Nahe des Emslandes weht bald frischer Wind in der Glücksspielbranche. Das erfahrene Glücksspielunternehmen Merkur übernimmt die niedersächsischen Spielbanken. Offizieller Übernahmezeitpunkt soll der 1. September 2025 sein. Die Lizenzen liegen bei Merkur bereits vor, der Kaufvertrag jedoch noch nicht.
Zuletzt gab es Turbulenzen, die bisherige Betreiberin geht gerichtlich gegen die Lizenzvergabe vor. Grund scheinen Unklarheiten bei der Weiterführung zu sein. Offiziell hatten die Sprecher der Merkur Group verlautbaren lassen, dass die Standorte in bisheriger Manier weitergeführt werden sollen. Nun tauchten auch andere Berichte auf.
Denen war zu entnehmen, dass der Standort Norderney schließen könne und dass andere Standorte verlegt werden würden. Die eingereichte Klage der Nochbesitzerin scheiterte allerdings, die Spielbanken in Niedersachsen werden am Herbst 2025 von der Merkur Group übernommen. Frischer Wind also auch im Emsland, denn das Haus in Bad Bentheim ist nicht weit entfernt. Was bringt die Übernahme durch die Merkur Group und lohnt sich das überhaupt?
Was bringt die neue Führung der Spielbanken in Niedersachsen?
Schon im November 2023 wurde die Lizenzvergabe für die Niedersächsischen Spielbanken ausgeschrieben, die Spielbanken Niedersachsen GmbH (SNG) hatte sich erneut darum beworben. Bei der Vergabe wurde die bisherige Betreiberin allerdings nicht mehr berücksichtigt, die Merkur Group bekam den Zuschlag.
Das angestrebte Gerichtsverfahren scheiterte, denn trotz Vergabefehlern wies das Gericht die Klage der SNG ab. Man entschied, dass das Konzept der Merkur Group deutlich besser sei, was insbesondere im Hinblick auf den starken Onlinemarkt wichtig sein könnte.
Der Markt steht vor deutlichen Veränderungen, was auch Spielbanken zu spüren bekommen. Wenn immer mehr Menschen in einem virtuellen Casino online spielen, müssen landbasierte Anbieter ein entsprechendes Angebot integrieren und ihre Alleinstellungsmerkmale herausarbeiten. Ob das der Grund für die geplante Schließung in Norderney ist?
Ob es überhaupt dazu kommt, ist bislang unklar. Es war zunächst geplant, den Standort Norderney zu schließen und ins nahegelegene Stuhr umzusiedeln. Ob es dazu wirklich kommt, ist bislang nicht endgültig belegt.
Verlieren Mitarbeiter nahe des Emslandes ihre Jobs?
Rund 145 Kilometer trennen das Emsland und Bad Zwischenahn voneinander. Gut denkbar, unter den Mitarbeitern der dort gelegenen Spielbank auch Pendler aus Emsländer Orten zu finden sind. Was wird mit ihnen passieren, wenn der Betreiberwechsel endgültig vollzogen wurde?
Laut Merkur Group müssen sich die bisherigen Mitarbeiter der Spielbanken keine Sorgen um ihre Jobs machen. Es gab zwar Anschuldigungen und Gerüchte diesbezüglich, allerdings richtete die Merkur Group zwischenzeitlich Informationszentren für die Arbeitnehmer ein. Sie fanden 2024 statt, hier hatten alle Mitarbeiter die Chance, die neue Führung persönlich kennenzulernen.
Von Anfang an gab die Merkur Group an, die bisherigen Mitarbeiter übernehmen und das Personal sogar noch aufstocken zu wollen. Das habe in Nordrhein-Westfalen ebenfalls erfolgreich funktioniert. Jede Umstrukturierung bringe Herausforderungen mit sich, die aber durch erfahrene Betreiber wie Merkur problemlos lösbar seien.
Derzeit sieht es also nicht so aus, dass die Mitarbeiter um ihre Jobs bangen müssen. Fraglich ist lediglich was passiert, wenn der Standort Norderney tatsächlich schließt. Der Alternativstandort Stuhr dürfte für eine vollständige Übernahme zu weit entfernt sein.
Die Merkur Group machte aber auch klar, dass eine Übernahme nur nach neu erfolgter Bewerbung funktionieren könne. Wer nicht bleiben möchte, darf aussteigen.
