Nordhorn: Er wird wohl eine Symbolfigur für das Storchenjahr 2020 werden: Der kleine Weißstorch „Willi-Walter“. Es ist offenbar ein sehr schwieriges Aufzuchtjahr für wilde Weißstörche. Zahlreiche Wildstörche haben den Weg aus dem Süden wieder in den Tierpark Nordhorn gefunden. Alleine in der großen Storcheneiche im Familienzoo sind, neben zahlreichen weiteren Nestern im restlichen Tierpark, wieder 15 Nester. Sie wurden von wildlebenden Weißstörchen gebaut, die Tiere versorgen sich in den nahe gelegenen Vechtewiesen selbst mit Nahrung. Wobei diese Wildstörche auf der Nahrungssuche mittlerweile in der ganzen Region zu sehen sind.Ein Indiz, dass die Nahrung auf den Feldern knapper wird.
In vielen Nestern sah man nun auch bereits die ersten Jungstörche ihre Köpfe recken. Vermutlich hat die langanhaltende Trockenheit, kombiniert mit Nachtfrösten Mitte Mai, jedoch für eine Nahrungsknappheit gesorgt, die zahlreiche Jungstörche das Leben gekostet hat.
Sterben die Tiere im Nest, oder sind sie so gut wie tot, werfen die Elterntiere sie in der Regel hinaus. Mehrere tote Jungstörche wurden leider von den Tierpflegern unter der großen Eiche gefunden.
Ein Storch lebte noch und wurde von der Tierpflegerin Insa Röttgers umsorgt. Von der ersten Fütterung an hat der kleine Storch selber gefressen und sich relativ rasch erholt. In Anlehnung an eines der ersten Zootiere vor 70 Jahren – den Weißstorch „Willi“ – wurde der kleine Weißstorch nun anlässlich des 70-jährigen Zoojubiläums auf „Willi-Walter“ getauft.
Damit aus ihm ein echter wildlebender Weißstorch werden kann, soll er bei der in Kürze anstehenden Beringung der Weißstörche in das Nest des Paares am Vechtehof gesetzt werden. Hier lebt die Zoostörchin „Oma“ mit einem wildlebenden Weißstorchmann. Es ist das einzige Paar, was von den Zoomitarbeitern gefüttert wird, da „Oma“ nie gelernt hat sich in freier Wildbahn zu versorgen. Sie bleibt auch im Winter im Tierpark.
Alle anderen Weißstörche zählen zur echten Wildpopulation, da sie ihre Nahrung selber suchen und nicht von den Zoomitarbeitern versorgt werden. Dies geschieht in enger Absprache mit den Naturschutzverbänden und dem Weißstorchbeauftragten Wilfried Jürges, die dafür plädieren die Population nicht künstlich in die Höhe zu treiben, in dem die Tiere fremdversorgt werden. Sie würden dann auch nicht mehr zur Wildpopulation zählen. Hoffen wir, dass der kleine „Willi-Walter“ von den Elterntieren am Vechtehof noch bis zum Ausflug der Störche mitversorgt wird. Dann wird er den Nahrungserwerb von seinen wilden Verwandten lernen und seinem Leben als wilder Weißstorch steht nichts im Wege. Und wer weiß, vielleicht kommt „Willi-Walter“ ja eines Tages zurück in die Region und gründet eine eigene Strochenfamilie.
(Foto: Tierpark Nordhorn)
(26.05.20)