Die Co-Trainer Johann Benner und Marius Kattenbeck bleiben auch in der nächsten Saison beim SC Spelle-Venhaus. Sie glauben an den Klassenerhalt in der Regionalliga Nord, wissen aber auch, dass jedes Spiel ein Endspiel ist.
Benner und Kattenbeck, die kommende Serie mit den neu verpflichteten Coaches Tobias Harink und Henry Hupe zusammenarbeiten, erklären im Interview, wie sie zum SCSV gekommen sind – und was sie am Verein schätzen. Interessant am Rande: 2024/25 sind drei von vier Trainerpositionen mit ehemaligen Torhütern besetzt.
Ihr kommt beide aus dem Westfälischen. Was hat euch nach Spelle geführt?
Kattenbeck: Also mich tatsächlich Johann. Wir haben vor zehn, elf Jahren zusammen gespielt bei Eintracht Rheine und sind in Kontakt geblieben. Im Dezember 2022 kam der Anruf, was ich machen wolle. So kam eins zum anderen. Ich bin dankbar für die Chance.
Benner: Marius ist mir immer mal wieder über den Weg gelaufen. Ich weiß, dass er ein Fußball-Verrückter ist. Als damals die ersten Gespräche stattfanden, habe ich direkt gesagt, holt ihn ins Boot. Menschlich passt er super. Fußball-Ahnung hat er auch. Er ist ein Gewinn für die Truppe.
Wie bist du zum SCSV gekommen, Johann?
Ich war bis Sommer 2019 Trainer der zweiten Mannschaft von Eintracht Rheine. Dann kam der erste Nachwuchs. Ich wollte etwas kürzertreten, was mir meine Frau sowieso nicht abgenommen hat. Im November habe ich den Kontakt zu „Litti“ (Markus Schütte) gesucht, den ich von meiner Zeit als Spieler kenne, gefragt, ob ich mir das hier mal zwei, drei Wochen anschauen kann. Ich habe es gemacht und konnte bleiben. Ich habe es noch keinen Tag bereut. Es macht Riesenspaß mit der Truppe.
Hattet ihr vorher schon Bezugspunkte zu Spelle oder zum Emsland?
Benner: Ich wurde 2004 kurz vor Transferschluss von Spelle angesprochen. Da ist kurzfristig ein Torwart weggefallen. Ich kannte keinen Spieler oder den Trainer. Ich musste mich erstmal informieren, in welcher Liga die überhaupt spielen. Mir wurde gesagt, dass ich als Nummer zwei eingeplant bin. Jürgen Kaiser war erster Torwart. Er war Kapitän und Führungspersönlichkeit. Ich bin als 19-Jähriger auf dem Parkplatz angekommen. Da wusste Daniel Gövert sofort, wer ich bin. In der Kabine wurde ich als Spieler super aufgenommen. Das war 15 Jahre später genauso: Sascha Wald, Florian Egbers, Torben Stegemann, alle waren offen und super nett. Thomas Schilling und Winfried Budde waren meine Trainer. Nach zwei Jahren überwiegend auf der Bank wollte ich wieder spielen. Salzbergen hat sich ergeben, weil meine Kumpel daher kamen.
Kattenbeck: Wirklich nur von Testspielen. Mit Mesum haben wir mehrfach gegen Spelle getestet. Es gab ein Highlight-Spiel von Mesum gegen den SV Meppen. Ich komme aus Emsdetten im Kreis Steinfurt, habe dort in der Jugend gespielt, später in Gievenbeck in Münster und mal in Nottuln im Kreis Ahaus-Coesfeld.
Welche Eindrücke habt ihr vom Verein?
Kattenbeck: Ich hatte vorher nie etwas Negatives über Spelle gehört. Das hat sich bestätigt. Der Verein ist super geführt, alles ist sehr offen, familiär.
Benner: Hier hat sich in den Jahren zwar viel verändert, wenn man sich die Infrastruktur anschaut, aber das Familiäre ist trotz sportlicher Ambitionen geblieben. Das ist in dieser Kombination nicht oft zu finden. Das ist einer der Gründe, warum ich noch für ein Jahr zugesagt habe. Ich bin gerne hier.
