Lingen/Landkreis Emsland: „Die Anzahl der Verkehrsunfälle im Einsatzgebiet der Polizeiinspektion Emsland / Grafschaft Bentheim ist im Vergleich zu 2020 um 9162 Unfälle und damit um 3,9 % angestiegen. Für viele ist die Statistik langweiliges und trockenes ‚Zahlenwerk‘, doch hinter jeder Zahl steckt auch eine Geschichte“, so die Leitende Polizeidirektorin Nicola Simon.
Besorgniserregend ist dabei insbesondere die hohe Zahl der tödlich verletzten Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer. In 2021 sind sechs Personen mehr bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen als 2020. Mit 34 Verstorbenen ist die Anzahl in der PI Emsland / Grafschaft Bentheim damit im Vergleich zu den letzten acht Jahren auf einem Höchststand.
Als Hauptunfallursache weist die Statistik nach wie vor nichtangepasste Geschwindigkeit, gefolgt von Vorfahrtsfehlern und dem Fahren unter Alkoholeinfluss aus. 42,5 Prozent aller Verursacherinnen und Verursacher tödlicher Verkehrsunfälle gehören zur Altersgruppe der 18- bis 34-Jährigen.
Auch auf den Autobahnen stieg die Zahl der Unfälle rapide an. „Seit zehn Jahren gab es in unserem Zuständigkeitsbereich auf der A30 und der A31, noch nie so viele Verkehrsunfälle“, sagt Simon. Im Vergleich zu 2020 wurde ein Anstieg von 572 auf 626 und damit um 9,4 Prozent verzeichnet. Eine der Hauptunfallursachen ist auch hier die nicht angepasste Geschwindigkeit. Darüber hinaus sorgten Überholfehler und nicht ausreichender Sicherheitsabstand für den hohen Anstieg der Fallzahlen.
„Jeder tödliche Verkehrsunfall ist einer zu viel. Der starke Anstieg belastet uns aktuell enorm. Ich hoffe, dass wir mit unserem neuen Projekt ‚Uns reicht’s!‘ die Bürgerinnen und Bürger sensibilisieren und aufwecken können“, so Simon. In diesem Zusammenhang führt die Polizeiinspektion Emsland/Grafschaft Bentheim schwerpunktmäßig Kontrollen an Unglücksorten tödlicher oder schwerer Verkehrsunfälle durch. Unterstützung erhält die Polizei dabei vom Landkreis Emsland und der niedersächsischen Landesverkehrswacht. „Bürgerinnen und Bürger sollen sicher und unverletzt an ihr Ziel gelangen. Genau aus diesem Grund werden wir weiterhin verstärkte Kontrollen durchführen. Nur so können wir direkt und präventiv auf die Menschen einwirken und auf Fehler hinweisen“, so der Leiter Einsatz Polizeioberrat Robert Raaz.
Schwerpunkt Radfahrer
141 Radfahrer wurden 2021 schwer verletzt. Zudem verunglückten sieben Personen tödlich. Besonders beunruhigend ist hier die seit vielen Jahren kontinuierlich ansteigende Anzahl der schweren Fahrradunfälle. Diese ist zum Vorjahr um 33 Prozent gestiegen. Betrachtet man die Gesamtanzahl, waren mehr als die Hälfte der Verursacherinnen und Verursacher über 55 Jahre alt. „Gerade die Geschwindigkeit der Pedelecs und E-Bikes wird in vielen Fällen unterschätzt. Hier sind eine erhöhte Sichtbarkeit und der eigene Schutz durch einen entsprechenden Helm unabdingbar“, betonte die Polizeichefin. Zudem unterstützen Trainings die sichere Teilnahme im Straßenverkehr. Im Rahmen des Programms „Fit mit dem Pedelec“ werden die meist älteren Teilnehmer durch einen Parcours geführt und auf ihre Reaktionsfähigkeit in brenzligen Situationen geschult.
Neues Präventionsprojekt
Mit dem neuen länderübergreifenden Projekt „sicher.mobil.leben“ werden auch in diesem Jahr schwerpunktmäßige Kontrollen durchgeführt und verschieden präventive Aktionen stattfinden. Mit den Kernthemen „Alkohol, Drogen und Medikamente“, „Müdigkeit“, „Gutes Hören – gutes Sehen“, „E-Bike & Co“ sowie „Verantwortung“, steht in diesem Jahr vor allem die Fahrtüchtigkeit im Blick. Denn: Uns reicht’s, es liegt in eurer Hand, ob ihr den nächsten Tag erlebt!“, so Robert Raaz.
(Bild: Polizei Emsland/Grafschaft Bentheim)
(PM)
(22.04.22)