Landkreis Emsland/Landkreis Grafschaft Bentheim: Analog zum Bundes-und Landestrend sind die Verkehrsunfallzahlen auch in den Landkreisen Emsland und Grafschaft Bentheim teils deutlich zurückgegangen. „Mit einer Gesamtzahl von 8.821 Unfällen, verzeichnen wir eine Reduzierung um 9,54 Prozent und befinden uns damit auf einem Fünfjahrestief“, so Inspektionsleiterin Nicola Simon im Rahmen der Vorstellung der Statistik.
Weniger deutlich ist der Rückgang bei den tödlich verlaufenen Verkehrsunfällen ausgefallen. Der rückläufige Trend der Jahre 2017 und 2018, mit jeweils 19 beziehungsweise 18 tödlichen Unfällen, konnte weder in 2019, noch in 2020 fortgesetzt werden. Insgesamt 26 Unglücke im Straßenverkehr, mit 28 Verstorbenen, mussten im Jahr 2020 durch unsere Kolleginnen und Kollegen bearbeitet werden. In 2019 waren es bei 28 Verkehrsunfällen insgesamt 29 Menschen, die ihr Leben im Straßenverkehr verloren haben.
In Bezug auf die Ursachen tödlicher Verkehrsunfälle haben sich zwei deutliche Auffälligkeiten hervorgetan: Waren in 2019 noch fünf tödliche Unglücke auf Fehler beim Abbiegen zurückzuführen, war es in 2020 kein einziger mehr. Dafür hat sich die Zahl der Geschwindigkeitsursachen mehr als verdoppelt. Darunter fallen sowohl die klassischen Geschwindigkeitsüberschreitungen, als auch sonstige Fälle von nicht angepasster Geschwindigkeit. Wurden 2019 noch sechs dieser Fälle verzeichnet, kamen 2020 fünfzehn Menschen infolge von Geschwindigkeitsverstößen zu Tode. „Hier müssen und werden wir weiterhin verstärkt Maßnahmen treffen, um dieser Entwicklung gegenzusteuern. Jeder Verkehrstote ist einer zu viel,“ stellt Simon klar.
„Bei aller Sorge um die Entwicklung der Unfälle mit tödlichen Folgen, gibt es aber auch positive Tendenzen zu vermelden“, so Polizeioberrat Robert Raaz. Unter Einbeziehung der Schwerverletzten, macht die Statistik Hoffnung auf eine Trendumkehr. Als schwerverletzt gilt statistisch jeder, der stationär für mindestens 24 Stunden im Krankenhaus aufgenommen wird. Hier ist seit 2017 ein kontinuierlicher Rückgang zu verzeichnen, der von 2019 auf 2020 mit einem Minus von 18,75 Prozent noch einmal besonders deutlich ausfällt.
Die Polizeiinspektion Emsland / Grafschaft Bentheim betreibt nach wie vor einen enormen Aufwand, um zielgerichtete Präventionsarbeit zur Verhinderung schwerster Verkehrsunfälle anbieten zu können. Insbesondere die Arbeit mit den Risikogruppen der Fahranfänger und Senioren findet ungebrochen großen Zuspruch.
Positiv ist die Entwicklung der Verkehrsunfälle unter Beteiligung des Fahrradverkehrs. Nach den starken Anstiegen in 2018 und 2019, wurde in 2020 ein Rückgang um etwa 11 Prozent auf 762 Unfälle verzeichnet. Der Anteil der Elektrofahrräderstieg indes weiter an. In 222 der 762 Fälle waren Pedelecs beteiligt. In vier weiteren, E-Bikes mit einer Höchstgeschwindigkeit von bis zu 45 km/h.
Weiter Rückläufig ist in diesem Zusammenhang auch die Zahl der schweren Verkehrsunfälle unter Beteiligung des Fahrradverkehrs. Von 153 schweren Fahrradunfällen in 2018, sank die Zahl in 2019 auf 138 und in 2020 sogar auf 105. Auch die Anzahl der daran beteiligten Elektrofahrräder sank erstmals, seit die Pedelecs und E-Bikes begonnen haben, den Markt in Deutschland zu erobern. Ihr prozentualer Anteil an den Gesamtunfällen mit schweren Folgen, stieg ungeachtet dessen weiter an und liegt nun bei knapp 43 Prozent.
Vier Radfahrer verloren bei Unfällen in 2020 ihr Leben.
Auch wenn der rasante Anstieg der Pedelec-Unfälle zunächst gestoppt zu sein scheint, ist es wichtig, die Risikogruppen weiter genau in den Blick zu nehmen. Der prozentuale Anteil der an Pedelec-Unfällen beteiligten Seniorinnen und Senioren sinkt nur, weil auch andere Bevölkerungsgruppen das Pedelec für sich entdeckt haben. In absoluten Zahlen ist weiterhin eine deutliche Steigerung erkennbar. Waren in 2018 lediglich 144 Seniorinnen und Senioren an Pedelc-Unfällen beteiligt, waren es in 2019 schon 213. In 2020 stieg die Zahl dann noch einmal auf 236 an.
Das inspektionsweite Präventionsprojekt „Fit mit dem Pedelc“, findet nach wie vor überwältigenden Anklang. Sämtliche Kurse sind restlos ausgebucht.
Unfälle unter Alkoholeinfluss sanken in 2020 auf den niedrigsten Wert der vergangenen fünf Jahre. Bei insgesamt 183 Unfällen hat Alkohol als Ursache eine Rolle gespielt. Ein Jahr zuvor waren es noch 227.
Die Entwicklung der Gesamtunfallzahlen auf den Autobahnen 30 und 31 im Emsland und der Grafschaft Bentheim liegen in etwa auf dem Niveau der vergangenen Jahre. Eine Ausnahme bildet dabei jedoch die Entwicklung der durch Fahrer großer Lkw verursachten Unfälle. Auf beiden Autobahnen wurde in 2020 der Höchststand solcher Unfalltypen erreicht. 18 schweren Lkw-Unfällen auf der A31 stehen acht dieser Unglücke auf der A30 entgegen. Die Polizeiinspektion Emsland / Grafschaft Bentheim wird den Entwicklungen mit einem gezielten Maßnahmenpaket begegnen. Dazu zählt auch die verstärkte Ahndung von Abstandverstößen im Schwerlastverkehr.
Der Einfluss der Corona-Pandemie auf das Unfallgeschehen ist empirisch nicht belegt. Die Vermutung, dass die rückläufige Mobilität in Teilbereichen auch Einfluss auf die Rückgänge der Unfallzahlen hat, liegt jedoch nahe.
(PM)
(23.04.21)