Einst verschmäht, sind Tattoos längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Der Anteil der tätowierten Deutschen hat sich in den vergangenen neun Jahren fast verdoppelt, wie aus einer Umfrage hervorgeht. Mehr als jeder fünfte Bundesbürger ist demnach tätowiert.
Nun könnte es bald mit bunten Motiven vorbei sein: In Brüssel gibt es Bestrebungen, bestimmte Pigmente europaweit zu verbieten – wegen möglicher gesundheitsgefährdender Eigenschaften.
Im Zentrum der Diskussion stehen zwei Pigmente: „Blau 15“ und „Grün 7“, die für Tätowierer äußerst wichtig sind. Die Pigmente werden zur Mischung zahlreicher Farbnuancen benötigt. In fast zwei Dritteln aller Tattoo-Farben sind sie enthalten, wie der deutsche Tattooverband angibt.
Für Haarfärbemittel sind diese Pigmente wegen Gesundheitsbedenken, laut des Bundesinstituts für Risikobewertung (BFR), bereits verboten. Sie stehen im Verdacht, krebserregend zu sein. Erwiesen ist das aber nicht.
Ein Beschränkungsvorschlag der Europäischen Chemikalien Agentur (ECHA), der auch die zwei Pigmente betrifft, liegt den BFR-Angaben zufolge bei der Europäischen Kommission. Dabei gehe es auch um die Einschränkung in Tätowiermitteln. Jedoch sei die vorhandene Datenlage zu den gesundheitsgefährdenden Eigenschaften beider Pigmente unvollständig, so das BFR.
Ein mögliches EU-Verbot der Pigmente „Blau 15“ und „Grün 7“ hätte für Tattoostudios drastische Folgen. Und auch für den Verbraucherschutz wäre die Maßnahme problematisch, warnt der Bundesverband Tattoo. Nach einer eigenen Untersuchung der Inhaltsstoffe aller handelsüblichen Tattoo-Farben enthielten fast zwei Drittel aller Farben die beiden Pigmente.
Hersteller und Tätowierer könnten unter dem Druck der Nachfrage verzweifelte Wege gehen, befürchtet ein Verbandssprecher. Anbieter könnten demnach beispielsweise ihre Produkte als Künstlerfarben umdeklarieren, um sich dadurch dem Verbot zu entziehen.
Der Bundesverband Tattoo sowie zahlreiche Tätowier*innen rufen daher auf, eine Petition zum Schutz der Farbpigmente zu unterschreiben. Die Diskussion um das Verbot läuft bereits seit Anfang vergangenen Jahres.
(Symbolbild)
(18.03.21)