Freren: Sophia Schlütke absolviert eine Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin (HEP) an der BBS Thuine und erlernt hier sowohl pädagogische als auch pflegerische Kompetenzen. Diese festigt sie derzeit in ihrer Praxisphase an der Mosaik-Schule des Christophorus-Werkes. „Es ist ein toller Beruf. Besonders beeindruckt mich die Wertschätzung, die mir die Menschen mit
Beeinträchtigung für meine Arbeit jeden Tag entgegenbringen“, sagt die 20-Jährige.
Und doch – wie in vielen anderen Berufen im sozialen und gesundheitlichen Sektor – fehlt es auch hier an Nachwuchskräften. Ein Grund: Angehende HEP erhalten während ihrer Ausbildung keine Vergütung, sondern müssen überdies selbst das Schulgeld für ihre Ausbildung zahlen.
„Ich selbst habe das Glück, dass meine Eltern mich während der Ausbildung finanziell unterstützen können. Doch ich weiß von meinen Mitschülern, dass sie Nebenjobs annehmen müssen, um Schulgeld, Lernmittel und Fahrtkosten zahlen zu können. Das kann zu langen Arbeitstagen und Überlastung führen“, weiß Sophia Schlütke.
Fast alle Einrichtungen des Christophorus-Werkes Lingen beschäftigen Heilerziehungspflegerinnen und -pfleger (HEP) – ob in den Wohneinrichtungen, in der Werkstatt für Menschen mit Behinderung oder in der Tagesbildungsstätte (Mosaik-Schule). „Auch bei uns ist erkennbar, dass die Anzahl an Bewerbungen in den letzten Jahren zurückgeht“, sagt Sebastian Schöttmer, Stufenkoordinator in der Mosaik-Schule und selbst gelernter Heilerziehungspfleger.
Deshalb engagiert sich das Christophorus-Werk – gemeinsam mit dem Caritasverband in einem Bündnis von Schulen und Einrichtungen – um die Landespolitik auf diese Benachteiligung hinzuweisen, mit dem Ziel, auch für die Heilerziehungspflege eine Ausbildung ohne Schulgeld zu ermöglichen.
„Die jungen Menschen, die sich trotz der finanziellen Belastung für die HEP-Ausbildung entscheiden, tun dies aus einer inneren, sozialen Motivation heraus. Das ist lobenswert.
,,Dennoch haben HEP genauso ein Ausbildungsgehalt verdient wie Tischler, Krankenpfleger oder Maler, denn sie leisten jeden Tag wertvolle Arbeit“, findet Sebastian Schöttmer.
Doch bis eine Ausbildung ohne Schulgeld möglich ist, bietet das Christophorus-Werk HEP Schülerinnen und -Schülern Stipendien an. Den Stipendiatinnen und Stipendiaten werden die Ausbildungskosten erstattet und eine geringfügige Entschädigung für Praktikantentätigkeiten gezahlt.
Bereits im Februar wurde der Kooperationsvertrag mit der Marienhausschule in Meppen unterzeichnet. Nun folgte auch die HEP-Fachschule in Thuine. Nadine Mosler, Schulleiterin der Berufsbildenden Schulen Thuine, freut sich über die Kooperation: „Das Stipendium ist ein
wertvoller Beitrag, um unsere engagierten Auszubildenden auf dem Weg in die Heilerziehungspflege finanziell zu unterstützen“.
Das Christophorus-Werk vergibt jedes Jahr bis zu zehn Stipendien. An das Stipendium gekoppelt ist, dass die jungen Heilerziehungspflegerinnen und -pfleger nach ihrer Ausbildung zwei Jahre in der Einrichtung tätig werden.
Interessenten finden alle weiteren Informationen auf der Homepage des Christophorus-Werkes unter gemeinsam-vielfaltleben.de.
(Bild: Christophorus-Werk Lingen e. V.)
(PM)
(10.05.21)