„Am heutigen Mittwoch (02.10.) hat die Universität Osnabrück den Abschlussbericht zur Studie „Betroffene – Beschuldigte – Kirchenleitung: Sexualisierte Gewalt an Minderjährigen sowie schutz- und hilfebedürftigen Erwachsenen durch Kleriker im Bistum Osnabrück“ vorgestellt. Erneut bin ich als Bischof und Ordensmann beschämt, dass zahlreichen Kindern, Jugendlichen und anderen Schutzbefohlenen in der katholischen Kirche ausgerechnet von denen, von denen sie sich Zuwendung und Schutz erhofften, solches Leid zugefügt wurde. Schon der vor zwei Jahren vorgelegte Zwischenbericht der Forschungsgruppe hat gezeigt, dass Täter von Verantwortungsträgern unserer Kirche oft nicht hinreichend zur Rechenschaft gezogen und Betroffenen häufig nicht geholfen, ja nicht einmal geglaubt wurde.
Der Abschlussbericht nennt nun eine Gesamtzahl von 349 identifizierbaren Betroffenen und gesicherten Hinweisen auf mindestens 60 weitere Betroffene, die für die Zeit seit 1945 aus dem Aktenstudium und Meldungen von Betroffenen im Bistum Osnabrück und im Erzbistum Hamburg, dessen Gebiet bis 1995 zu Osnabrück gehörte, hervorgegangen sind. Das führt uns die Dimension dieses Grauens noch einmal vor Augen. Daneben legt der Bericht den Fokus auf systemische Bedingungen, die sexualisierte Gewalt im Raum der Kirche, in den Gemeinden und Einrichtungen unseres Bistums, in den vergangenen Jahrzehnten ermöglicht und manchmal sogar befördert haben. Die im Rahmen des Forschungsprojekts herausgearbeiteten „Narrative“ und „Einblicke“ werden wir im Bistum gründlich auswerten, damit wir aus diesen Erfahrungen Konsequenzen ziehen können.
Herr Haucke hat heute Morgen in der Pressekonferenz gesagt: „Aufarbeitung ist Zukunftsgestaltung.“ Diesen Satz verstehe ich als Auftrag auch an mich als Bischof von Osnabrück.
Ich danke den Betroffenen, deren Bereitschaft, zu diesem Forschungsprojekt beizutragen, entscheidend war – das wurde heute Morgen bereits deutlich. Und ich danke allen weiteren Beteiligten, die dieses Forschungsprojekt und den nun vorliegenden Abschlussbericht in den vergangenen Jahren entwickelt, begleitet und erarbeitet haben. Nach dem Zwischenbericht wurde hier im Bistum bereits vieles getan, um den Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt und die Prävention weiter zu verbessern. Ich werde in den nächsten Tagen, auch in Rücksprache mit Fachleuten und Betroffenen, eine erste gründliche Auswertung des nun vorliegenden Abschlussberichts vornehmen. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse werden mir als neuem Bischof von Osnabrück helfen, den Schutzprozess gegen sexualisierte Gewalt gemeinsam mit den vielen Engagierten insgesamt weiter zu stärken und in die Zukunft zu führen.“
(02.10.24)