Klazienaveen, Niederlande: Im niederländischen Grenzort Klazienaveen (nur etwa 20 Autominuten von Meppen entfernt) haben Geschäftsleute den Aufstand geprobt. Trotz des Lockdowns öffneten sie am heutigen Morgen mehr als 70 Geschäfte, um Kund*innen zu empfangen. Die Behörden drohten mit Strafen von bis zu 4.000 Euro, wenn die Läden nicht wieder geschlossen werden.
„Uns wurden von der Gemeinde 15 Minuten eingeräumt, um die Geschäfte wieder zu schließen“, sagt der Vorsitzende des Unternehmerverbandes Harrie van der Velde. „Immerhin blieb uns mit der Öffnung genug Zeit, um auf unsere schwierige Situation aufmerksam zu machen“, so van der Velde. „Und einige Kunden konnten sogar einkaufen.“
Etwas mehr als eine Stunde blieben die Geschäfte im 12.000-Einwohner-Ort Klazienaveen geöffnet. Die geplante Aktion hatte sich bereits gestern in den sozialen Medien herumgesprochen. Zahlreiche Medienvertreter*innen aus dem ganzen Land waren angereist, um über die unerlaubte Öffnung zu berichten.
Die Geschäftsleute fanden teils deutliche Worte: „Wir haben die zerstörerische Politik der Regierung satt“, kritisierte Harrie van der Velde vor den TV-Kameras die Corona-Maßnahmen. „Allen Geschäftsleuten steht das Wasser bis zum Hals. Aber so wird es hier bald kein Bekleidungsgeschäfte und keine Gastronomie mehr geben. Mehr als 500 Mitarbeiter und viele Einzelhändler müssten Arbeitslosengeld beantragen oder Insolvenz anmelden.“ Der Vorsitzende des Unternehmerverbandes betonte, dass die Unternehmer*innen ein Konzept haben, wie die Läden unter Einhaltung der Corona-Vorgaben wieder vollständig öffnen könnten.
Der niederländische Einzelhandel ist seit dem Start des Lockdowns im Dezember geschlossen. Die Regierung hatte vergangene Woche aber eine kleinere Lockerung eingeräumt: Geschäfte dürfen ab dem 3. März wieder Kund*innen nach Terminvereinbarung in ihren Läden empfangen – allerdings auch nur zwei Personen pro Stockwerk.
Die Gemeinde Emmen, zu der Klazienaveen, hatte am heutigen Morgen keine andere Wahl, als die die Geschäftsleute zur Schließung ihrer Läden aufzufordern. Das machte Bürgermeister Eric van Oosterhout deutlich: „Ich habe Verständnis für die Geschäftsleute. Ich billige die heutige Aktion nicht, aber ich verstehe die Botschaft, die vermittelt werden sollte. Aber ich kann den Ladenbesitzern in Klazienaveen nicht mehr zugestehen als Unternehmern in anderen Orten. Wenn gegen geltende Corona-Regeln verstoßen wird, müssen wir eingreifen.“
(Symbolbild)
(Text: noord360.eu)
(02.03.21)