Berlin: Grünes Licht für den zweiten Corona-Impfstoff: Die Europäische Kommission hat nach der Bedingten Zulassung für das Produkt von Biontech/Pfizer auch dem Impfstoff des US-Herstellers Moderna eine solche Genehmigung erteilt.
Bei beiden Mitteln handelt es sich um mRNA-Impfstoffe. In dem Begriff steht das „m“ für messenger und „RNA“ für ribonucleic acid (Deutsch: Ribonukleinsäure). Mit der mRNA enthalten die Impfstoffe die Bauanleitung für einen Bestandteil des COVID-19-Erregers. Auf dieser Grundlage stellen die Körperzellen das Virusprotein her. Gegen dieses entwickelt der Körper seine Immunantwort. Die mRNA wird dabei nicht in das Erbgut des Menschen eingebaut.
Wirkung der Impfstoffe
Beide Impfstoffe haben bislang hohe Grade bei der Wirksamkeit erzielt. Das US-Unternehmen Moderna hatte Ende November mitgeteilt, dass der Impfstoff eine Wirksamkeit von 94,1 Prozent besitze, gemessen 14 Tage nach der zweiten Dosis. Der Pfizer-Impfstoff zeigte eine fast identische Wirksamkeit von 95 Prozent – hier waren es sieben Tage nach der zweiten Dosis.
Ob die genannten Zahlen auch bei einem massenhaften Einsatz der Impfstoffe zu erreichen sind, wird sich in einigen Monaten zeigen. Unklar ist auch, wie lange die Impfungen genau schützen und ob der Geimpfte das Virus noch weitergeben kann. Optimistisch sind Experten, dass die Impfungen auch bei der Coronavirus-Variante B.1.1.7 funktionieren, die in Großbritannien entdeckt wurde und als besonders ansteckend gilt.
Auch bei der benötigten Häufigkeit der Impfungen gibt es große Übereinstimmungen. Sowohl der Biontech/Pfizer- als auch der Moderna-Impfstoff erfordert zwei Injektionen. Bei Biontech/Pfizer bekommt der Patient im Abstand von etwa drei Wochen jeweils eine Dosis. Beim Produkt von Moderna sind es rund vier Wochen.
Der Biontech/Pfizer-Impfstoff muss vor dem Spritzen mit einer Natriumchlorid-Lösung verdünnt werden. Jede Dosis enthält 30 Mikrogramm Impfstoff. Das Produkt von Moderna wird dagegen bereits gebrauchsfertig geliefert und enthält mit 100 Mikrogramm rund dreimal mehr Impfstoff pro Dosis. Gespritzt wird jeweils in den Oberarm-Muskel. Der Wirkstoff könne für einige Stunden im Muskel bleiben und der Körper habe so Zeit, ihn zu erkennen und darauf zu reagieren, erklärte der Virologe Andreas Podbielski.
Welche Nebenwirkungen gibt es?
An der Phase-3-Studie von Biontech/Pfizer beteiligten sich etwa 44.000 Teilnehmer, bei Moderna waren es rund 30.000. Unabhängig vom Präparat gaben viele Studienteilnehmer Schmerzen an der Injektionsstelle, Müdigkeit sowie Kopf- und Muskelschmerzen an. Manche litten auch an Fieber und Schüttelfrost. Im Allgemeinen waren die Nebenwirkungen schwach bis mäßig und klangen nach kurzer Zeit ab. Bei beiden Impfstoffen traten die Begleiterscheinungen öfter bei der zweiten Impfdosis auf. Im Vergleich zu Grippe-Impfstoffen gab es häufigere Nebenwirkungen.
Lagerung der Impfstoffe
Der Impfstoff von Biontech/Pfizer muss bei minus 70 Grad gelagert werden. In speziell entwickelten Versandboxen kann das Präparat bis zu 15 Tage transportiert werden. Beim Moderna-Impfstoff muss es mit etwa minus 20 Grad Celsius, im Vergleich, nicht ganz so kalt sein.
Unterschiede gibt es auch nach dem Auftauen: Der Pfizer-Impfstoff kann im Kühlschrank gelagert werden, muss aber innerhalb von fünf Tagen aufgebraucht sein. Der Moderna-Impfstoff ist 30 Tage bei Kühlschranktemperatur und zwölf Stunden bei Raumtemperatur stabil.
Beide Impfstoffe müssen nach Erstnutzung innerhalb von sechs Stunden verbraucht werden. Eine Durchstechflasche reicht bei Biontech/Pfizer für fünf bis maximal sechs Dosen, bei Moderna für zehn.
Impfstoffbestellungen
Von Biontech/Pfizer sind für dieses Jahr 300 Millionen Dosen bestellt. Davon bekommt Deutschland laut Bundesgesundheitsministerium über 85 Millionen Impfdosen. Mit dem Hersteller wird zudem gerade über zusätzliche Lieferungen verhandelt. Moderna will 2021 etwa 600 Millionen Impfdosen produzieren, die EU hat sich derzeit davon 160 Millionen gesichert. Deutschland erhalte zwei Millionen Dosen im ersten Quartal 2021 und insgesamt 50 Millionen im Gesamtjahr, erklärte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn.
(Symbolbild)
(07.01.21)