
Landkreis Emsland: Von Geburt an versuchen Kinder sich die Welt anzueignen und sie zu verstehen. Eingebunden in diesen Prozess ist der Spracherwerb. Das Beherrschen von Sprache stellt eine Schlüsselqualifikation für weitere Lernprozesse und zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben dar. Kinder mit internationaler Familiengeschichte benötigen mehr Aufmerksamkeit bei der sprachlichen Integration. Dabei helfen die Programme „Rucksack Kita“, „Griffbereit“ und „griffbereitMini“ für Kita-Kinder zwischen null und sechs Jahren sowie deren Eltern/Familie und der Bildungseinrichtung. „Damit baut sich eine Bildungs- und Erziehungspartnerschaft auf, von der alle Seiten nachhaltig profitieren“, sagt Erster Kreisrat Martin Gerenkamp. Er übergab im Meppener Kreishaus Zertifikate an 22 Elternbegleiterinnen bzw. an die in Vertretung anwesenden Leitungen der Kindertagesstätten (Kitas) und Familienzentren, um sie für die Teilnahme am Programm zu würdigen.
Die Programme werden in den emsländischen Kindertageseinrichtungen, Familienzentren oder Kommunen durchgeführt. 2019 ist das Projekt mit fünf Gruppen gestartet. Seitdem ließen sich insgesamt 22 Personen zur Elternbegleiterin ausbilden. Die Elternbegleiterin leitet in den Programmen die Gruppe und bringt selbst eine Zuwanderungsgeschichte mit. Sie ist die Schlüsselperson für das Gelingen der Einbindung der Eltern in die Programme. Unterstützt wird sie vor Ort von einer pädagogischen Fachkraft.
Aktuell existieren insgesamt 13 Gruppen in den verschiedenen emsländischen Einrichtungen. Darunter sind insgesamt neun „Rucksack KiTa-Gruppen“ im Familienzentrum DRK, Papenburg (zwei Gruppen), Familienzentrum Purzelbaum, Lathen, Familienzentrum St. Ansgar, Meppen, Familienzentrum St. Margareta, Meppen, Familienzentrum St. Vincentius, Haselünne (zwei Gruppen), Kindertagesstätte Emspiraten, Haren, und Familienzentrum St. Michael Papenburg, eingerichtet worden. Hinzu kommen weitere drei „Griffbereit- Gruppen“ in den Familienzentren DRK, Papenburg, St. Margareta, Meppen, und Samtgemeinde Lengerich sowie eine „griffbereitMini- Gruppe“ ebenfalls im Familienzentrum DRK Papenburg.
„Kinder, Eltern, Elternbegleiterinnen und Einrichtungen sind gemeinsam in der Sprachförderung aktiv. Damit wird ganzheitlich vorgegangen und gemeinsam ein aktiver Lernprozess durchlaufen, an dessen Ende erfolgreiche Bildungsbiografien stehen sollen. Die Programme zielen bewusst auf eine durchgängige mehrsprachige Bildung und den Einbezug aller Familiensprachen ab“, sagt Gerenkamp.
Den Programmen liegt die zentrale Annahme zu Grunde, dass ein Kind eine zweite Sprache leichter lernt, wenn es seine Erstsprache gut beherrscht. Hinzu kommt, dass das frühe Erlernen besonders effektiv verläuft. In Kindertagesstätten als Einrichtungen der frühkindlichen Bildung ist deshalb eine familienergänzende systematische Sprachförderung erforderlich. „Die in den Herkunftsfamilien der Kinder gesprochenen Sprachen werden als Mittel der Kommunikation und wichtige Träger kultureller Bedeutung und Verhältnisse wertgeschätzt; sie sind in den Einrichtungen hör- und sichtbar. Darüber hinaus werden Familienwelten und Bildungsalltag miteinander verknüpft. Das stärkt das Vertrauen und die Bildungs- und Erziehungspartnerschaft zwischen Familien und Bildungseinrichtungen“, erläutert Gerenkamp.
Im Landkreis Emsland werden aktuell rund 12.800 Kinder in 154 Kindertageseinrichtungen betreut (ohne Stadt Lingen (Ems)). Insgesamt besteht für zahlreiche Kinder ein hoher Bedarf an Sprachbildung und Sprachförderung. Seit 2006 setzt der Landkreis Emsland daher Sprachförderkräfte zur Durchführung von Sprachfördermaßnahmen in den Kindertageseinrichtungen ein. 2016 wurde gemeinsam mit allen beteiligten Trägern von Kindertageseinrichtungen das „trägerübergreifende Konzept zur alltagsintegrierten Sprachbildung und Sprachförderung in Kindertageseinrichtungen im Landkreis Emsland“ erarbeitet und fortgeschrieben. Vor diesem Hintergrund hat der Landkreis Emsland je eine Kooperationsvereinbarung zum Programm „Rucksack Kita“, „Griffbereit“ und „griffbereitMini“ mit der Landeskoordinierungsstelle unterzeichnet. Die Kosten trägt der Landkreis Emsland. Im aktuellen Haushalt waren rund 150.000 Euro dafür eingestellt. Zusätzliche 750.000 Euro pro Jahr investiert der Landkreis Emsland an freiwilligen Mitteln in die Sprachförderung.
(Bild: Landkreis Emsland)
(PM)
(07.03.25)