Salzbergen – In diesen Tagen bereitet die zum Naturdenkmal erklärte Rotbuche im Bereich der Kirche im Ortsteil Holsten-Bexten den Einwohnern, dem Landkreis, der Kirchengemeinde sowie der politischen Gemeinde große Sorgen: Dem fulminanten Baum ist deutlich anzusehen, dass er unter extremen Trockenstress leidet und ernsthafte Probleme bekommt. Sichtbare Zeichen sind die ungewöhnlich kleinen Blätter, nicht ausreichend belaubte Zweige und im oberen Kronenbereich bereits abgestorbene Äste. Durch die langanhaltende Hitze, hohe Sonneneinstrahlung und die Niederschlagsdefizite hat der Baum stark an Vitalität eingebüßt. Die Ursache ist schnell gefunden: Bereits die beiden vergangenen Jahre 2018 und 2019 waren außergewöhnlich trocken und heiß. 2018 war das wärmste Jahr in Deutschland seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881 und im Juli 2019 wurde im Emsland ein neuer Temperaturrekord mit 42,6 Grad Celsius erreicht. Und auch 2020 zeichnet sich schon jetzt das dritte Jahr in Folge mit ungewöhnlicher Trockenheit ab. Die Auswirkungen sind inzwischen vielerorts an abgestorbenen Nadelbäumen zu sehen. Die etwa 200 Jahre alte Buche mit dem etwas untypischen Wuchs und einer mächtigen Krone mit einem Durchmesser von 35 Metern sowie 4,40 m Stammumfang gibt dem Kirchplatz der St. Marien Kirche in Holsten-Bexten ein ganz besonderes Flair. Über 100 Menschen finden unter der Buche Platz. „In neuerer Zeit haben wir zahllose Freiluftgottesdienste unter dem weit ausladenden Astdach unserer Denkmalsbuche gefeiert: Kinder getauft, damit ihr Leben und ihr Glaube stark werde wie dieser Baum sowie Firmgottesdienste, Trauungen, Erntedank- und Hubertusmessen. Die Denkmalsbuche ist somit auch Sinnbild für unser Lebens und unseren christlichen Glauben. Alt und immer wieder neu“, so Pfarrer Michael Langkamp. Die imposante Rotbuche (Fagus silvatica) wurde 1982 wegen ihres außergewöhnlich schönen Wuchses vom Landkreis Emsland zum Naturdenkmal erklärt. Wie Pfarrer Michael Langkamp weiter mitteilt, wurde die Buche von Mitarbeitern der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises in Augenschein genommen. Das Ergebnis war besorgniserregend: Nicht nur dass die Blätter wegen der Trockenheit viel zu klein sind und das Laubwerk kaum ausgeprägt ist, sondern dass auch die massenhafte Produktion von Bucheckern (Fruktuation) ein Zeichen dafür ist, dass sich der Baum im akuten Überlebenskampf befindet. Auch die damals durchgeführten Maßnahmen zum Verstreben und Sichern der weit ausladenden Äste sind nach heutigen Erkenntnissen nicht mehr tragbar. Angestrebt wird nun ein umfassendes Paket an Pflegemaßnahmen zum Erhalt der Rotbuche, welche ein echtes Naturdenkmal, Markenzeichen und Sinnbild von Holsten-Bexten und des Kirchplatzes darstellt. Mithilfe von Sonden soll der Boden um die Buche belüftet und der Grund gelockert werden. Sobald die Bodenverdichtung behoben ist, kann auch gewässert und gedüngt werden. Zudem sollen die Äste neu vergurtet und so vor Abbruch gesichert werden. Bei Bedarf werden weitere Maßnahmen erfolgen. Das ursprüngliche Ansinnen des Kirchenvorstandes und Pfarrgemeinderates, den Sandsteinaltar aus der bisherigen Marienkapelle für Freiluftgottesdienste in die Nähe der Buche zu stellen, kann wegen der zu erwartenden Verletzung des Wurzelwerks nicht weiter verfolgt und umgesetzt werden. Bürgermeister Andreas Kaiser wies darauf hin, dass die Buche bis zum Beginn der Maßnahmen bereits jetzt permanent bewässert wird.
(02.07.20)Rettungspaket für über 200 Jahre alte Rotbuche