
Emsland: Mit Blick auf die Pläne, den Nordwesten Niedersachsens zur sogenannten „Net Zero Valley“-Region zu entwickeln, mahnt der NABU Niedersachsen zur Vorsicht. In einer Stellungnahme zur Berichterstattung der Meppener Tagespost vom 2. Juni fordert der Naturschutzverband, Umwelt- und Naturschutzbelange von Beginn an in die Planungen einzubeziehen. Denn Klimawandel und Artensterben seien gleichrangige Krisen, die nicht gegeneinander ausgespielt werden dürften.
Hintergrund ist die im Juni vergangenen Jahres in Kraft getretene EU-Verordnung zur Förderung der Netto-Null-Industrie. Ziel ist es, die Treibhausgasemissionen in Europa bis 2050 auf Netto-Null zu senken – bei gleichzeitig gesicherter Energieversorgung. Dafür sollen in ausgewählten Regionen sogenannte „Net Zero Valleys“ entstehen, in denen Genehmigungsverfahren für klimarelevante Technologien wie Windkraft und Photovoltaik beschleunigt ablaufen können. Der Nordwesten Niedersachsens – darunter die Landkreise Leer, Aurich, Emsland, Cuxhaven, Friesland sowie die Städte Emden, Wilhelmshaven und Oldenburg – plant, sich als solche Modellregion zu bewerben.
Prof. Dr. Holger Buschmann, Vorsitzender des NABU Niedersachsen, unterstützt grundsätzlich das Ziel, die Energiewende voranzutreiben. Gleichzeitig warnt er: „Der Aufbau einer klimafreundlichen Infrastruktur darf nicht zulasten unserer letzten natürlichen CO₂-Speicher gehen. Wenn für Windräder oder Solarfelder Wälder gerodet oder Moore entwässert werden, torpedieren wir nicht nur den Klimaschutz, sondern verschärfen auch die Biodiversitätskrise.“
Der NABU appelliert daher an die regionalen Entscheidungsträger, vorrangig auf bereits versiegelte Flächen, Industriebrachen oder andere vorbelastete Standorte zu setzen – ein Grundsatz, der auch in der EU-Verordnung verankert ist. Besonders wertvolle Naturflächen müssten hingegen schon in der Bewerbungsphase als ungeeignet für „Net Zero“-Technologien ausgewiesen werden.
Die Genehmigungsprozesse lassen sich zudem beschleunigen, wenn Projektträger frühzeitig fundierte Daten zu vorkommenden Tierarten und Lebensräumen vorlegen. So können rechtssichere und naturverträgliche Entscheidungen schneller getroffen werden, betont Buschmann.
(Symbolbild)
(PM)
(12.06.25)