Die Polizeiinspektion Emsland / Grafschaft Bentheim ermittelt seit mehr als einem Jahr gegen eine achtköpfige Motorradgruppe mit Hauptsitz in der Grafschaft Bentheim. Die 24- bis 36-jährigen Mitglieder der sogenannten „German Wildcards“ stehen in Verdacht, zwischen 2017 und 2020 an zahlreichen illegalen Motorradrennen teilgenommen zu haben. Anonymisierte Videos dieser strafbaren Handlungen luden sie bei Instagram, Facebook und YouTube hoch.
Das Ermittlungsverfahren gegen die „German Wildcards“ fand seinen Ursprung in einer Verkehrskontrolle im Jahr 2020. Beamte der Polizei Nordrhein-Westfalen führten in den Ortschaften Lengerich (Westfalen) und Lienen-Holperdorf Sonderkontrollen durch. Bei der Überprüfung zweier Motorräder aus dem Emsland wurden zunächst lediglich kleinere Bauartveränderungen an den Maschinen bemängelt. Weil die beiden Männer jedoch auffällige „Hoodies“ (Kapuzenpullover) mit der Aufschrift ihrer Motorradgruppierung trugen, wurden die westfälischen Ermittler im Internet sehr schnell weiterführend fündig.
Die Recherchen zeigten, dass die Mitglieder der „German Wildcards“ im Internet zahlreiche Videos mit gröbsten Verkehrsverstößen hochgeladen hatten. Diese wurden offensichtlich bei den gemeinsamen Ausfahrten mittels Helmkamera aufgezeichnet und für die Einstellung ins öffentliche Netz endsprechend bearbeitet. Vor der Veröffentlichung wurde dabei alles geschwärzt und anonymisiert, was einen möglichen Rückschluss auf die Identität der Motorradfahrer zulassen könnte. Insbesondere die Kennzeichen der Motorräder und Ortsschilder auf den Strecken, wurden dabei professionell unkenntlich gemacht.
Die Auswertung der Videos hatte ferner ergeben, dass ein Großteil der Rennen auf Bundes-, Landes- und Kreisstraßen in den Landkreises Emsland und Grafschaft Bentheim aufgezeichnet worden waren. Der Ermittlungsvorgang wurde entsprechend vom zuständigen Fachkommissariat der Polizeiinspektion Emsland / Grafschaft Bentheim übernommen.
Gegen insgesamt drei Mitglieder der Gruppe konnten bei der Staatsanwaltschaft Osnabrück entsprechende Durchsuchungsbeschlüsse erwirkt werden. Noch bevor diese umgesetzt wurden, verstarb eines der Mitglieder im Sommer 2020 bei einem tragischen Verkehrsunfall mit einem Auto.
Die beiden übrigen Durchsuchungen in den Ortschaften Wietmarschen und Ochtrup führten zum Auffinden von insgesamt 1550 selbst gedrehten Videos. Das Bildmaterial zeigt „Hochgeschwindigkeits-Wheelies“ (Fahren auf dem Hinterrad) und zahlreiche weitere Verkehrsverstöße. Der sogenannte „Hanging-Off-Fahrstil“ (Knieschleifen) aus dem Rennsport, das simulieren von Rennstartabläufen und das beharrliche Ignorieren von Verkehrsvorschriften gehörten bei jeder Ausfahrt zur Normalität. Geschwindigkeiten von mehr als 200 Kilometern in der Stunde waren die absolute Regel. Hinzu kamen „Burnouts“ (Durchdrehen des Hinterrades), Überholen trotz Gegenverkehrs, freihändiges Fahren und zahlreiche weitere vergleichbare Delikte.
Die Videos dokumentieren über die Jahre hinweg eine scheinbar stetig steigende Risikobereitschaft und ein hohes Maß an Rücksichtslosigkeit.
Die Staatsanwaltschaft Osnabrück erwirkte gegen drei Hauptverdächtige der Motorradgruppe richterliche Beschlüsse zur Beschlagnahme ihrer Führerscheine. Darüber hinaus wurden zwei Motorräder gerichtlich eingezogen.
Gegen zwei weitere Mitglieder sowie gegen vier „Gastfahrer“ wurden gesonderte Strafverfahren eingeleitet. Letztere hatten sich den Hauptverdächtigen bei einzelnen Ausfahrten angeschlossen.
(PM)
(16.07.21)