Landkreis Emsland: Zum internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen werden morgen, 25.11.2021, mehrere Aktionen im Landkreis laufen. Unter anderem werden als Zeichen gegen die Gewalt in Meppen vor dem Kreishaus und in Papenburg, Lingen und Haren vor den Rathäusern Fahnen gehisst.
Weiterhin wird es in Martinus Oberschule Haren eine bewegte Mittagspause geben. Das Präventionsteam der Polizei, die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt und der Karateverein bunkai Haren e.V. organisieren einen kostenlosen Selbstverteidigungskurs für Frauen. In dieser Schnupperstunde sollen Frauen Grundtechniken der Selbstbehauptung nähergebracht werden. Der Kurs wird von 12:15 Uhr bis 13:15 Uhr unter Einhaltung der aktuell geltenden Schutzmaßnahmen stattfinden. Anmeldungen für Interessierte werden bei der Gleichstellungsbeauftragten Kerstin Wilken unter: 05932- 8 288 oder per E-Mail unter kerstin.wilken@haren.de entgegengenommen.
Als weitere Aktion geben mehrere Bäckereien bedruckte Brötchentüten aus. Unter dem Motto „Gewalt kommt nicht in die Tüte“ wird auf der Rückseite auf Anlaufpunkte für Betroffene aufmerksam gemacht. Solche Angebote sind beispielsweise das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ unter der Rufnummer 08000116016 (täglich anonyme und kostenlose Beratung, auch in vielen Sprachen mit Unterstützung von Dolmetscherinnen), sowie für Kinder das Kinder- und Jugendtelefon „Nummer gegen Kummer“ unter der Rufnummer 08001110333 (ebenfalls kostenlos und anonym von Montag bis Samstag 14 bis 20 Uhr).
Fälle häuslicher Gewalt nehmen zu
Der gemeldeten Fälle häuslicher Gewalt nahmen im Jahr 2020 deutlich um 11,84 % zu – von 3.294 auf 3.684 Taten. 2381 Opfer davon waren weiblich. 2019 waren es 2.108 Frauen, die von häuslicher Gewalt betroffen waren. Für dieses Jahr deuten die Zahlen auf ein ähnliches Niveau hin. Eine Ursache für die Zunahme der Taten dürfte auch die Corona-Pandemie sein, in der zunehmend Konflikte innerhalb der eigenen vier Wände entstanden und ausgetragen wurden. Unter häusliche Gewalt fallen nicht nur körperliche Auseinandersetzungen über sexuelle Gewalt bis hin zu versuchten und gelungenen Tötungsdelikten. Bereits psychisch belastende und subtile Handlungen wie Beleidigungen und Bedrohungen zählen dazu. Noch zu einer Anzeige unentschlossenen betroffenen Frauen wird übrigens empfohlen, trotzdem schon mögliche Verletzungen bei einer Beratungsstelle von zum Beispiel ProBeweis dokumentieren zu lassen. Es gilt die ärztliche Schweigepflicht. Die Dokumentation ist auch nach Jahren noch als belastendes Beweismaterial nutzbar.
Die Aktionen sollen die meist hinter verschlossenen Türen stattfindende Gewalt sichtbarer, auf die Problematik aufmerksam machen und Betroffene ermutigen, sich zu wehren. Vertrauenspersonen, die von Fällen häuslicher Gewalt wissen, sollen unkompliziert und vorurteilsfrei Hilfestellung anbieten können, sofern von der Betroffenen gewünscht.
Eine weitere Möglichkeit, unauffällig auf eine Gewaltsituation zuhause aufmerksam zumachen, ist eine Handgeste, die gerade auf der Videoplattform TikTok Bekanntheit erlangt. Dabei wird die aufrechtgehaltene, ausgestreckte Hand gezeigt, dann der Daumen auf die Handfläche gelegt und anschließend von den anderen Fingern umschlossen. Mit dieser Geste soll in den USA sogar schon eine Teenagerin vor ihrem Entführer gerettet worden sein.
Am wichtigsten ist jedoch, dass alle Menschen aufmerksamer ihr Umfeld beobachten und schneller bei Anzeichen von häuslicher Gewalt einschreiten können.
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(Titelbild: Landkreis Emsland)
(24.11.21)