Lathen: Die Holocaust-Überlebende und Ehrenbürgerin von Lathen Erna de Vries ist am Samstag im Alter von 98 Jahren gestorben.
Sie wurde am 21. Oktober 1923 geboren und im jüdischen Glauben erzogen.
1943 sollte die Mutter von Erna Korn, wie de Vries gebürtig hieß, in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportiert werden. Sie begleitete ihre Mutter freiwillig bis nach Saarbrücken, wo Erna de Vries dann in einem Gestapo-Gefängnis untergebracht wurde. Ende Juli desselben Jahres trafen sie dann im Lager ein. Wegen einer Krankheit sollte sie im September 1943 hingerichtet werden, wurde aber als jüdischer Mischling ersten Grades verschont und nach Ravensbrück ins Konzentrationslager verlegt. Dort blieb sie bis zur Schließung im April 1945. Von dort aus zog sie mit weiteren Insassinnen im Todesmarsch nach Mecklenburg, wo sie anschließend von alliierten Soldaten befreit wurde. Einer Unterbringung im Auffanglager in Lübeck konnte sie entgehen, indem sie bei einer Bauernfamilie unterkam.
1947 heiratete sie dann Josef de Vries, den sie in ihrer Nachkriegsheimat Köln kennenlernte. Zusammen zogen sie in seinen Heimatort: Lathen, hier im Emsland. Auch nach seinem Tod blieb sie dort. Das Paar hat drei Kinder.
De Vries versprach ihrer Mutter, dass sie den Holocaust überlebe und nachfolgenden Generationen davon berichte, um einer Wiederholung vorzubeugen. Dem Wunsch kam sie ab 1998 nach, indem sie Vorträge unter anderem an Schulen hielt. Ihren letzten Auftritt hatte sie im Februar 2020.
Mehrere Schulen und der Platz vor dem Rathaus in Lathen sind nach Erna de Vries benannt. Für ihr Engagement erhielt sie 2006 die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, 2014 das Bundesverdienstkreuz am Bande und die Emsland Medaille.
In einem Facebook-Post teilte die Gedenkstätte Gestapokeller und Augustaschacht in Hasbergen nun mit, dass sie vom Tod de Vries erfahren habe.
Die Redaktion ist in Gedanken bei den Angehörigen. Ihnen gilt unser Mitgefühl.
(25.10.21)