Esterwegen: „Wie hätten Sie damals gehandelt?“ Mit dieser Frage wandte sich Joachim Ziller von der Georg Elser Gedenkstätte Königsbronn an die rund 100 Veranstaltungsbesucher in der Gedenkstätte Esterwegen. Elser habe den Mut zum Widerstand aufgebracht. „Ihm war früh klar, dass das NS-Regime das Land ins Unglück stürzen würde“, so Ziller. „Sein Hauptbeweggrund für ein Attentat auf Adolf Hitler war die Angst vor einem neuen Weltkrieg.“
In seinem Einführungsvortrag zur Ausstellung „Ich wollte den Krieg verhindern“, die aktuell in der Gedenkstätte Esterwegen zu sehen ist, ging Ziller auf das Leben Georg Elsers ein. Er schilderte dessen Motivation zum Widerstand, die Folgen für Elsers Heimatgemeinde Königsbronn und die Zeit der Haft bis zu seiner Ermordung.
Jahrzehntelang habe Elser keine Anerkennung für seine Taten erhalten, berichtete Ziller. In seinem Heimatort Königsbronn habe niemand über das Attentat sprechen wollen, zumal die Gestapo den kleinen Ort damals in Angst und Schrecken versetzt habe. Erst 1995 habe es eine erste Gedenkveranstaltung gegeben, zu der auch Elsers einziger Sohn gekommen sei. Heute habe der Einzeltäter seinen Platz in der Geschichte des deutschen Widerstands gegen die NS-Diktatur gefunden.
Im Sinne Elsers mahnte Ziller zu eigenständigem Denken und Nachdenken. „Wir müssen ausreichend reflektieren statt zu schimpfen auf Politiker, die keine einfachen Lösungen anbieten können“. Er rief dazu auf, Zivilcourage gegenüber Hassreden zu zeigen und für ein demokratisches Miteinander einzustehen. „Frieden und Freiheit sind keine Selbstverständlichkeit. Hitler brauchte nur 53 Tage, um die Demokratie abzuschaffen.“
Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung durch den Assener Männerchor aus den Niederlanden, der unter anderem eine bewegende, vielstimmige Version vom „Lied der Moorsoldaten“ vortrug. In seiner Begrüßung ging Martin Koers, Co-Leiter der Gedenkstätte, auf die vielfältigen Formen des Widerstandes gegen das NS-Regime ein, zu denen auch das „Moorsoldatenlied“ zähle.
Die Wanderausstellung zu Elser mit insgesamt 29 Ausstellungstafeln ist noch bis zum 14. Dezember in der Gedenkstätte Esterwegen zu sehen. Der Eintritt ist frei.
(PM)
Bild: Gedenkstätte Esterwegen
(04.11.24)