Das Klackern der Chips, das flackernde Licht am Automaten, das vertraute Summen im Hintergrund. Für viele war der Besuch in der Spielhalle ein festes Ritual. In den letzten Jahren hat sich allerdings etwas verschoben. Die Geräuschkulisse ist leiser geworden, die Automaten sind seltener besetzt.
Während die stationäre Glücksspielbranche zusehends an Zugkraft verliert, boomt das Internetgeschäft. Es ist bequem, rund um die Uhr verfügbar und auf fast jedem Endgerät nutzbar. Wandert hier eine ganze Branche ab? Oder halten zahlreiche Online-Einschränkungen das stationäre Geschäft doch noch am Leben?
Was ist im Online-Glücksspiel eigentlich erlaubt?
Mit dem Glücksspielstaatsvertrag 2021 hat Deutschland die digitale Spielfläche offiziell betreten. Seitdem dürfen Online-Casinos unter bestimmten Voraussetzungen legal betrieben werden, allerdings nur, wenn sie sich an eine ganze Reihe teils rigider Vorgaben halten.
Erlaubt sind derzeit virtuelle Automatenspiele, Poker sowie Sportwetten, jeweils in einem strengen Korsett von Einsatz- und Einzahlungslimits. Ein Spin darf höchstens 1 € kosten, die Mindestpause zwischen zwei Spielen beträgt fünf Sekunden und wer sich durch mehrere Anbieter klicken möchte, landet schnell beim einheitlichen Einzahlungslimit von 1.000 € pro Monat.
Was auf den ersten Blick nach einem gut gemeinten Schutzsystem klingt, bringt in der Praxis vor allem eine starke Einschränkung der Spielfreude. Das gilt zumindest für jene, die lieber in größeren Dimensionen spielen. Ergänzt wird das Regelwerk durch OASIS, eine bundesweit gültige Sperrdatei, die sicherstellen soll, dass gesperrte Spieler auch wirklich gesperrt bleiben, egal auf welcher Plattform sie sich gerade bewegen.
Diese Regulierung ist der Versuch, ein rechtliches Gleichgewicht zu schaffen. Doch wie so oft bei Kompromissen bleibt die Frage, ob die Balance wirklich gelungen ist oder ob hier schlicht ein Markt gezähmt wurde, ohne ihm echte Entfaltungsmöglichkeiten zu lassen.
Warum Online-Angebote immer stärker genutzt werden
Trotz aller Einschränkungen ist das Online-Glücksspiel für viele Menschen attraktiver als das klassische Pendant, die Spielhalle. Das liegt nicht neben dem bequemen Zugang von der Couch aus auch an der schieren Vielfalt. Online-Plattformen bieten tausende verschiedene Slots, teils mit aufwendigen Animationen, Bonusfunktionen und progressiven Jackpots, die in stationären Räumen so schlicht nicht realisierbar wären. Wer will schon zwischen drei immergleichen Automaten entscheiden, wenn ein Klick ein ganzes Universum an Spielen öffnet?
Hinzu kommt die Marketing-Maschinerie vieler Online-Anbieter, insbesondere aus dem Ausland. Bonusangebote, Einzahlungsboni, Freispiele und die Möglichkeit, ein Casino kostenlos auszuprobieren, scheinen die Kunden zu überzeugen. Selten vergehen zwei Werbeblöcke im Fernsehen oder auf Social Media ohne den Hinweis auf das nächste Casino und während sich legale Anbieter aus Deutschland an enge Werberegeln halten müssen, kennen viele Offshore-Plattformen keine solche Zurückhaltung.
Nicht zu unterschätzen ist auch die Corona-Pandemie, die wie ein Katalysator für diese Entwicklung wirkte. Als Spielhallen geschlossen blieben, fanden viele Spieler den Weg ins Netz und wer einmal den Komfort von zu Hause entdeckt hat, kehrt oft nicht mehr freiwillig ins Neonlicht der Vorstadtspielhalle zurück.
