Gips im Trockenbau: Darum ist Gips so wichtig
Geht es um Trockenbau, Renovierung und Sanierung, dann ist Gipskarton ein Wundermittel. Statt aufwändigem Verputzen, werden die Platten aus Naturgips oder REA-Gips an Innenwände geklebt oder geschraubt. Das geht nicht nur schneller, Gipsplatten sind zudem kostengünstig, feuerbeständig und leicht. Dadurch lässt sich die Arbeitszeit stark verkürzen, denn Sie müssen nicht warten, bis Putz trocknet und können die Arbeit selbst erledigen.
Ohne Gips nichts los: Wie steht es um die Gipsindustrie?
Die Verwendung von Gipskartonplatten, auch Rigipsplatten genannt, gehört zum Standardrepertoire im mörtelfreien Bauen, also im Trockenbau. Zu bevorzugten Anwendungen zählen:
Einziehen nichttragender Innen-, Zwischen- und Trennwände (beispielsweise für Raumtrennung, neue Räume oder begehbare Kleiderschränke)
Verkleiden von nichttragenden Innenwänden oder Dachschrägen
Trockenputz/-strich beim Ausbau von Dachschrägen
Abhängen von Decken
Schall- und Brandschutz oder Dachdämmung
Bereiten von Trockenunterboden
Um den hohen Bedarf der Bauindustrie zu decken, kommen aktuell bis zu 70 Prozent Rigips aus der Braunkohleverstromung. Dabei handelt es sich in erster Linie um REA-Gips, der als Restprodukt von Rauchgasentschwefelungsanlagen (daher die Abkürzung „REA“) anfällt.
Genau diese wichtige Gipsquelle kommt jedoch spätestens 2038 zum Erliegen, denn bis dahin soll Deutschland gemäß Energiewende und Kohleausstiegsgesetz vollständig aus der Kohleverstromung aussteigen. Im Idealfall soll die Stilllegung aller Braunkohle-Kraftwerke sogar schon bis 2035 erfolgen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fordert zudem den noch nicht gesetzlich verankerten Ausstieg aus dem Naturgipsabbau.
Wie wird der Gipsbedarf in Zukunft gedeckt?
Derzeit macht sich ein Gipsmangel noch nicht bemerkbar. Die absehbare Gipsknappheit bringt die Bauindustrie jedoch schon jetzt ins Grübeln. Mehr als die Hälfte der Gipsversorgung muss in Zukunft durch Alternativen gesichert werden. Das sind laut Bundesverband Baustoffe von jährlich zehn Millionen Tonnen Gesamtbedarf rund sechs Millionen Tonnen REA-Gips, für die es Ersatz braucht.
Ein naheliegender Weg zur Gipsgewinnung ist Naturgips, der im Gegensatz zu REA-Gips natürlich vorkommt. Hierzu gilt es jedoch, Gipsressourcen abzubauen, die sich als sogenannter „Gips-Gürtel“ über Baden-Württemberg und Nordbayern bis in den Harz ziehen. Genau davor warnen Naturschützer, denn der Gipsabbau gefährdet Biosphärenreservate und Höhlensysteme.
Um die Gipsvorkommen in der Gipskarstlandschaft im Südharz zu schützen, betont der BUND Niedersachsen daher: Es gibt bereits genug Alternativen zum Naturgips. Dazu zählen vor allem Gipsrecycling und Gips aus der chemischen Industrie.
Gipsrecycling? Bisher noch Mangelware
Recycelter Gips bietet eine Möglichkeit, die sinkende Gipsverfügbarkeit aufzufangen. Das gilt sowohl für Natur- als auch für REA-Gips, denn beide eignen sich für Recycling. Im Fall von Gipskartonplatten werden Gipskern und Kartonmantel getrennt, zerkleinert und in Gips-Recyclinganlagen aufbereitet. Laut BUND hinkt Deutschland in diesem Bereich leider hinterher, denn nur zwei Prozent der Gipsabfälle werden recycelt. In anderen EU-Mitgliedsländern sind es 40 bis 80 Prozent. Die gute Nachricht: Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Verwendung von Recyclinggips um 17 Prozent in 2023.
Das zeigt, dass Recyclinggips in der Baubranche zunehmend Akzeptanz findet. Ein notwendiges Signal, denn in den kommenden Jahren wird sich das Produkt zu einer wichtigen Säule für die Bauindustrie entwickeln. Das gilt sowohl für die Deckung des Gipsbedarfs als auch für eine nachhaltigere Rohstoffversorgung.
Kleiner DIY-Ratgeber: So klappt die Arbeit mit Gipskarton
Wenn Sie selbst schon Gipsplatten installiert haben, wissen Sie, warum diese so beliebt sind. Sie lassen sich leicht verarbeiten und helfen, im Haushalt Energie zu sparen – beispielsweise durch abgehängte Decken, die ein effizienteres Heizen ermöglichen.
Wenn Sie bei der nächsten Renovierung oder Sanierung auf Rigipsplatten statt auf Handwerker und Verputzen setzen wollen, dann geben unsere Tipps eine kleine Orientierung:
Zwischen Kleben und Verschrauben wählen: Die Befestigung von Rigipsplatten kann mit Schrauben oder Kleben erfolgen. Beim Verschrauben ist bei Trennwänden oder Montagedecken meist eine Unterkonstruktion, bestehend aus Metallprofilen oder Holzleisten, nötig. Beim Kleben können Sie ganz auf Bohrmaschine, Löcher und Schrauben verzichten. Hier braucht es im Alt- wie im Neubau nur einen speziellen Kleber für Rigipsplatten.
Die richtige Größe wählen: Rigipsplatten gibt es in verschiedenen Abmessungen. Hier finden sich Längen zwischen 2 bis 4 Meter und Breiten zwischen 60 und 120 Zentimeter. Besonders häufig sind Längen von 2 bis 2,6 Metern. Die Dicke reicht von 6,5 bis 25 Millimeter. Die Durchschnittsdicke liegt im Trockenbau bei 9,5 Millimetern. Rigipsplatten lassen sich zudem mit Cuttermesser, Tauchsäge oder Gipskartonsäge zurechtschneiden.
Gipsplatten gestalten: Wurden die Gipsplatten angebracht, dann kann es weitergehen. Möchten Sie Dekoration, Bilder oder andere Gegenstände befestigen, dann braucht es spezielle Gipsdübel, die zu den gewünschten Lasten passen. Darüber hinaus lassen sich Rigipsplatten mit einer Grundierung nach Wunsch tapezieren, streichen, fliesen und verputzen.
Nicht vergessen: Beim Entfernen von Rigipsplatten kommt es auf eine ordnungsgemäße Entsorgung an. Kleinere Rigipsreste gehören in den Restmüll. Bei umfangreichen Renovierungen und Sanierungen empfiehlt sich für ein erfolgreiches Recycling die Hilfe eines Entsorgungs- oder Containerdienstes.
(07.01.25)