Werlte: Die Planungsprozesse für die Neugestaltung der Stadtmitte in Werlte mit dem Neubau des Rathauses und diverser Geschäftsbebauungen rund um den Marktplatz verzögern sich. Nach Mitteilung der Stadt Werlte ist bislang der Verkauf des Werlter Centers an den Investor Josef Schoofs nicht zustande gekommen und demzufolge auch noch kein Vertragsabschluss zwischen der Stadt und dem Investor über die Umsetzung der Pläne erfolgt.
Im Januar 2019 haben der Eigentümer des Werlter Centers, Dr. Clemens Rühlander und Investor Josef Schoofs den Verkauf des Werlter Centers an die Schoofs-Gruppe bekannt gegeben. Nach intensiven Planungsprozessen sowie Verhandlungen mit der Stadt und potentiellen Mietern wurden die Pläne für eine neue Werlter Stadtmitte am 4. Dezember 2019 im Trailer-Forum des Fahrzeugwerks KRONE der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt. Demnach sollen in den kommenden Jahren unter anderem das Werlter Center abgerissen und rund um den Marktplatz ein neues Rathaus und mehrere Geschäftsimmobilien mit insgesamt über 7.000 m² Verkaufsfläche entstehen. Der Samtgemeinderat und der Stadtrat haben in den auf die Bürgerinformation folgenden Sitzungen das Konzept sowie darauf aufbauende städtebauliche Verträge für eine Umsetzung des Großvorhabens beschlossen. In diesem Jahr sind dann nach Mitteilung der Projektbeteiligten die weiteren Planungsprozesse ins Stocken geraten, nachdem die anvisierte Vertragsunterzeichnung zwischen dem Investor und dem Eigentümer zunächst verschoben wurde. Hintergrund war die Klärung wichtiger Vertragsbestandteile, wie insbesondere die Bereitstellung von Ausweichflächen für die bisherigen Mieter des Werlter Centers. In der Folge hat nicht zuletzt die Corona-Pandemie und deren Auswirkungen für den Einzelhandel weitergehende Fragen für die Projektbeteiligten aufgeworfen.
Der Zeitplan für die Projektumsetzung lässt sich aufgrund dieser Verzögerungen nicht mehr einhalten. Stadtdirektor Ludger Kewe ergänzt hierzu: „Die Stadt wird sich von den ambitionierten Zeitplänen nicht unter Druck setzen lassen. Zwar ist insbesondere das Rathaus dringend sanierungsbedürftig und zu klein geworden, dennoch haben wir durch mobile Büroeinheiten zwischenzeitlich Übergangslösungen schaffen können, die den Druck ein wenig abgemildert haben. Städtische Grundstücke werden erst veräußert und weitergehende Verpflichtungen eingegangen, wenn der Investor die benötigten Privatgrundstücke erworben hat und eine Projektumsetzung gesichert ist. Vor allem werden wir keine übereilten Entscheidungen treffen und Fakten
schaffen, die sich später wohlmöglich nicht als tragfähig erweisen“.
Sowohl die Stadt als auch der Investor Josef Schoofs zeigen sich weiterhin von den Plänen überzeugt.
Investor Josef Schoofs: „Eine Entwicklung im Herzen von Werlte halten wir immer noch für eine einmalige Chance, um die Kaufkraft in Werlte zu binden und somit den Einzelhandel nachhaltig zu stärken. Wir sind bemüht mit allen Projektbeteiligten innerhalb der eng gesteckten Rahmenbedingungen Lösungen zu finden, die eine erfolgreiche Umsetzung des Gesamtkonzeptes ermöglichen.”
Bürgermeister Daniel Thele macht deutlich, dass die Stadt Werlte ihren eingeschlagenen Weg konsequent fortsetzen wird. „Wir haben 2017 mit der Ernennung zur Stadt und der anschließenden erfolgreichen Bewerbung um die Aufnahme in die Städtebauförderung die Rahmenbedingungen geschaffen, um Werlte als „Einkaufszentrum auf dem Hümmling“ zu stärken und als attraktiven Wohn- und Wirtschaftsstandort weiterzuentwickeln. Im Zuge des darauf aufgesattelten städtebaulichen Wettbewerbes für das Rathausumfeld und der daraus hervorgegangenen Projektentwicklung mit der Schoofs-Gruppe haben wir eine Rahmenplanung erarbeitet, die uns den Weg in die Zukunft aufzeigt. Wir haben das Gerüst geschaffen, jederzeit in der Stadtmitte durchzustarten und werden dies tun, sobald die Voraussetzungen dafür vorliegen“.