Stationäre Spielhallen unter Druck
Während das Internet floriert, kämpfen die stationären Anbieter mit Problemen auf mehreren Ebenen. Sinkende Besucherzahlen lassen die Umsätze einbrechen. Auch die Rahmenbedingungen haben sich massiv verändert. Regulatorisch stehen Spielhallen deutlich stärker unter Beobachtung als noch vor einigen Jahren. Mindestabstände zwischen Standorten, Sperrzeiten, Personalpflichten, Einschränkungen beim Ausschank von Getränken, all das kostet Geld. Während Online-Casinos mit wenigen Klicks neue Angebote aufsetzen, müssen stationäre Betreiber für jede kleine Änderung neue Genehmigungen einholen.
Die Ungleichheit im Wettbewerb wird zunehmend spürbar. Denn obwohl beide Welten dem gleichen Glücksspielgesetz unterliegen, sind die Auflagen für Spielhallen oftmals härter und weniger dynamisch anpassbar. Das erzeugt Frust, und zwar nicht nur bei den Anbietern.
Illegale Online-Casinos: Grauzone, die trotzdem floriert
Ein weiterer Punkt ist der sogenannte Graumarkt. Denn längst nicht jeder Anbieter im Netz verfügt über eine Lizenz aus Deutschland. Viele Casinos operieren mit Genehmigungen aus Malta, Curaçao oder Gibraltar. In diesen Regionen gelten deutlich lockerere Regeln. Das bedeutet nicht automatisch, dass diese Plattformen unseriös sind, doch sie unterliegen weder der deutschen Steuerpflicht noch den hiesigen Kontrollmechanismen.
Genau das macht sie für viele Spieler besonders attraktiv, denn es gibt keine OASIS-Sperrdatei, keine Einsatzlimits, keine 5-Sekunden-Regel. Die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) versucht, diesen Markt zu kontrollieren. Doch mit der Geschwindigkeit der Anbieter, die regelmäßig Domains wechseln und sich geschickt in Werbenetzwerken platzieren, kommt selbst sie kaum hinterher.
Solange der legale Markt nicht wirklich konkurrenzfähig ist, bleibt der illegale trotz aller Risiken verlockend. Hier zeigt sich ein zentrales Dilemma. Regulierung soll schützen, wirkt aber oft wie ein Bumerang, wenn sie nicht konsequent durchgesetzt wird.
Wird die Spielhalle zum Auslaufmodell oder gibt es einen Weg zurück?
Die Frage nach der Zukunft der stationären Glücksspielbranche lässt sich nicht mit einem einfachen Ja oder Nein beantworten. Sicher ist nur, dass es so wie bisher nicht weitergehen wird. Zu stark ist der Wandel, zu klar die Tendenz in Richtung digitaler Angebote.
Das automatische Ende der Spielhalle bedeutet das aber nicht zwingend. Es gibt durchaus Modelle, bei denen stationäre Anbieter mit einem modernisierten Konzept bestehen können. Denkbar wären hybride Angebote, bei denen physisches Spiel mit digitalen Komponenten verknüpft wird. Auch ein stärkerer Fokus auf Atmosphäre, Gastronomie oder soziale Events könnte neue Zielgruppen erschließen. Denn so bequem das Online-Spiel auch sein mag, es ist selten ein echtes Erlebnis.
Eine weitere Stellschraube liegt in der Politik. Wenn stationäre Anbieter dieselbe digitale Lizenz erhalten und gleichzeitig bürokratisch entlastet würden, könnte sich ein fairerer Wettbewerb ergeben. Doch ob es dazu kommt, hängt stark vom politischen Willen und der Geschwindigkeit der Gesetzesanpassungen ab, beides bekanntermaßen keine deutschen Paradedisziplinen.
Digitale Dynamik trifft auf analoge Realität
Das Glücksspiel verlagert sich, das ist Fakt. Der Boom im Netz lässt sich nicht mehr wegdiskutieren und die Zahlen zeigen deutlich, wohin die Reise geht. Gleichzeitig kämpfen Spielhallen und klassische Casinos ums Überleben. Online-Plattformen sind komfortabler, vielseitiger und für viele schlicht spannender.
Doch gerade deshalb ist es so entscheidend, dass der legale Markt nicht hinterherhinkt. Kanalisierung in regulierte Angebote ist das Gebot der Stunde. Ob Spielhallen Orte der Vergangenheit werden oder sich ein neues Kapitel aufschlägt, ist noch offen. Der Wandel aber hat längst begonnen.
(09.09.25)