Lingen/ Derby, Großbritannien: Bernhard Grünberg ist am Samstagnachmittag in seinem Wohnort Derby in Großbritannien im Alter von 97 Jahren verstorben. Dies vermeldet die Stadt Lingen auf Ihrer Website. Weiter steht dort: „Tief betroffen gedenkt die Stadt Lingen (Ems) ihrem Ehrenbürger und Sohn der Stadt. Die Stadt Lingen (Ems) wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.“
Überlebender des Holocaust
Zwischen Ende November 1938 und dem Beginn des Zweiten Weltkriegs am 1. September 1939 konnten fast 10.000 Kinder im Rahmen von sogenannten Kindertransporten aus Deutschland nach Großbritannien ausreisen. Auch Bernhard Grünberg aus Lingen gelang auf diesem Weg die Flucht. Er überlebte so die Judenverfolgung der Nationalsozialisten.
Er arbeitete als 15-Jähriger in einer „Umschichtungsstelle“ der Reichsvertretung der Juden in Berlin-Niederschönhausen. Der Leiter Leopold Kuh, der an der Rettungsaktion der jüdischen Kinder beteiligt war, setzte Grünberg „auf die Liste“.
Bernhard Grünberg reiste daraufhin am 9. Dezember 1938 von Berlin nach Lingen, um sich von seiner Familie zu verabschieden. Familie Grünberg wohnte an der Georgstraße. Am selben Abend kam sein Vater aus dem KZ Buchenwald zurück, wo er mit anderen Juden aus Lingen in Folge der reichsweiten Judenpogrome in „Schutzhaft“ war.
Schon am nächsten Tag, dem 10. Dezember, brach Bernhard Grünberg von Lingen auf, um sich in Berlin zur Abfahrt des Kindertransports am 13. Dezember einzufinden. In Rheine kam es zu einer unerwarteten Begegnung: Sein Vater stieg zu und begleitete seinen Sohn die letzten Kilometer bis zur holländischen Grenze nach Bentheim. Dies sollte die letzte Begegnung zwischen Vater und Sohn sein.
Seit Ende der 1980er Jahre berichtete Bernhard Grünberg, der wie viele der geretteten Kinder die englische Staatsbürgerschaft angenommen hat, in Gesprächen mit Schulklassen und Gruppen, in Lingen und England von seiner Geschichte des Kindertransports.
Beerdigung soll in Lingen stattfinden
Grünbergs Wunsch soll es gewesen sein, nach seinem Tod auf dem jüdischen Friedhof an der Weidestraße in Lingen begraben zu werden. Dort, wo sich seit 1998 bereits ein Gedenkstein für seine Eltern und die Schwester befindet. Dies berichtet die Neue Osnabrücker Zeitung in einem Nachruf.
(Symbolbild)
(17.01.21)