Kreissportbund (KSB) und NFV Kreis Emsland führen Kooperationsmaßnahme „Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexualisierender Gewalt“ und „Kindeswohlgefährdung“ durch
Der Kreissportbund Emsland(KSB) und der Niedersächsische Fußballverband Kreis Emsland (NFV) ging wegen der in letzter Zeit ins Gespräch gekommenen Thematik zu sexuellen Vorkommnissen im Kinder- und Jugendbereich in Sportvereinen einen Schritt vor und bot Trainern/Betreuern sowie allen Interessierten eine Fortbildung dazu an.
Willi Fenslage, Vizepräsident Bildung KSB Emsland und Kerstin Kossen Vorsitzende Qualifizierungsausschuss NFV Kreis Emsland begrüßten dazu die Teilnehmer*innen an der Sportschule Emsland in Sögel, die an dem KSB/NFV Kurs „Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexualisierender Gewalt“ und Kindeswohlgefährdung“ vorgetragen vom Referenten Andreas Thomes teilnahmen. In ihrer Begrüßung wurde deutlich, das Prävention und Intervention das Ziel dieser Fortbildungsreihe ist.
„Unsere Vereine haben große Verantwortung. Für ihre Sportlerinnen und Sportler. Und ganz besonders für die, die am meisten Schutz benötigen. Die uns anvertrauten Kinder und Jugendliche. Sie, und auch die Angehörigen, vertrauen darauf, dass sie in ihrem Verein, in ihrer Gruppe, bei ihrem Trainerinnen und Trainer, Betreuern und dem gesamten Umfeld gut aufgehoben sind. Dabei wollen wir sie unterstützen“ sind sich beide einig.
Mit Hilfe von exemplarischen und praxisnahen Fallbeispielen, gespeist aus der persönlichen/beruflichen Erfahrung des Referenten kam es zu interessanten Diskussionen, die den anwesenden Übungsleiterinnen/Übungsleitern und Trainerinnen/Trainer erst bewusstwerden ließen, wie es zu sexuellen Übergriffen im Sportverein kommen und wie nahe das Thema doch eigentlich sein kann.
Schnell kam es zur Erkenntnis, dass vor allem das „Hinsehen“ gefördert werden muss. Es gibt 14 000 registrierte Vorfälle pro Jahr in Deutschland, davon einige im Sport. Deutlich wurde, dass sexualisierende Übergriffe ein gesellschafspolitisches Problem ist, dass auch vor dem Sport keinen Halt macht. Geschlossene Systeme, die ohne externe Kontrolle existieren, bieten Tätern ein Umfeld, in dem sie ungehindert agieren können.
Wenn ein Trainer sagt: „Kuscheln ist ok, da passiert nichts dabei“, dann hat das im Sport nichts zu suchen. Das muss in den Verhaltensrichtlinien des Vereins klar geregelt sein.
In seinem Vortrag führt der Referent weiter aus, das seit 2012 das Umsetzen des Konzeptes „Schutz vor sexualisierender Gewalt im Sport“ in den Sportvereinen verpflichtend ist. Auf Grund der Missachtung es umzusetzen, finden Sexualstraftäter auch weiterhin in den Sportvereinen ein sorgloses Umfeld. Die Vereine sollten das existierende Konzept umsetzen, so hätten Übergriffe in einigen Vereinen verhindert werden können!“
Weiter führt er aus: Die Umsetzung ist ganz einfach, wenn mal als Verein folgende vier Mindeststandards umsetzt:
- Benennung einer Vertrauensperson im Sportverein
- Aufstellen von Verhaltensregeln im Sportverein
- Vorlegen des erweiterten Führungszeugnisses
- Übungsleiter und Vorstand zum Thema schulen
- Abgabe des nach einer Schulung unterzeichneten Verhaltensrichtlinie (Ehrenkodex)
Einhergehend mit der spezialisierten Ausrichtung der sexualisierten Gewalt wurde zudem das „allgemeinere“ Thema der Gefährdung von Kindern durch übergriffe verschiedenster Art betrachtet. Es wurde deutlich, dass es überall zu einer Kindeswohlgefährdung kommen kann und dass jedem Menschen und insbesondere den Übungsleiter*innen, Trainer*innen und Betreuer*inen in den Sportvereinen in ihrer Funktion als Sozialisationsinstanz eine wichtige Rolle im Kinderschutz zukommt.
Es herrschte somit schnell Einigkeit darüber, dass „Weggucken“ nicht gilt. Die Teilnehmer wurden darauf sensibilisiert, gewichtige Anhaltspunkte zu erkennen und es wurden fachlich qualifizierte Ansprechpartner benannt um mit solchen Situationen im Bedarfsfall kooperieren zu können. Dies um „so gut es geht“ einen wirksamen Schutz zu gewährleisten. Passivität hilft nur den Tätern, und Vereine können das Risiko für alle Formen sexualisierter Gewalt signifikant verringern, wenn sie eine „Kultur des Hinsehens“ schaffen.
Stefan Fischer (Jugendtrainer):
„Schutz vor sexualisierender Gewalt ist ein wichtiges Thema, auch für mich als Übungsleiter, damit ich einschätzen kann, was ist erlaubt und was nicht, aber acuh um nicht in einen falschen Verdacht zu geraten“.
Resümee einer Teilnehmerin:
„Die Veranstaltung war super. Ich habe selbst Kinder und trainiere darüber hinaus eine Kindersportgruppe. Das Thema Schutz vor sexualisierter Gewalt und Kindeswohlgefährdung möchte ich nicht dem Zufall überlassen. Für alle möchte ich den bestmöglichen Schutz nicht nur im Sportverein!“
Interessierte Sportvereine können nach vorheriger Terminabsprache Schulungen zu diesem Thema in Vereinseigenen Räumen durchführen. Darüber hinaus besteht speziell für Vereinsführungskräfte die Möglichkeit „Tandemveranstaltungen“ durchzuführen. Hier kooperiert die Sportjugend im KreisSportBund Emsland in der Präventionsarbeit zudem mit Experten und Spezialisten des Landkreises Emsland, dem Kinderschutzbund Meppen und der Beratungsstelle Logo in Lingen.
(19.02.20)