Johann, warum willst du in der nächsten Saison kürzertreten?
Wir haben jetzt drei Kinder. Ich kann den Aufwand nicht mehr so betreiben, wie es vorher mal war. Ohne eine verständnisvolle Frau würde das für mich hier gar nicht funktionieren. Dafür ein großes Danke.
Es ging jahrelang nur bergauf. Jetzt steckt Spelle im Abstiegskampf der Regionalliga Nord.Ändert sich dann etwas?
Benner: Es war von Anfang an klar, dass die Regionalliga ein Abenteuer wird. Wir können eigentlich nur gewinnen. Auch wenn die Ergebnisse zu Anfang nicht passten, hat man gemerkt, dass wir eine Entwicklung durchmachen. Aber wir hatten auch viele unglückliche Spielverläufe. Gegen Lohne verlieren wir in der letzten Minute…
Kattenbeck: Jeder wusste, dass es brutal schwer wird in der Regionalliga. Ich bin sicher, dass wir fünf, sechs sieben Punkte mehr auf dem Konto hätten haben können.
Der SCSV hat vermutlich den kleinsten Etat, sicher die geringste Erfahrung in der vierten Liga. Ist das eher Ansporn oder Hemmschuh?
Kattenbeck: Ich glaube, dass es Ansporn ist. Wenn man sich Gegner anschaut, wie Oldenburg oder Meppen oder die zweiten Mannschaften, von denen man weiß, dass dort nur Profis spielen, ist es einfach geil für jeden Spieler, gegen die anzutreten. Auch wenn man sieht, was für Profis teilweise von oben kommen. Bei Hannover 96 hat im Hinspiel noch Manjo Momuluh aus der ersten Mannschaft mitgespielt. Er ist jetzt im Winter leihweise zu Bielefeld gewechselt und wird dort vermutlich die 3. Liga aufwirbeln. Glücklicherweise spielen wir im Rückspiel nicht mehr gegen ihn (lacht). Er allein hat einen Marktwert fast so hoch wie die gesamte Speller Mannschaft. Es ist Ansporn, den Profis zu zeigen, dass wir Amateure aus dem Emsland gegenhalten können.
Benner: Der Unterschied ist enorm. Wir müssen jedes Wochenende über unsere Grenzen gehen.
Der Rückstand zum rettenden Ufer beträgt mindestens sechs Punkte. Klappt der Klassenerhalt noch?
Kattenbeck: In der Winterpause haben wir unsere Kräfte gebündelt, um noch einmal anzugreifen. Wir geben nicht auf. Wir glauben an uns. Wir haben oft genug gezeigt, dass wir mithalten können, aber das letzte Quäntchen hat gefehlt. Wir müssen mal dreckige Punkte holen, auch gegen Gegner, gegen die das nicht zu erwarten ist. Jedes Spiel ist jetzt wie ein Endspiel.
Benner: Das letzte Spiel gegen Hamburg hat Mut gemacht. Wir haben gesehen, dass wir auch gegen solche Teams mithalten können, wenn wir unser Potenzial abrufen. Wir müssen vorne effektiver und defensiv konsequenter sein.
In der nächsten Saison gehören zum vierköpfigen Trainerteam drei ehemalige Torwarte. Eine seltene Konstellation. Welche Vorteile kann das haben?
Kattenbeck: Wir haben in unserem Fußballleben das Spiel immer von hinten gesehen, sodass wir auf jeden Fall einen guten Überblick haben. Man sagt ja auch, Torhüter haben alle einen Pin im Kopf. Die Jungs können sich auf was freuen.
Benner: Wir hätten beim Training auf jeden Fall genug Auswahl, falls ein Keeper ausfällt. Als Torwart hat man das Spiel immer vor sich, muss aber die defensiven Abläufe koordinieren, damit man möglichst wenig selbst eingreifen muss. Als Trainer will man allerdings gewinnen und das geht nur wenn man auch offensiv ein Plan hat. Ich denke, das neue Trainerteam wird einen attraktiven Fußball spielen lassen.
(Bild: SC Spelle-Venhaus / Uli Mentrup)
(PM)
(30.01.24)