Papenburg: In fünf, von der Meyer Werft produzierten Videos, nimmt die Geschäftsführung Stellung zur finanziellen Situation und auf die Auswirkung dessen auf die Mitarbeiter.
Geschäftsführer Jan Meyer äußerte sich im fünften Teil der Videoserie über die Ereignisse der vergangenen Woche. ,,Wir haben diese Woche viel gesehen. Viele Gerüchte, Falschinformationen, Ängste, Zeitungsartikel und eine Demonstration.“ Allerdings habe er bei allem keinen Schritt zur Lösung gesehen, wie er im Video sagte. Zum Abschluss seines Statements sagte Meyer: ,, Es geht hier um alle Arbeitsplätze.“ Eine ähnliche Äußerung fand sich auch schon in einem Appell aus dem Vorjahr.
Anna Blumenberg, Mitglied der Geschäftsführung in Sachen Personal, erklärte in einem anderen Clip, dass seit März 2020 292 Mitarbeiter die Werft verließen. Diese seien nicht betriebsbedingt gekündigt worden, sondern wären durch Rente oder auslaufende Verträge gegangen.
Auf die Frage warum zunächst die Kurzarbeit fortgeführt und danach über mögliche Entlassungsszenarien verhandelt wird klärte Frau Blumenberg auf. Demnach sei in Verhandlungen mit Niedersachsens Wirtschaftsminister, Bernd Althusmann, die Fortsetzung der Kurzarbeit bis zum 30.06.2021 vereinbart worden. Zur Begründung der Kurzarbeit hob die Personalchefin der Meyer Werft die Streckung der Aufträge hervor.
Zur Frage nach den Bereichen, die von den Entlassungen betroffen werden könnten, sagte Frau Blumenberg, dass es keine Pauschallösungen gäbe. ,,Wir werden und müssen die Werft an die neue Auslastungssituation anpassen“, sagte die Personalchefin.
Wie es zur Veröffentlichung eines geheimen Strategiepapiers kam, verriet Anna Blumenberg in dem Video. Demnach lag es auf einem Serverplatz, welcher fälschlicherweise nicht beschränkt war. Somit konnten die Informationen nach außen dringen.
Thilo Bollenbach, Zuständiger für die Finanzen und ebenfalls Mitglied der Geschäftsführung erläuterte die wirtschaftliche Situation der Werft. Seinen Worten zufolge sei die Werft: ,, bedingt durch die Corona-Pandemie sowohl in finanzieller Art wie auch in Bezug auf das Ergebnis in schwere See gekommen. “ Demnach sei der Umsatz im vergangenen Jahr um 40 Prozent zurück gegangen. Dies liege unter anderem an den verschobenen Ablieferungen der Schiffe. Der Verlust für das Geschäftsjahr 2020 belaufe sich auf über 100 Millionen Euro.
Auch auf die Bauzeitfinanzierungen kam er zu sprechen. Demnach laufen die Kredite am Ende des Jahres aus. Im Herbst werde mit den Banken über eine Kreditsumme von 500 Millionen Euro verhandelt. Diese Verhandlung bezeichnete Herr Bollenbach als schwierig: ,,Sie können sich also vorstellen was passiert, wenn wir nur noch Verluste schreiben.“
,,Sollte es uns 2021 nicht gelingen, ein positives Jahresergebnis auszuweisen,“ dann werde eine Genehmigung der Bauzeitfinanzierung noch schwieriger, wenn nicht unmöglich, so Bollenbach weiter.
,,Nur mit ausreichend großen Einsparungen jetzt und in den folgenden Jahren können wir das verhindern.“ Zum Abschluss des Videos sagte Bollenbach, dass das Einsparziel von 1,25 Milliarde Euro erreicht werden müsse, um finanziell überleben zu können.
Warum die 1,25 Milliarden Euro eingespart werden müssen, erklärte Malte Poelmann. Demnach seien die Einsparungen notwendig, um die Kosten der großen Werft zu decken. Außerdem entstünden durch das gestreckte Auftragsbuch weniger Einnahmen.
Auf die Frage, ob es richtig gewesen sei, dass Auftragsbuch zu strecken, antwortete Poelmann: ,, Hätten wir das Orderbook nicht bis zum 31.12.2024 gestreckt, hätten wir heute schon gewusst, dass wir in 2024 keine Arbeit mehr gehabt hätten.“ Außerdem sollten durch die Streckung des Auftragsbuches Stornierungen der Reedereien verhindert werden.
(23.01.21)