Die wichtigste Voraussetzung ist die Verfügbarkeit und der anschließende Abriss des Werlter Centers. Dessen Eigentümer, Dr. Clemens Rühlander, zeigt sich seinerseits begeistert von dem Konzept mit dem Rathaus an der Stelle des heutigen Centers: „Die Schoofs-Gruppe hat herausragende Kompetenzen und Referenzen. Ich stehe zu den getroffenen Vereinbarungen. Die nächsten Gespräche mit Herrn Schoofs sind bereits terminiert und ich bin weiterhin bereit, meinen Teil zum Erfolg des Projektes beizutragen“.
Wie geht es nun weiter? „Die von der Schoofs-Gruppe entwickelten Pläne haben weiterhin höchste Priorität“, erklärt Bürgermeister Daniel Thele und stellt gleichzeitig fest, dass die Entscheidung über die Realisierung nicht in den Händen der Stadt liegt. Die Stadt befinde sich allerdings in der komfortablen Lage, dass kein unmittelbarer Zeitdruck für die Umsetzung besteht“.
Stadtdirektor Ludger Kewe führt hierzu aus, dass die Städtebauförderung auf die Dauer von mindestens zehn Jahren angelegt ist. „Die Stadt ist in Ihrer Entscheidung vollkommen frei, welche Maßnahme zu welchem Zeitpunkt durchgeführt werden. Wenn sich also herausstellen sollte, dass die Stadtmitte noch etwas Zeit braucht, können jederzeit andere Maßnahmen vorgezogen werden.“ Die Stadt Werlte ist bekanntlich mit drei Teilgebieten in die Städtebauförderung aufgenommen worden.
Bereits entschieden sei, dass im Teilgebiet 2 im Zusammenhang mit der Sanierung und Erweiterung des Raphaelstiftes eine umfangreiche Neugestaltung der umliegenden Freianlagen einschließlich der Herstellung eines Teiches als Naherholungsanlage erfolgen werde. „Die Planungsaufträge für diese Maßnahmen sollen durch den Stadtrat in der nächsten Sitzung vergeben werden. Der Grundstückskauf für den Teich ist ebenso wie der Baubeginn zur Erweiterung des Raphaelstiftes noch in diesem Jahr anvisiert.“
Und auch im Teilgebiet 3 könnten die Maßnahmen jederzeit vorgezogen werden. Mit dem in Kürze zu erwartenden Neubau des Güterbahnhofs im Industriegebiet ist der Weg frei für eine Neugestaltung des Bahnhofsumfeldes, mit dem sich schon diverse Experten z. B. im Tourismuskonzept befasst haben. Auch im weiteren Verlauf der Sögeler Straße entwickeln sich u.a. mit der Ansiedlung des Baustoffhandels BauXpert Knipper und infolge der Aussiedlung der Sägerei Niermann ganz neue Perspektiven. „Wir beabsichtigen deshalb kurzfristig auch hier in die Planungsprozesse für das Bahnhofsumfeld und die
Erneuerung der Sögeler Straße einzusteigen, mit dem Ziel, die Attraktivität unserer Stadt weiter zu steigern. Am Beginn dieses Planungsprozesses steht die Entscheidung über den Erhalt oder Rückbau der Schiene von der Mecklenburger Straße bis zum alten Bahnhof“, erläutert Bürgermeister Daniel Thele.
Auf die Frage, wie die Stadt reagieren würde, falls wider Erwarten keine Einigung zwischen den Vertragsbeteiligten erzielt werde und die Schoofs-Gruppe von dem Vorhaben Abstand nehmen würde zeigen sich Bürgermeister Thele und Stadtdirektor Kewe gleichermaßen gelassen. „Wir haben in den vergangenen Jahren ein Fundament gelegt, dass uns nicht von einzelnen Akteuren abhängig macht. Unser Standort mit den geschaffenen Rahmenbedingungen besitzt eine hohe Attraktivität und ist für viele Partner interessant“.
(Bild: Samtgemeinde Werlte)
(PM)
(24.09.20)