle Menschen in Armut hätten einen niedrigen Bildungsabschluss, sprächen nur einfache Sprache, lebten ungesund, seien zugewandert oder hätten Migrationserfahrungen. Sie verwies auch auf die erschwerenden Coronabedingungen, unter denen für armutsgefährdete Kinder durch z.B. fehlende Hardware Homeschooling nicht leistbar sei. „Dies führt dazu, dass Bildungsungleichheit zunehmen wird“, hielt sie fest.
Sie verdeutlichte, dass es bei der Armutssensibilität im ersten Schritt darum geht, auf die richtige Ansprache zu achten und ausgrenzende Sprache sowie Stigmatisierungen und Bewertungen zu vermeiden, denn: Sprache schafft Realität. Kuhnerts Postulat ist die Unterstützung Betroffener durch Bildungs-Netzwerke und empathische pädagogische Fachkräfte, die das Problem anerkennen und reflektieren. In ihrem anschließenden Workshop erarbeitete sie die praktische Umsetzung dieser These.
Beide Vorträge stehen bis zum 15, Dezember 2020 auf der Internetseite der Bildungsregion unter https://www.bildungsregion-emsland.de/ zu Verfügung. Die Handouts zu den gut besuchten Workshops sind dort ebenfalls zu finden.
(Bild: v.l. Landrat Marc-André Burgdorf, Erster Kreisrat Martin Gerenkamp, Dr. Annette Puckhaber von der Landesschulbehörde und Fachbereichsleiter Bildung, Christoph Exeler)
(PM)
(09.12.20)