Im ersten Halbjahr 2022 hat die Betroffenenberatung Niedersachsen mehr als 100 neue Fälle bearbeitet. An jedem zweiten Tag werden Menschen in Niedersachsen Opfer von rechter Gewalt. Rassistische Beleidigungen und Attacken bleiben die häufigsten Taten.
Rassistische Gewalt trifft vor allem People of Colour. Hierbei sind ganz besonders schwarze oder geflüchtete Menschen betroffen. Sie erleben Bedrohungen, Racial Profiling oder sogar massive Gewaltattacken. “Diese Anfeindungen und Angriffe passieren unabhängig von aktuellen Themen, wie etwa der Pandemie. Sie sind für die Betroffenen Alltag“, sagt Sozialarbeiter Constantin Schwarz. Laut Bundesregierung gab es bundesweit allein im ersten Quartal 2022 mehr als 200 rechts motivierte Straftaten explizit gegen Geflüchtete. Dabei wurden knapp 40 Menschen verletzt. „Diese Zahlen zeigen, dass Rassismus ein gesamtgesellschaftliches Problem ist und kein rechtes Randphänomen“, so Constantin Schwarz.
Auch Menschen, die als politische Gegnerinnen und Gegner gesehen werden, sind besonders oft von rechter Gewalt in Niedersachsen betroffen. „Das sind die Menschen, die sich hier im Land engagieren. Zum Beispiel die jungen Aktivistinnen und Aktivisten im Klimacamp in Oldenburg, die von Rechts bedroht wurden“, sagt Marie Kortmann, Pressesprecherin der Beratungsstelle. Insgesamt hat die Betroffenenberatung im ersten Halbjahr 2022 mehr als 330 Beratungen durchgeführt und 170 Menschen unterstützt. Die Zahlen der Betroffenenberatung Niedersachsen zeigen allerdings nur einen Teil der Wirklichkeit. Die Dunkelziffer ist deutlich höher, weil viele Menschen rechte oder rassistische Delikte nicht melden. Es gibt beispielsweise Fälle, in denen zu viel Zeit vergeht, bis überhaupt gegen die Täterinnen und Täter ermittelt wird. „Wir denken, dass diese Straftaten oft nicht ernst genug genommen werden“, sagt Marie Kortmann. Zudem benennen Polizei und Justiz rechte oder rassistische Straftaten in ihren Meldungen häufig nicht eindeutig. Im Nordwesten Niedersachsens kam es zu 28 Angriffen laut der Betroffenenberatung. Die meisten gemeldeten Vorfälle gab es in Osnabrück (12) und Oldenburg (8) aber auch im Ammerland, Aurich, Wilhelmshaven, Diepholz und in Lingen kam es zu Vorfällen.
Die aktuelle Statistik finden Interessierte hier unter: https://betroffenenberatung.de/vorfaelle/.
(Symbolbild)
(08.08.22)