Landkreis Emsland: Der „Wohnungsbau-Turbo“, den sich die neue Bundesregierung vorgenommen hat, müsse schnell auch im Landkreis Emsland ankommen. Das fordert die IG BAU. Für die Bau-Gewerkschaft ist klar: „Es muss jetzt einen ‚Aufschwung Wohnen‘ geben. Und davon müssen auch der Kreis Emsland und Niedersachsen profitieren“, sagt Herbert Hilberink, stellvertretender Vorsitzender der IG BAU Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim. Notwendig seien vor allem Sozialwohnungen und bezahlbare Wohnungen.
Im Landkreis Emsland sind im vergangenen Jahr nach Angaben der Gewerkschaft 1.622 Wohnungen neu gebaut worden – 740 davon in Ein- und Zweifamilienhäusern. Insgesamt beliefen sich die veranschlagten Bauwerkskosten für alle Wohngebäude, die 2024 im Landkreis Emsland neu entstanden sind, auf rund 301,4 Millionen Euro, so die IG BAU. Die Gewerkschaft beruft sich dabei auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis). „Jede Wohnung mehr zählt. Es gibt aber auf jeden Fall Luft nach oben: Auch der Kreis Emsland braucht eine Neubau-Offensive. Ebenso mehr Sanierungen. Vor allem fürs seniorengerechte Wohnen“, so Hilberink.
Der Gewerkschafter macht deutlich, dass dazu allerdings bei den Kosten „viel passieren“ müsse: „Es wird nur dann mehr gebaut, wenn einfacher und damit günstiger gebaut wird“, sagt Hilberink. Immerhin sei es machbar, die reinen Baukosten um ein Viertel bis zu einem Drittel zu senken. Das sei das Ergebnis einer aktuellen Wohnungsbau-Studie des staatlichen Bauforschungsinstituts ARGE (Kiel), so die IG BAU Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim.
Der Bau habe eine Entbürokratisierung dringend nötig. Ziel müsse es sein, den Neubau schlanker und damit günstiger zu machen: „Runter mit überzogenen Standards und kostentreibenden DIN-Normen – und dadurch rauf mit den Neubau-Zahlen. Denn weniger Bau-Hürden bedeuten mehr neue Wohnungen“, so Hilberink. Wer die Kosten ins Visier nehme, müsse auf den „Gebäude-Typ E“ setzen. Das „E“ stehe dabei für einfaches, erleichtertes und effizientes Bauen.
Konkret bedeute das: geringere Stärken bei Decken und Außenwänden. „Damit lässt sich schon Geld sparen – aber auch Baustoffe sowie Energie, Ressourcen und CO2. Entscheidender Kostentreiber ist allerdings die Technik – also Heizung, Lüftung, Sanitär und Elektro. Von der Haustechnik bis zur Einbauküche gilt: weniger High-End-Produkte. Das macht das Wohnen am Ende wesentlich günstiger“, erklärt Hilberink.
Außerdem ließen sich durch weniger PKW-Stellplätze und erst recht durch den Verzicht auf Tiefgaragenplätze enorme Kosten sparen. Die ARGE-Studie warnt bei der Analyse der Neubaukosten auch davor, beim Lärm- und Klimaschutz zu überziehen: „Ein Beispiel sind dreifach verglaste Fenster. Die müssen nicht sein“, so Hilberink.
Es sei höchste Zeit, das Label „gut & günstig“ an den Wohnungsbau zu kleben. Heute sei es möglich, in guter Qualität deutlich günstiger zu bauen. „Genau darin liegt die Chance, jetzt wieder mehr zu bauen – auch im Kreis Emsland“, sagt Hilberink. Schließlich sei es immer noch besser, einfacher zu bauen als gar nicht zu bauen.
Auch der Staat spare Geld, wenn er die Bauvorschriften herunterfahre: „Sinken die Baukosten, dann sinkt auch die Förderung, die der Staat aufbringen muss, damit überhaupt gebaut wird. So lassen sich unterm Strich mehr Sozialwohnungen und mehr bezahlbare Wohnungen fördern und damit neu bauen“, so Hilberink.
Für bundesweit 100.000 Sozialwohnungen, deren Neubau pro Jahr dringend notwendig sei, müssten Bund und Länder mindestens 11 Milliarden Euro an Fördermitteln bereitstellen. Um 60.000 bezahlbare Wohnungen neu zu bauen, seien mindestens 4 Milliarden Euro pro Jahr an Subventionen erforderlich.
Mehr zur Wohnungsbau-Studie, zum „Gebäude-Typ E“ und zu dem, was jetzt beim Wohnungsbau dringend passieren muss, gibt es im Internet auf der Homepage des Verbändebündnisses Wohnungsbau, dem auch die IG BAU angehört: www.wohnungsbau-tag.de
(Bild: IG BAU / Florian Göricke)
(PM)
(11.06.25)