Salzbergen: Zu ihrer Veranstaltung „Runder Tisch Landwirtschaft und Umweltschutz – Solidarisch für unsere gemeinsame Lebensgrundlage“ hatte die SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Daniela De Ridder den Hauptgeschäftsführer der Vereinigung des Emsländischen Landvolkes, Lambert Hurink, die Vorsitzende des Kreisland Frauenverbandes Lingen, Margret Mönster, den Vorsitzenden des Kreisimkerverbandes Emsland, Klaus Mann, den Vorsitzenden des NABU Kreisvereins Emsland-Süd, Thomas Weber, sowie Dorothea Steiner, Mitglied im Landesvorstand des BUND Niedersachen, eingeladen. De Ridder betont, dass Umweltschutz und erfolgreiche Landwirtschaft kein Widerspruch sein dürfen, sondern Politik und Gesellschaft für die richtigen Rahmenbedingungen sorgen müssen.
In ihrem Eingangsstatement erinnert die SPD-Bundestagsabgeordnete daran, dass aktuell in Deutschland zahlreiche Menschen ihre Anliegen als Demonstranten auf die Straße tragen und sich für ihre Anliegen stark machen: Auf der einen Seite fordern die „Fridays-for-Future“-Aktivistinnen die Politik dazu auf, mehr für den Klima- und Umweltschutz zu tun. Dabei sehen sie neben der Industrie vor allem die Landwirtschaft in der Pflicht, einen Beitrag zur Reduktion von CO2 zu leisten, auf Pestizideinsatz zum Schutz der Insekten zu verzichten und die Gewässer nicht durch Überdüngung übermäßig zu belasten. Auf der anderen Seite machten sich in den vergangenen Wochen Hunderte Landwirte mit ihren Treckern auf den Weg in deutsche Innenstädte, um ihren Ärger gegen diese neuen Umweltauflagen Luft zu machen; Landwirtinnen und Landwirte stehen unter einem starken Preisdruck.
„Die Bewahrung unserer Lebensgrundlage bedeutet sowohl unsere Umwelt und das Klima zu schützen, aber zugleich auch den Landwirtinnen und Landwirten Planungssicherheit für ihre Arbeit zu ermöglichen. Dass dies kein Widerspruch sein muss, hat die Diskussionsrunde mit meinen Gästen gezeigt. Umwelt- und Naturschutz kann aber nur dann gelingen, wenn alle an einem Strang ziehen“, berichtet Dr. Daniela De Ridder, SPD-Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Mittelems.
In ihren Eingangsstatements stellten Thomas Weber und Dorothea Steiner gleich zu Beginn der Veranstaltung heraus, dass die derzeitigen Herausforderungen in der Landwirtschaft bereits vor 35 Jahren in der Fachliteratur diskutiert wurden. Über Jahrzehnte hinweg hätten die Landwirtschaftsverbände die Probleme ignoriert und Fehler gemacht. Damit hätten sie der konventionellen Landwirtschaft einen Bärendienst erwiesen, denn kleinere, bäuerliche Betriebe hätten gar nicht im Fokus der Verbandspolitik gestanden.
Lambert Hurink wiederum lobt die enge und gute Zusammenarbeit mit dem BUND im Emsland, machte deutlich, dass die emsländischen Landwirte derweil viel für den Umweltschutz leisten so etwa durch die Anlage von Blühstreifen, dem Angebot von Blühpatenschaften oder durch den Einsatz von effizienten Maschinen bei der Ausbringung von Gülle. Klaus Mann warb hingegen dafür, dass die Politik dafür Sorge tragen müsse, bürokratische Hürden etwa bei der Anlage von Blühstreifen abzubauen.
Ein kontrovers diskutiertes Thema war die Verschärfung der Düngeverordnung und die Nitratbelastung im Grundwasser. Deutschland habe seit Jahren gegen geltendes EU-Recht verstoßen – Strafzahlungen in Höhe von rund 800.000 Euro pro Tag die Folge. Während die Umweltschützer ein Umdenken auch hinsichtlich des Einsatzes von Pestiziden und Antibiotika fordern, verwies Hurink darauf, dass die gemessenen Nitratwerte im Emsland zumeist weit unter den erlaubten Grenzwerten liegen.
Die hiesige Kulturlandschaft sei vor allem geprägt durch landwirtschaftliche Familienbetriebe. Um die kleinen und mittleren Betriebe zu stärken müsse laut Hurink die Politik neue gesetzliche Regelungen auf den Weg bringen so etwa vereinfachte Baugenehmigungen oder Änderungen beim Bestandsschutz. Konkret gefragt, ob eine Umrüstung auf Biolandwirtschaft zur Unterstützung der hiesigen Betriebe eine Lösung sei, sagte Hurink, dass es im Emsland keine großen Absatzmärkte für Bio-Produkte gebe. Dorothea Steiner wiederum forderte eine Änderung der EU-Agrarsubventionen. Derzeit werde der überwiegende Anteil mittels pauschaler Flächenprämie ohne konkrete Gegenleistung gezahlt. Hier gelte es, die Subventionen zielgerichtet einzusetzen, um diejenigen zu belohnen, die sich stärker für den Naturschutz einsetzen. Von diesem Kurswechsel würden am Ende alle Seite profitieren: sowohl die Natur als auch die kleinen und mittleren Familienbetriebe.
Für alle Diskussionsteilnehmerinnen und -teilnehmer stand fest, dass letztlich das Konsumverhalten der Verbraucherinnen und Verbraucher von großer Bedeutung ist. Ist der Kunde bereit, mehr Geld für Fleisch und landwirtschaftliche Produkte auszugeben, dann kann der Wandel zum Wohle aller gelingen. Wichtig sei es, dass Verbraucherinnen und Verbraucher auch mehr regional und saisonale Produkte kaufen, ist Margret Mönster überzeugt, schließlich leiste man damit auch einen wichtigen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz. Um den Verbraucherinnen und Verbrauchen die Landwirtschaft und die heimisch erzeugten Produkte wieder näher zu bringen, organisieren die emsländischen Landfrauen zahlreiche Veranstaltungen in Kindergärten und Schulen. Mit dem alle zwei Jahre stattfindenden Event „Frühstück sucht Gast“ soll der Dialog zwischen Landwirtschaft und Verbrauchern gefördert werden, ein Ziel, das alle Podiumsteilnehmer sehr unterstützenswert finden.
„Es ist wichtig, dass Umweltschutz und Landwirtschaft gemeinsam in den Dialog treten. Und die Politik muss mutiger werden. Dazu gehört es auch gegebenenfalls Verbote auszusprechen und klare Regeln zu entwickeln. Die Diskussion am Runden Tisch hat gezeigt, dass Umwelt- und Naturschutz nur dann gelingen kann, wenn alle Akteure an einem Strang ziehen. Eine Vogel-Strauß-Politik und sich klaren Entscheidungen zu verweigern jedenfalls hilft uns in dieser Auseinandersetzung nicht weiter“, bekräftigt De Ridder abschließend.
(Foto: Büro Dr. Daniela De Ridder)
(22.02.20)