Lingen: Für die Lingener Innenstadt gibt es seit neuestem unter dem Titel „Stadt im Fluss“ einen ortsbezogenen, künstlerischen Soundwalk. Collagen aus Geräuschen, Klängen und Texten bereichern verschiedene Standorte in der Innenstadt inhaltlich, regen zum Nachdenken an oder sie lassen sie in einem neuen Licht erscheinen. Als Soloselbstständigen-Projekt im Rahmen des Programms „Niedersachsen dreht auf“ hat Ansgar Silies diesen Soundwalk in Zusammenarbeit mit dem TPZ kreiert. Eine Besonderheit ist die räumliche Anknüpfung. Die Hörer*innen sitzen nicht im heimischen Wohnzimmer, sondern bewegen sich durch die Stadt und „hören sie mit neuen Ohren“. Das Hörstück bezieht sich auf verschiedene Standorte in der Innenstadt und bezieht sie klanglich ein. Das Erwandern der fünf Stationen bereichert die sinnliche Erfahrung. Dennoch besteht natürlich die Möglichkeit, das Hörstück einfach herunterzuladen und unabhängig von den Orten zuhause anzuhören. Die soziale und kulturelle Geschichte der jeweiligen Orte fließt in die Klänge ein. Thematisch zieht sich das Leitmotiv Wasser durch den Soundwalk. So wird auf dem Marktplatz die Wirbelsturmkatastrophe von 1927 hörbar gemacht. Unterhalb des Wasserturms sind die Geräusche der letzten fahrplanmäßigen Dampflok zu hören, deren Zischen und Stampfen zum Musikstück wird. An der Wilhelmshöhe erfahren die Zuhörer*innen, was ein Schwimmbad mit Kultur zu tun hat und es darf gelauscht werden, wie die Grundsteinlegung des Theaters „mit einem Schluck Klaren“ begossen wurde. Das Hörstück legt den Fokus auf den künstlerischen Umgang mit Klang und Text. Es ist nicht geschichtlich-beschreibend, sondern weckt Assoziationen, macht Orte sinnlich und atmosphärisch erfahrbar. Es lädt dazu ein, Klänge aufzuspüren und die Stadt ganz neu zu erkunden. Durch die Standorte im öffentlichen Außenraum bietet der Soundwalk ein kostenfreies kulturelles Angebot, das auch während der pandemiebedingten Schließung kultureller Einrichtungen aufrechterhalten werden kann. Zur technischen Umsetzung: Das Hörstück ist aus Field Recordings, Sprachaufnahmen, O-Tönen und anderweitigen Klängen und Geräuschen komponiert und produziert. Das kostenfreie Hörstück ist unter www.lauschekammer.de veröffentlicht, die Nutzung erfolgt per Smartphone oder MP3-Player. Das Projekt ist eine Kooperation des Theaterpädagogischen Zentrums mit dem Künstler Ansgar Silies und wird im Rahmen des Programms für Soloselbstständige „Niedersachsen dreht auf“ von der Emsländischen Landschaft für die Landkreise Emsland und Grafschaft Bentheim e.V. gefördert.
Foto: Theaterpädagogisches Zentrum der
Emsländischen Landschaft e.V.
(PM)
(20.04.21)