Meppen: Im Rahmen einer kleinen Feierstunde im historischen Ratssaal wurde der Beitritt der Stadt Meppen zum Deutschen Riga-Komitee mit der Übergabe der Urkunde offiziell besiegelt. Mit dem Beitritt reiht sich Meppen in eine Gemeinschaft von mehr als 80 deutschen Städten ein, die an die nationalsozialistischen Deportationen jüdischer Bürgerinnen und Bürger nach Riga erinnern und sich aktiv für die Pflege der Gedenkkultur einsetzen. Am 12. Dezember 2024 hat sich der Meppener Stadtrat auf Grundlage eines entsprechenden Antrags der CDU-Fraktion einstimmig für den Beitritt ausgesprochen.
Das Deutsche Riga-Komitee wurde am 23. Mai 2000 auf Initiative des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge gegründet. Ursprünglich als Zusammenschluss von 13 deutschen Großstädten ins Leben gerufen, erinnert der Städtebund an das Schicksal von rund 25.000 deutschen, österreichischen und tschechischen Jüdinnen und Juden, die 1941/42 nach Riga deportiert und überwiegend im Wald von Bikernieki ermordet wurden. Zentrale Aufgabe war die Errichtung einer würdigen Gräber- und Gedenkstätte, die am 30. November 2001 – dem 60. Jahrestag des „Rigaer Blutsonntags“ – eingeweiht wurde. Heute gehören mehr als 80 Städte dem Riga-Komitee an. Neben der Pflege der Gedenkstätte in Riga-Bikernieki engagiert sich das Komitee intensiv in der Erinnerungs- und Bildungsarbeit.
Bürgermeister Helmut Knurbein betonte in seinem Grußwort die Bedeutung dieses Schrittes: „Mit dem Beitritt zum Riga-Komitee stellen wir uns unserer historischen Verantwortung und erklären für die Stadt Meppen und ihre Bürgerinnen und Bürger: Wir werden nicht vergessen, was geschehen ist. Wir werden uns erinnern. Und das nicht als Pflichtübung, sondern als aktiven Teil unserer demokratischen Kultur.“
Er verwies zugleich auf die aktuelle gesellschaftliche Bedeutung der Erinnerungskultur: „Den in unserer Gesellschaft, aber auch weltweit erstarkenden Rassismus und Antisemitismus müssen wir ernst nehmen und in Erinnerung an unsere Geschichte alles tun, damit solche Verbrechen, wie sie in Riga und andernorts verübt wurden, nie wieder geschehen können.“
Im Anschluss an das Grußwort des Bürgermeisters folgte ein Musikbeitrag der Musikschule des Emslandes, bevor Landrat Marc-André Burgdorf in seinem Festvortrag die Bedeutung einer lebendigen Erinnerungskultur unterstrich und aufzeigte, wie wichtig diese für ein gesellschaftliches Bewusstsein historischer Verantwortung ist. Sodann überreichte er die Beitrittsurkunde an Bürgermeister Knurbein.
Mit dem Beitritt erhält die Stadt Meppen nun auch die Möglichkeit, die Wanderausstellung des Deutschen Riga-Komitees als sichtbares Zeichen gegen das Vergessen zu präsentieren. Die Ausstellung „Riga: Deportationen – Tatorte – Erinnerungskultur – Den Opfern zum Gedenken – uns und den kommenden Generationen zur Erinnerung und Mahnung“ wird vom 20. Januar 2026 bis zum 17. Februar 2026 dienstags bis freitags von 14.00 bis 17.00 Uhr als Sonderausstellung in der Arenbergischen Rentei zu sehen sein. Die offizielle Ausstellungseröffnung findet am Freitag, 23. Januar 2026 um 17.30 Uhr statt.
Die Ausstellung führt eindrucksvoll zurück in eine Zeit, von der wir wünschen, es hätte sie nie gegeben. „Nach unbekannt“ notierten die Einwohnermeldeämter damals, wenn jüdische Familien zwangsdeportiert wurden. Eines jener – bis heute nur wenig bekannten – Ziele hieß Riga. Im besetzten Lettland begann 1941 die menschenverachtende sogenannte „Endlösung“. Mehr als 25.000 Männer, Frauen und Kinder wurden aus deutschen Städten dorthin verschleppt, gequält und ermordet. Wer nicht schon auf dem Transport verdurstete, erstickte oder an Erschöpfung starb, landete im Ghetto von Riga, im Jungfernhof oder im Konzentrationslager Kaiserwald. Die meisten wurden in den Wäldern von Rumbula und Bikernieki namenlos verscharrt.
Mit der Präsentation dieser Ausstellung möchten das Riga-Komitee und die Stadt Meppen Anlass, Raum und Zukunft für die Erinnerung schaffen – und ein deutliches Zeichen dafür setzen, dass das Gedenken an die Opfer und die Aufarbeitung dieser Verbrechen unverzichtbarer Bestandteil unserer historischen Verantwortung bleibt.
(PM)
Foto: Stadt Meppen
(19.11.25)