
Lingen: Anlässlich des 39. Jahrestags der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl am 26. April 1986 hat der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) erneut auf die seiner Ansicht nach unvollständige Umsetzung des Atomausstiegs in Deutschland hingewiesen. Besonders im Fokus: die Brennelementefabrik in Lingen, deren Schließung vom Verband seit Jahren gefordert wird.
Am Samstag, 26. April 2025, soll daher eine Mahnwache um 18 Uhr vor dem Alten Rathaus auf dem Lingener Marktplatz stattfinden. Die Aktion ist Teil eines bundesweiten Gedenkens, bei dem dezentral an die Folgen des Reaktorunglücks in der Ukraine erinnert und vor der weiteren Nutzung der Atomenergie gewarnt wird.
„Die Katastrophe von Tschernobyl darf nicht in Vergessenheit geraten. Sie zeigt, wie gefährlich Atomkraftwerke weltweit sind – auch Jahrzehnte nach ihrem Betrieb“, betont BBU-Vorstandsmitglied Udo Buchholz. Der BBU kritisiert insbesondere, dass trotz der Abschaltung der letzten drei Atomkraftwerke in Deutschland weiterhin Atomanlagen wie die Uranfabriken in Gronau (NRW) und Lingen (Niedersachsen) betrieben werden.
Nach Einschätzung des BBU sei dies ein Widerspruch zum erklärten Ziel des Atomausstiegs. Der Verband fordert daher nicht nur die Stilllegung dieser Anlagen, sondern auch ein Ende der Atomforschung für neue Reaktortechnologien sowie ein deutliches Nein zu AKW-Neubauplänen im Ausland – etwa in den Niederlanden.
Ein weiteres zentrales Argument des BBU ist die weiterhin ungelöste Frage der Atommüllentsorgung. „Wer nicht einmal nachweisen kann, wo die vorhandenen Atommüllberge sicher für Jahrtausende gelagert werden können, sollte keinen weiteren Atommüll produzieren“, heißt es in der Mitteilung.
Auch im Hinblick auf den Klimawandel sei die Atomkraft aus Sicht des Verbandes keine Lösung. Stattdessen müsse die Energiewende hin zu erneuerbaren Quellen beschleunigt werden. Neben den Mahnwachen in Lingen finden am Tschernobyl-Jahrestag unter anderem auch Aktionen in Neckarwestheim, Jülich, Ahaus und Gorleben statt.
Hintergrund zur Brennelementefabrik Lingen
Die Brennelementefabrik Lingen steht seit Jahren im Zentrum der Kritik von Umweltverbänden und Bürgerinitiativen. Dort werden unter anderem Brennstäbe für den Export in andere Länder gefertigt, darunter auch für Reaktoren, die in Deutschland nicht genehmigungsfähig wären. Trotz des deutschen Atomausstiegs gehört die Fabrik nicht zu den Anlagen, deren Betrieb gesetzlich beendet wurde.
Weitere Informationen und Veranstaltungshinweise zum Tschernobyl-Gedenken finden sich auf der Website des BBU unter www.bbu-online.de.
(Bild: H. Schm.)
(PM)
(25.04.25)