Das männliche Sexualhormon Testosteron wird häufig mit Kraft, Männlichkeit und Potenz in Verbindung gebracht. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf einige Mythen im Zusammenhang mit diesem Hormon und liefern Fakten zur Aufklärung.
Mythos 1: Testosteron macht Männer aggressiv
Es ist eine weit verbreitete Annahme, dass Testosteron die Hauptursache für aggressives Verhalten bei Männern sei.
Studien haben gezeigt, dass Testosteron zwar das Dominanzverhalten beeinflussen kann, aber nicht zwangsläufig zu Aggression führt. Es spielt vielmehr eine Rolle bei der sozialen Dominanz, was bedeutet, dass Männer (und auch Frauen!) mit höherem Testosteronspiegel dazu neigen, ihre Position in sozialen Hierarchien besser zu behaupten.
Das kann zu positiven Verhaltensweisen wie Führungsstärke und Kooperation führen. Die Forschung zeigt, dass Testosteron besonders dann dazu beiträgt, soziale Verhaltensweisen zu fördern, wenn diese die eigene Stellung stärken.
Mythos 2: Je mehr Tetosteron, desto mehr Muskeln
Viele halten Testosteron für eine Art Zaubertrank für Muskelwachstum und körperliche Stärke.
Testosteron spielt tatsächlich eine wichtige Rolle beim Muskelaufbau, aber der Hormonspiegel allein bestimmt nicht die Muskelmasse. Körperliches Training, Ernährung und genetische Faktoren sind ebenso entscheidend. Außerdem gibt es einen Schwellenwert für Testosteron: Ein Testosteronspiegel über diesen Wert hinaus bringt keinen zusätzlichen Nutzen für den Muskelaufbau. Es ist also nicht die Menge des Hormons, die entscheidet, sondern das Zusammenspiel verschiedener Faktoren.
Mythos 3: Testosteronmangel betrifft nur ältere Männer
Diese Fehlannahme führt dazu, dass jüngere Männer Symptome eines niedrigen Testosteronspiegels oft ignorieren oder nicht ernst nehmen.
Der Testosteronspiegel sinkt tatsächlich mit zunehmendem Alter, normalerweise ab dem 30. Lebensjahr. Allerdings können auch jüngere Männer unter einem niedrigen Testosteronspiegel leiden. Faktoren wie Stress, schlechte Ernährung, Schlafmangel oder Erkrankungen können zu einem frühzeitigen Rückgang führen.
Es ist also ein Problem, das Männer jeden Alters betreffen kann, und es ist wichtig, bei Verdacht auf niedrige Testosteronwerte zum Arzt zu gehen.
Mythos 4: Testosteron bestimmt die Potenz
Viele Männer halten Testosteron für ein natürliches Aphrodisiakum, das automatisch zu hoher sexueller Leistungsfähigkeit führt, während ein niedriger Spiegel Erektionsprobleme verursacht.
In der Realität gibt es hier einige Nuancen: Testosteron beeinflusst die Libido, also das sexuelle Verlangen, und spielt eine Rolle bei der Spermienproduktion. Allerdings ist es nur einer von vielen Faktoren für die Erektionsfähigkeit. Eine erektile Dysfunktion kann durch Durchblutungsstörungen, Stress oder psychische Probleme entstehen.
Potenzmittel wie Viagra wirken nicht auf den Testosteronspiegel, sondern auf die Durchblutung im Penis. Ein niedriger Testosteronspiegel kann die Lust mindern, aber das ist normalerweise nicht die Ursache eines Erektionsproblems. Auch hier gilt: Bei anhaltenden Problemen sollte man zum Arzt gehen.
Mythos 5: Testosteronpräparate sind ein Wundermittel für Leistung im Sport
Bei ihren Versuchen, den eigenen Körper zu optimieren, greifen viele Sportler zu Testosteronpräparaten, weil sie glauben, dass Pillen oder Injektionen mit dem Hormon einen Leistungsschub bringen. Das führt manchmal zu einer leichtfertigen Verwendung solcher Produkte.
Testosteronergänzungen können für Männer mit einem nachgewiesenen Mangel eine sinnvolle Option sein, aber sie sind kein Allheilmittel. Die Anwendung von Testosteron ohne ärztliche Verschreibung kann zu erheblichen Nebenwirkungen führen, darunter Herz-Kreislauf-Probleme, Schlafstörungen und ein erhöhtes Risiko für Prostatakrebs.
Zudem ist es fraglich, ob Testosteronergänzungen bei einem gesunden Mann ohne Mangel überhaupt zu einer Leistungssteigerung führen.
Mythos 6: Frauen brauchen kein Testosteron
Da Testosteron als das männliche Hormon schlechthin gilt, denken viele Frauen, dass sie es nicht brauchen. Testosteron ist allerdings auch für sie wichtig. Es beeinflusst die Muskelmasse, die Knochendichte und die Libido. Frauen produzieren weniger Testosteron als Männer, aber auch sie benötigen das Hormon, um gesund zu bleiben. Ein Mangel an Testosteron bei Frauen kann zu Müdigkeit, geringer Libido und dem Abbau von Muskelgewebe führen.
Fazit: Testosteron – Mehr als ein Männerhormon
Das Sexualhormon Testosteron ist für die Gesundheit und das Wohlbefinden von Männern und Frauen wesentlich, aber seine Wirkung ist komplex und wird von vielen Faktoren beeinflusst. Wir hoffen, wir konnten zur Aufklärung einiger falscher Annahmen beitragen und Sie motivieren, im Zweifelsfall einen Arzt zu konsultieren.
(07.10.24)