Die Straßenbilder haben sich verändert. Jogginghosen, Fleecewesten, praktische Sneaker – und immer öfter auch Badelatschen. Was vor ein paar Jahren noch eindeutig dem Fitnessstudio oder dem heimischen Sofa zugeordnet wurde, hat sich still und leise ins Zentrum der Alltagsmode geschoben. Ein Trend? Vielleicht. Aber vor allem ein Zeichen für einen grundlegenden Wandel: Funktion rückt in den Vordergrund. Und das nicht nur beim Wandern oder auf dem Weg zum Supermarkt.
Wer heute unterwegs ist, sieht immer öfter Menschen in Kleidung, die nicht schick, sondern schlicht bequem wirkt. Wetterfest, pflegeleicht, oft unauffällig. Mode, die nicht schreit, sondern mitgeht. Die sich dem Tag anpasst – und nicht umgekehrt. In genau dieses Bild passt auch ein Klassiker, der in den letzten Jahren ein überraschendes Comeback hingelegt hat: die Adilette. Einst für die Dusche im Vereinsheim gedacht, heute als Streetwear-Symbol wieder auf dem Radar. Mehr über Varianten, Modelle und Hintergründe gibt’s bei Adidas Badelatschen – und erstaunlich oft ist es genau dieser Mix aus Bequemlichkeit und Retro-Charme, der den Ausschlag gibt.
Was Mode heute leisten muss
Vielleicht liegt es an der Art, wie sich der Alltag verändert hat. Weniger formelle Meetings, mehr Zoom. Weniger 9-to-5, mehr Homeoffice, hybrides Arbeiten, Pendeln zwischen Büro, Kita und Lebensmitte. In dieser Gleichung hat sich auch die Kleidung angepasst: Sie muss mitmachen, ohne zu stören. Der Anspruch an Mode ist nicht mehr vorrangig, zu beeindrucken – sondern zu funktionieren.
Materialien sind inzwischen atmungsaktiv, waschbar, dehnbar. Taschen müssen Platz bieten. Schuhe sollen leicht sein – und im besten Fall sowohl am Badesee als auch beim schnellen Einkauf tragbar. Die neue Uniform wirkt fast wie eine Antithese zur jahrzehntelangen Jagd nach dem nächsten, ausgefallenen Trend. Und dennoch: Sie ist kein Ausdruck von Nachlässigkeit. Sondern von einer Prioritätenverschiebung.
Die Adilette als Statement
Dass ausgerechnet ein Produkt wie die Adilette zum Symbol dieses Umschwungs wurde, ist kein Zufall. Kaum ein anderes Kleidungsstück steht so klar für Funktionalität – und gleichzeitig für kulturelle Identität. Für viele ist sie Erinnerung an Sommerferien, an Freibadbesuche oder Mannschaftssport. Für andere ist sie einfach die bequeme Lösung für zu Hause.
Aber mittlerweile taucht sie in ganz anderen Kontexten auf: kombiniert mit weißen Socken auf der Straße, als bewusster Bruch zu Designermode, als ironisch getragenes Accessoire oder ganz pragmatisch. Gerade weil sie kein modisches Statement sein will, wird sie zum genau solchen. Und sie ist Teil eines größeren Trends: dem Wunsch, sich nicht ständig neu erfinden zu müssen, sondern einfach anzuziehen, was funktioniert.
Funktion im Vordergrund
Das hat auch gesellschaftliche Dimensionen. Wer auf komplizierte Outfits verzichtet, wählt oft nicht nur Bequemlichkeit – sondern Position. Minimalismus, Nachhaltigkeit, Konsumkritik: all das schwingt mit, wenn jemand statt modischer Experimente lieber auf bewährte, langlebige Stücke setzt. Kleidung wird zur Sprache – auch wenn sie kaum auffällt.
Vor allem junge Menschen setzen verstärkt auf einfache Schnitte, neutrale Farben, Marken mit klarer Botschaft. Second-Hand, Kleidertausch, unisex Schnitte – all das zahlt ein auf die Idee, Mode nicht mehr nur als äußeres Zeichen von Stil, sondern als Teil eines bewussteren Lebensstils zu begreifen. Praktikabilität ist dabei nicht das Gegenteil von Individualität – sondern ein anderes Verständnis davon.
Zwischen Pragmatismus und Einheitslook
Trotzdem stellt sich die Frage: Wird Mode dadurch nicht langweiliger? Verschwindet der persönliche Stil, wenn alle sich ähnlich kleiden – in Oversize-Hoodies, schlichten Sneakern, schwarzen Stofftaschen?
Die Antwort liegt wohl irgendwo dazwischen. Ja, es gibt eine gewisse Vereinheitlichung im Stadtbild. Aber sie geht Hand in Hand mit einem größeren Freiheitsgefühl. Wer sich nicht mehr über Kleidervorschriften definiert, kann sich auf andere Dinge konzentrieren. Und wer Mode funktional denkt, denkt sie oft auch inklusiver. Körper, Alter, Herkunft – all das spielt bei praktischer Mode oft eine geringere Rolle als bei hochstilisierten Trends.
Die neue Leichtigkeit der Kleidung
Vielleicht ist genau das die eigentliche Renaissance: Mode, die nicht behindert, sondern begleitet. Kleidung, die sich anpasst – statt zu fordern. Und Badelatschen, die dabei ganz selbstverständlich dazugehören.
So gesehen ist die neue praktische Mode weniger ein Stilbruch als eine stille Evolution. Eine, die leiser ist, aber nachhaltiger. Und die nicht mehr fragt, was man trägt – sondern wozu.
(23.05.25)