Emsland / Grafschaft Bentheim: Bereits bis Ende September hat die Fledermausstation des NABU in Meppen schon mehr als doppelt so viele Pfleglinge aufgenommen wie im letzten Jahr. Die 46 Fledermäuse stammen aus der gesamte Region Emsland / Grafschaft Bentheim. Von Aschendorf bis Lengerich und von Werlte über Lingen bis Emlichheim wurden die Tiere eingeliefert.
„Die starke Zunahme der Pflegefälle wirft einige Fragen auf. Die Entwicklung könnte daran liegen, dass unsere Station in der Öffentlichkeit immer bekannter wird und die Bereitschaft der Finder steigt, sich um ein hilfbedürftiges Tier zu kümmern. Das würde uns freuen“, erklärt Karin Schaad, ehrenamtliche Leiterin der Station. „Vielleicht wird aber auch das Überleben für Fledermäuse durch verschiedene Ursachen immer schwieriger.“ Etwa die Hälfte der Tiere konnte wieder ausgewildert werden. Die übrigen waren schon verstorben als sie in der Station ankamen oder zu stark verletzt oder geschwächt, so dass sie nicht überlebten.
Bei zwei Fünftel der Findlinge handelte es sich um Zwergfledermäuse. Jeweils ein Fünftel waren Rauhaut- und Breitflügelfledermäuse. Die übrigen Pfleglinge gehörten zu anderen Arten. Besonders hervorzuheben ist der Fund einer Zweifarbfledermaus. Für diese Art gab es bisher im Emsland nur zwei Nachweise.
Die Ursache für die Pflegebedürftigkeit lag bei knapp der Hälfte der eingelieferten Tiere an Flügelverletzungen im weitesten Sinn. Fledermausflügel sind sehr filigran und empfindlich und nehmen deshalb leicht Schaden. Gut ein Viertel der Fledermäuse war abgemagert und entkräftet. Besonders kurz nach dem kräftezehrenden Winterschlaf wurden solche Tiere gefunden. Aber auch der Insektenrückgang spielt bei den Insektenfressern eine große Rolle. Bei einigen Fledermäusen bestand auch der Verdacht auf ein Barotrauma. Dabei platzen die Lungen und die inneren Organe, so dass die Tiere innerlich verbluten. Dies kann geschehen, wenn die Fledermäuse in den Rotorbereich von Windkraftanlagen mit den dort herrschenden besonderen Luftdruckverhältnissen geraten. Deshalb ist es wichtig, passende Standorte für solche Anlagen zu wählen.
Wird eine Fledermaus tagsüber an einer offen zugänglichen Stelle gefunden, kann man davon ausgehen, dass sie Hilfe benötigt. Dafür versieht man eine kleine Pappschachtel mit Luftlöchern, zerknülltem Küchenpapier zum Verstecken und einem Schraubdeckel mit Wasser. Dann setzt man die Fledermaus mit Hilfe von Handschuhen oder einem Handtuch vorsichtig hinein und verschließt die Schachtel ausbruchsicher mit Klebeband. Anschließend nimmt man schnellstmöglich Kontakt mit der Fledermausstation über den Fledermausnotruf 0151-15902708 auf und lagert die Fledermaus bis zur Übergabe an kühler Stelle.
Keinesfalls sollte versucht werden, eine Fledermaus durch Hochwerfen zum Abfliegen zu bringen. Fledermäuse können darauf nicht schnell genug reagieren und verletzen sich dann beim Aufprall auf dem Boden.
(Bild: Karin Schaad)
(PM)
(19.11.20)