Die Wirtschaft in der Region Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim bleibt auch zum Jahresbeginn 2025 in einer Abwärtsspirale. Der IHK-Konjunkturklimaindex verzeichnet einen weiteren Rückgang um zwei Punkte und liegt nun bei 71 Zählern – deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 100 Punkten. Damit setzt sich der konjunkturelle Abschwung fort, der seit Ende 2021 anhält. Diese Kernergebnisse ihrer aktuellen Konjunkturuntersuchungen stellten die IHK Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim und Creditreform Osnabrück/Nordhorn jetzt gemeinsam vor.
„Der Konjunkturklimaindex ist zwar nicht dramatisch gesunken, aber der Trend ist eindeutig: Die wirtschaftliche Lage ist und bleibt schlecht. Zudem blicken die regionalen Unternehmen in unserer Region mehrheitlich ohne Zuversicht auf das neue Jahr“, so IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf. Mehr als jedes fünfte Unternehmen beurteilt unter dem Strich die Geschäftslage als schlecht. Die Erwartungen für die kommenden Monate trüben sich weiter ein: Per Saldo rechnen 35 Prozent der Unternehmen mit einer weiteren Verschlechterung der Wirtschaftslage (Vorquartal: 31 Prozent). Dementsprechend sind auch die Investitions- und Beschäftigungspläne rückläufig.
Die Creditreform-Daten unterstreichen die angespannte wirtschaftliche Lage in der Region. Die Zahl der Firmen, die als Ausfall gelten und ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen, stieg um fast ein Viertel gegenüber dem Vorjahr – von 334 im Vorjahr auf 414 Betriebe. Damit erhöhte sich die Ausfallquote im IHK-Bezirk von 1,16 auf 1,43 Prozent. „Die steigende Zahl der Ausfälle und die wachsenden Schäden belasten sowohl Unternehmen als auch private Haushalte zunehmend“, erläutert Armin Trojahn, Prokurist bei Creditreform.
Allerdings sei die Situation bisher noch nicht ganz so bedrohlich wie im Bundesdurchschnitt. Dort liege die Ausfallquote bei 1,78 Prozent.
Umso wichtiger sei jetzt, den negativen Bundestrend zu drehen. „Die Bundestagswahl 2025 muss zum Wendepunkt für die deutsche Wirtschaftspolitik werden“, fordert Graf. „Es braucht hierfür am Ende mindestens vier Dinge: den konsequenten Abbau bürokratischer Hürden, eine klügere Energiepolitik, spürbare Investitionen in die Infrastruktur und eine steuerliche Entlastung für die Unternehmen, die langfristig in ihr Wachstum investieren wollen.“
Armin Trojahn ergänzt: „Wir stehen vor der Chance, 2025 als Jahr des wirtschaftlichen Aufbruchs zu gestalten. Es ist an der Zeit, den Unternehmen den Freiraum zu geben, den sie benötigen, um wieder zu wachsen und international wettbewerbsfähig zu bleiben. Bürokratieabbau, ein klarer Kurs in der Steuerpolitik und eine verlässliche Energieversorgung sind die entscheidenden Stellschrauben, an denen die neue Bundesregierung drehen muss, um den Standort Deutschland langfristig zu sichern und den Wohlstand zu bewahren.“
Dass die Unternehmen gerade bei der Wirtschaftspolitik erheblichen Handlungsbedarf sehen, zeigen die Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfrage. Demnach hat die Zahl der Geschäftsrisiken, denen sich die Unternehmen gegenübersehen, seit Beginn des Ukraine-Krieges deutlich zugenommen. Das derzeit größte Risiko sind aus Sicht der Betriebe die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, die von 73 Prozent der Befragten genannt wurden. Dies ist der höchste Wert seit Beginn dieser Zeitreihe vor mehr als zehn Jahren.
Von der Verschlechterung der Wirtschaftsperspektiven und der Ausfallquoten sind nahezu alle Branchen betroffen. Besonders belastet ist der Bausektor, wo die Ausfallquote nach Angaben von Creditreform von 1,69 auf 2,42 Prozent anstieg. In der Industrie stieg die Ausfallquote von 1,22 auf 1,61 Prozent. Der Handel verzeichnete ebenfalls einen Anstieg von 1,32 auf 1,56 Prozent, wobei vor allem der Einzelhandel unter der schwachen Konsumnachfrage leidet. Im Bereich Verkehr haben sich Ausfallquote und Geschäftsklima zwar leicht verbessert, beide Werte liegen aber noch auf unbefriedigendem Niveau.
Kleinere Unternehmen sind überproportional von Ausfällen betroffen. Doch auch größere Unternehmen blieben nicht verschont. Das belegen die Ausfälle von 13 Firmen mit über fünf Millionen Euro Jahresumsatz und sechs Firmen mit teilweise deutlich über 100 Mitarbeitern.
Hintergrund:
Die IHK-Konjunkturumfrage zum 4. Quartal 2024 wurde vom 12. Dezember 2024 bis zum 8. Januar 2025 durchgeführt. 345 Unternehmen nahmen teil. Weitere Informationen und detaillierte Ergebnisse der Umfrage sind unter www.ihk.de/osnabrueck (Nr. 6413650) abrufbar. Der Regionen-Risiko-Check von Creditreform ist unter https://www.creditreform.de/osnabrueck/aktuelles-wissen/pressemeldungen-fachbeitraege/news-details/show/der-regionencheck-4 erreichbar.
(Bilder: IHK)
(PM)
(18.01.25)