Dörpen: Schülerinnen und Schüler des zehnten Jahrgangs der Oberschule Dörpen stellten im Dorfgemeinschaftshaus Hasselbrock eine Projektarbeit zum Lager 4 in Walchum vor. Dieses war eines von insgesamt 15 Emslandlagern, das die Nationalsozialisten in der Region betrieben. Lehrerin Margret Andrees, die außerdem als abgeordnete Lehrkraft der Gedenkstätte Esterwegen tätig ist, betreute das Projekt, das im Rahmen von Geschichtsunterricht und Demokratiebildung durchgeführt wurde. Die Schülerinnen und Schüler zeigten am Praxisbeispiel mit örtlichem Bezug auf, welche erschütternden Folgen aus der Zerstörung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit erwachsen sind und welche Lehren daraus gezogen werden können.
Die Jugendlichen stellten anhand einer Präsentation abwechselnd die einzelnen Themenkomplexe rund um das Lager 4 vor. Wie sah der Alltag im Lager aus? Wer wurde inhaftiert? Wer waren die Wachmänner und welche Rolle spielte die Moor-SA? Antworten auf diese und weitere Fragen wurden anschaulich dargestellt. Der zeitliche Rahmen, den die Schülerinnen und Schüler betrachteten, erstreckte sich von der Machtergreifung der NSDAP im Jahr 1933 bis zum Kriegsende 1945.
Zum Auftakt der Veranstaltung spielte eine aus den Reihen der Schülerinnen und Schüler gebildete Bläsergruppe unter der Leitung von Andrea Dommel das bekannte Lied der Moorsoldaten. Darauffolgend begrüßten Heimatvereinsvorsitzender Heinz Dirksen und Bürgermeister Alois Milsch das Publikum. Auch Jacqueline Meurisch, Leiterin der Gedenkstättenpädagogik in Esterwegen, richtete einige Worte an die Anwesenden. Alle betonten die Wichtigkeit von gelebter Erinnerungskultur und bedankten sich für die geleistete Arbeit. Außerdem zeigten sie sich sehr erfreut über die große Anzahl der Gäste. Das sei ein deutliches und starkes Zeichen dafür, dass die Menschen im Ort großes Interesse daran haben, dass diese Ereignisse, auch wenn sie fassungslos machen, nicht in Vergessenheit geraten.
Nachdem der Vortrag beendet war, wurde die Veranstaltung so geschlossen, wie sie auch begann. Die Bläsergruppe spielte erneut das Lied der Moorsoldaten und zum Abschluss sangen dieses Mal einige der Schüler dazu die letzte Strophe des Liedes. Damit markierten folgende Worte das Ende des Vortrags: „Dann zieh‘n die Moorsoldaten, nicht mehr mit dem Spaten, durch’s Moor.“
Dem Vortragsabend in Hasselbrock ging ein Projekttag im Oktober in der Oberschule Dörpen voraus. Dabei bearbeiteten die Schülerinnen und Schüler in Gruppen einzelne Themenschwerpunkte zum Lager 4 in Walchum und stellten so den umfangreichen Fundus an Informationen zusammen. Abgerundet wurde der Tag durch zwei Videobotschaften. Jens Gieseke, Abgeordneter des Europaparlaments, dankte den Schülerinnen und Schülern für ihre engagierte Arbeit und betonte die Wichtigkeit der Auseinandersetzung mit dem komplexen und schweren Thema. Auch Landrat Marc-André Burgdorf meldete sich per Videobotschaft. Als Stiftungsvorstand der Gedenkstätte Esterwegen würdigte er, dass sich junge Emsländerinnen und Emsländer mit der Geschichte des Landkreises auseinandersetzen.
Zunächst war gar nicht vorgesehen das Projekt öffentlich zu präsentieren. Bei Gesprächen der Schule mit dem Heimatverein und der Gemeinde Walchum zeichnete sich jedoch schnell ab, dass die Erkenntnisse zum Lager 4, gewissermaßen am Ort des Geschehens, einem öffentlichen Publikum vorgestellt werden sollten. Das begrüßte auch Jacqueline Meurisch sehr. Die Gedenkstätte Esterwegen unterstützte das Projekt von Beginn an mit großer Fachkenntnis und wird außerdem die Neugestaltung der Gedenktafeln am Lagerort begleiten, um Informationen über das Lager 4 bereitzustellen und an die Geschehnisse zu erinnern. Die Ergebnisse der Schülerarbeiten sollen in diese Neugestaltung einfließen.
Die ausführlichen Projektergebnisse können auf der Internetseite der Oberschule Dörpen eingesehen werden.
(Bilder: Samtgemeinde Dörpen / Daniel Mäß)
(PM)
(24.01.24)