Lingen: Im neuen Wohnhaus für Menschen mit Behinderung im Lingener Emsauenpark haben sich der Bundestagsabgeordnete Albert Stegemann und die Geschäftsführung des Christophorus-Werkes zum Austausch über den aktuellen Stand der Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes (BTHG) getroffen.
„Es handelt sich hier um ein gänzlich neues Wohnmodell, das dem Denkansatz des BTHG folgt“, erklärt Georg Kruse, Geschäftsführer des Christophorus-Werkes, beim Rundgang durch das Gebäude.
Durch die neuen Regelungen des BTHG hat sich für Menschen mit Behinderung vieles verändert. Ziel ist die Stärkung der Selbstbestimmung eines jeden einzelnen. Die Appartements im Langschmidtsweg werden von der Aloys & Brigitte Coppenrath Stiftung an Menschen mit Behinderung vermietet. Je nach Bedarf können sie individuelle Assistenzleistungen des Christophorus-Werkes in Anspruch nehmen; Fachkräfte sind zu jeder Zeit vor Ort. So können Menschen mit umfangreichem Unterstützungsbedarf, die früher nur in Wohnheimen eine bedarfsdeckende Betreuung erhalten haben, hier vergleichsweise selbstständig leben.
„Und hier im ‚Quartier Emsauenpark‘ leben sie inklusiv in der Nachbarschaft mit Menschen ohne Behinderung. Das ist meiner Meinung nach das Konzept der Zukunft“, so Kruse weiter.
Die Zusammenarbeit mit der Politik funktioniere gut, sagt Stefan Kerk, stellvertretender Geschäftsführer des Christophorus-Werkes. Doch, die zwei großen Ziele des BTHG zu vereinbaren, nämlich individuelle Leistungen zu erbringen und gleichzeitig eine Kostendynamik zu verhindern, erfordere einen hohen Verwaltungsaufwand. „Zu viel wird für das System ausgegeben, ohne dass tatsächlich Leistung ankommt“, bestätigt Kruse. „Die Menschen mit Behinderung haben Erwartungen an das Christophorus-Werk als Leistungserbringer. Doch diese Leistungen müssen refinanziert werden.“ Stegemann, beeindruckt vom neuen Wohnkonzept, nimmt diesen Appell mit, doch bleibt optimistisch: „Positive Entwicklungen werden zunächst oft nicht gesehen, da Veränderungen erst einmal viel Aufwand bedeuten. Doch ich sehe bereits jetzt eine deutlich höhere Präzision bei der individuellen Unterstützung der Menschen mit Behinderung“.
(Bild: Christophorus-Werk Lingen e.V.)
(PM)
(24.08.20)