Meppen: Mit seiner neuartigen Gestaltung, seiner Ästhetik der Abstraktion und der Konzentration auf das Wesentliche nach dem Motto „weniger ist mehr“ gilt das Bauhaus als Wegbereiter der modernen Architektur. Im Meppener Kreishaus ist seit Montag, 17. Februar, die Wanderausstellung „Auf dem Weg zum Bauhaus – Das Erwachen der Moderne in Niedersachsen“ des Niedersächsischen Landesamts für Denkmalpflege zu sehen. Sie wurde von Landrat Marc-André Burgdorf und Niels Juister vom Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege eröffnet.
„Das Bauhaus bricht mit der Vergangenheit. Historisch überlieferte Gestaltungsmuster wurden abgelehnt, an die Stelle von traditionellen Formen trat das Streben nach neuartiger Gestaltung. Moderne Materialien wie Glas, Stahl und Beton kamen zum Einsatz. Bauhaus steht für Avantgarde, Abkehr von überlieferten Ausdrucksformen, Techniken und praktischen Umsetzungen und ist ein Paradebeispiel für einen umfassenden Umbruch in Kunst, Kunsthandwerk und Architektur“, erläutert Burgdorf das radikal Neue, das mit dem Bauhaus geschaffen wurde.
Juister verwies in seiner Einführung in die Ausstellung darauf, dass sie sich in drei Bereiche teile: den Rückblick auf Bauten, die dem Historismus entsprächen, dem Wandel als „Stilfindungsphase“ und „vermittelndes Beispiel“ zwischen alter und neuer Architektur und schlussendlich der Etablierung der modernen Architektur. Er stellte entsprechende emsländische Referenzobjekte für die drei Bereiche vor. Für den Historismus nannte er beispielhaft die Kirche St. Martinus in Haren von Diözesanbaumeister Wilhelm Sunder-Plassmann und für den Wandel das Papenburger Rathaus oder von Baumeister Hans Lühn die Bürgermeistervilla an der Wilhelmstraße sowie die Reichsbank in Lingen, die wunderbar „das Ringen zwischen alter und moderner Architektur erkennen lässt“. Die große Anzahl an Beispielen für die Etablierung moderner Architektur im Landkreis Emsland sei bemerkenswert, so Juister. Dazu zählen in Schöninghsdorf die Kirche St. Franziskus von Assisi des Architekten Theo Burlage sowie als „hervorragendes expressionistisches Bauwerk“ die Christus-König-Kirche des Franziskanerinnenklosters St. Georg in Thuine, entworfen von den Gebrüdern Hans und Christoph Rummel. Aber auch in Meppen das ehemalige Kreishaus und heutige Polizeigebäude in der Bahnhofstraße von Fritz Höger sowie die nach ihm benannte Siedlung an der Bürgermeister-Frye-Straße führte Juister an. Er hoffe, die Referenzliste mache Lust, den Aufbruch der Moderne im Emsland zu erkunden und einmal selbst die Gebäude vor Ort in Augenschein zu nehmen, sagte Juister.
Auf Anregung des Ausschusses für Kultur und Tourismus im September 2019 konnte die Ausstellung nach Stationen u. a. in Oldenburg, Osnabrück, Bad Pyrmont, Alfeld, Wolfsburg und Celle nach Meppen geholt werden.
Auf rund 30 Schautafeln wird mit zahlreichen Architekturfotos und Texten illustriert, welche innovative Kraft vom Architekten Walter Gropius ausging, noch bevor er 1919 in Weimar seine legendäre Bauhaus-Schule gründete. Im niedersächsischen Alfeld steht mit dem bereits 1911 gebauten Fagus-Werk die „Initialzündung der modernen Architektur“, so Juister. Das Anliegen der Ausstellung ist es, die Unterschiede zwischen dem Fagus-Werk auf der einen Seite und den zeitgleichen Stilarchitekturen des frühen 20. Jahrhunderts auf der anderen Seite zu zeigen und damit den Wandel von Architektur und Städtebau zu verdeutlichen. Auch weitere namhafte Baumeister dieser neuen Zeit nehmen ihren Platz in der Ausstellung ein.
Das „Bauhaus“ wurde 1919 von Walter Gropius in Weimar als Kunstschule gegründet. Diese zog 1925 nach Dessau um. Unter dem Druck der Nationalsozialisten wurde sie 1932 nach Berlin verlegt und dort 1933 zur Auflösung gezwungen.
Die Ausstellung wird zu den Öffnungszeiten des Kreishauses (montags bis donnerstags, 8.30 bis 16 Uhr, und freitags, 8.30 bis 13 Uhr) bis zum 3. April zu sehen sein.
(18.02.20)