Merkur Group plant pünktliche Übernahme zum 1. September
Für die Spielbanken Niedersachsen GmbH ist das bisherige Urteil nicht befriedigend. Man hat angekündigt, erneut Rechtsmittel einzulegen, um das Lizenzierungsverfahren doch noch aufzurollen und die Lizenzen zurückzuhalten. Die Merkur Group plant indes den pünktlichen Start zum 1. September 2025. Ob es bis dahin ein Zwischenurteil geben wird und die SNG doch noch weitermachen darf, ist fraglich.
Ursprünglich sollte Merkur bereits am 1. September 2024 loslegen. SNG hatte aufgrund des Rechtsstreit aber eine vorübergehende Übergangslizenz erhalten. Diese diente dazu, die Spielcasinos nicht schließen zu müssen. Ob das noch einmal passiert, ist nicht absehbar. Aus wirtschaftlicher Sicht wäre es fatal, wenn weder Merkur noch SNG weitermachen könnten und es zu einer Pause im Spielbetrieb käme.
Für die landbasierten Häuser ist die Konkurrenz aus dem Internet jetzt schon eine Bedrohung. Muss der Spielbetrieb nun aufgrund der unklaren Situation kurzfristig oder übergangsweise eingestellt werden, dürfte es bei Wiedereröffnung Probleme für den neuen Betreiber geben.
Lohnt sich der Betrieb terrestrischer Spielbanken noch?
Für die Merkur Group ist die Übernahme der niedersächsischen Spielbanken mit Kosten verbunden. Mitarbeiter wollen bezahlt werden, Mieten für Räumlichkeiten und der generelle Betrieb kosten ebenfalls. Da stellen sich Außenstehende schnelle die Frage, ob sich das im Hinblick auf den starken Onlinebetrieb überhaupt noch lohnt.
Bislang kann die Frage mit einem klaren „Ja“ beantwortet werden, zumindest für gut frequentierte Standorte. In Norderney hatte man sich aufgrund mangelnder Umsätze zur Schließung entschieden, die anderen Standorte scheinen noch genug Umsatz einzubringen.
Langfristig gesehen werden alle Betreiber landbasierter Angebote aber prüfen müssen, ob ihr Angebot dem geänderten Marktgeschehen noch standhalten kann. Das gilt insbesondere im Hinblick darauf, dass immer mehr Bundesländer auch Online-Casino-Spiele wie Roulette und Blackjack anbieten. Das war ursprünglich durch den Glücksspielstaatsvertrag weitgehend ausgeschlossen worden, zumindest für private Betreiber.
Nun hat aber Schleswig-Holstein gezeigt, dass es auch anders geht. Vier private Betreiber dürfen im Bundesland SH nun Tischspiele online anbieten, die Lizenzen wurden jedoch nicht von der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder, sondern vom Bundesland selbst vergeben. Das geht mit dem Glücksspielstaatsvertrag konform.
Durch diese Möglichkeit verlieren landbasierte Spielcasinos nun auch dieses Alleinstellungsmerkmal und dürften noch stärker unter der Online-Konkurrenz zu leiden haben. Forderungen sind bereits laut geworden, das Tischspiel auch über die GGL offiziell zuzulassen, um den Schwarzmarkt weiter einzudämmen. Eine Neufassung des GlüStV ist für 2028 geplant, 2026 rechnet man mit der Evaluierung. Sollte die Tendenz Richtung Freigabe von Tischspiel für private Betreiber gehen, dürften die Spielbanken noch stärker um ihre Existenz bangen.
Fazit: Das Geschäft verändert sich deutlich
Spielbanken waren bislang nicht so stark vom Online-Angebot betroffen wie Spielotheken, doch der Druck nimmt zu. Standorte müssen schon etwas Besonderes bieten können, um Kunden anzuziehen. Zweitklassige Häuser ohne eindrucksvolles Interieur dürften potenziell möglichen Online-Live-Casinos schnell zum Opfer fallen.
Spannend dürfte die Frage sein, ob sich die Merkur Group für die Bereitstellung von Online-Glücksspielen aus Niedersachsen entscheidet. So agieren die Spielbanken Bayern, die ihr Offline-Angebot um ein Online-Angebot erweitert haben. Da Merkur nicht nur offline, sondern auch online ein erfahrener Betreiber ist, könnte das ein Weg sein, die Konkurrenz einzudämmen.
(27.05.25)