Lingen: Wie ist es um die Energiewende im Landkreis Emsland bestellt? Zu dieser Frage forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Campus Lingen der Hochschule Osnabrück seit knapp zwei Jahren. Nun präsentieren Prof. Dr.-Ing. Anne Schierenbeck, Prof. Dr. Tim Wawer und der wissenschaftliche Mitarbeiter Jonas Baars erstmals detaillierte Ergebnisse zur Energieerzeugung, zum Energieverbrauch und zu regionalen Besonderheiten im Emsland. Den Schwerpunkt der Untersuchung bilde der Elektrizitätssektor. So werde insbesondere die Gegenüberstellung der erneuerbaren Stromproduktion zu dem lokalen Verbrauch der Haushalte, Gewerbe-, Handel- und Dienstleistung (GHD) sowie Industrie und Landwirtschaft in den Blick genommen. Für die Erzeugung von erneuerbarem Strom für das Emsland lasse sich unter anderem ableiten, dass der Ausbau der Windenenergie zwar ungleich verteilt ist. „Für die Gemeinden Werlte, Dörpen, Lathen, Rhede, Sögel, Freren, Haselünne, Haren, Nordhümmling, Twist und Legerich aber gilt, dass sie die Ausbauziele der Bundesregierung erreicht haben. Dies kann als positiver Schritt der Energiewende im Emsland gesehen werden“, betont Prof. Dr.-Ing. Anne Schierenbeck. Schaue man sich die Stromerzeugung aus Photovoltaik auf Dachflächen bei den privaten Haushalten und der Industrie an, gebe es insbesondere in den Städten Lingen und Papenburg noch Ausbaupotenzial, erklärt die Professorin für Energiemanagement am Campus Lingen. In der Betrachtung sei vor allem aufgefallen, dass das Emsland sich durch Haushalte mit verhältnismäßig viel Wohnfläche, vielen Haushaltsmitgliedern sowie einem hohen Industrieanteil im Vergleich zur Einwohnerzahl auszeichne. „Als Energiespeicher ist Wasserstoff sinnvoll, wenn der für die Produktion benötigte Strom aus erneuerbaren Energien kommt“, fügt Wawer hinzu. Schierenbeck hebt einen weiteren Pluspunkt in der Wasserstoffproduktion hervor: „Die bei der Elektrolyse entstehende Abwärme kann in Wärmenetze eingespeist werden.“ Sie empfiehlt, vorhandene Blockheizkraftwerke für den Betrieb mit Wasserstoff vorzubereiten. Die Voraussetzungen für die Elektrifizierung der Sektoren Wärme und Mobilität würden bereits geschaffen und die Industrie habe die Möglichkeit, sich vor Ort günstig mit erneuerbaren Energien zu versorgen und neue Geschäftsfelder zu erschließen. Damit eröffneten sich Chancen für den Ausbau von Wind- und Solarenergie ebenso wie für kommunale Wärmenetze und Pilotprojekte im Bereich Wasserstoffnutzung. „Die Untersuchung hat gezeigt, dass eine regionale Betrachtung der erneuerbaren Energieversorgung überaus wichtig ist, da die Umsetzung der Energiewende vor Ort geschehen muss“, betont der Professor für Energiewirtschaft abschließend.
(Bild: Hochschule Osnabrück – Prof. Dr. Tim Wawer)
(PM)
(30.04.21)