Lingen: Seit gestern ist der TuS Lingen wieder da. Das frühere Fußballaushängeschild des Lingener Fußballs gehört damit künftig wieder unter dem traditionellen Namen zu den Mitwirkenden auf der emsländischen Fußballbühne. Thomas Davenport und Robert Koop jun. stehen fortan an der Spitze des neugewählten TuS-Vorstandes.
Pünktlich erlebten die Mitglieder des bisherigen Nachfolgevereins RB Lingen auf der Tribüne des Emslandstadion den Moment, den der neue Vorsitzende Thomas Davenport bereits im Vorfeld als „historisch“ bezeichnet hatte. 28 Vereinsmitglieder beschlossen feierlich die Umbenennung und stießen mit Kaltgetränken an. Zeitgleich ging die neue Webseite ins Netz. Die erste Mannschaft des „neuen“ Vereins übernimmt 2020/21 voraussichtlich in der 2. Kreisklasse den Platz der RB-Fußballer. Offiziell heißt der Verein jetzt „TuS Lingen 2020“.
„Wir freuen uns sehr, den Lingenern den TuS wieder zurückgeben zu können. Unser Verein lebt vom freiwilligen Engagement seiner Mitglieder, denen jetzt schon viel Dank gebührt. Wir wollen das Gemeinschaftsgefühl fördern und insbesondere einen Beitrag zur positiven Entwicklung der Persönlichkeit leisten. Vor allem wollen wir Kindern und Jugendlichen über den Fußball die Möglichkeit geben, neue Freundschaften zu schließen und mit der Sportart ihren natürlichen Bewegungsdrang auszuleben. Des Weiteren wollen wir eine familiäre Vereinskultur pflegen – die Einbindung der Familie ist uns wichtig. Allen Beteiligten soll Begeisterung für ehrlichen, attraktiven Amateurfußball vermittelt werden. Der TuS Lingen ist vielfältig, bunt und offen!“ sagte der neue, einstimmig gewählte Vorsitzende.
Dem Team der Funktionäre gehören neben Davenport und Koop auch Schriftführerin Michaela Bauer, Kassenwärtin Yvonne Fieker, Markus Meer als Abteilungsleiter Fußballsenioren sowie Florian Bartschat als neuer Jugendleiter an. Alle wurden einstimmig gewählt. Trainer Patrick Borgel wird auch in der kommenden Saison die 1. Mannschaft führen. Daneben treten voraussichtlich auch ein Altherren-Team und in der untersten Kreisklasse auch eine zweite Mannschaft an. Die bisherige Schriftführerin Steffi Gerdelmann wurde unter dem Beifall der Mitglieder verabschiedet.
Ab der kommenden Saison wird der TuS die bisherige Jugendspielgemeinschaft mit dem VfB Lingen nicht fortführen. „Wir danken dem VfB für die Zusammenarbeit, freuen uns aber, künftig wieder auf eigenen Füßen zu stehen“, sagte der neue Vorsitzende Thomas Davenport.
Der TuS Lingen war vor mehr als 100 Jahren am 17. April 1910 als Lingener Sportverein gegründet worden und mischte „als würdiger Vertreter der Stadt Lingen“ (Davenport) bis 2016 im NFV-Fußball mit. Zu den größten Erfolgen des Vereins zählten der niedersächsische Pokalsieg 1983 sowie die Niedersachsenmeisterschaft 1992. Zudem spielte der TuS 15 Jahre in der Oberliga, ehe man bis in die Bezirksliga abstieg. Im Jahre 2014 gelang der Aufstieg in die Landesliga, dem in der folgenden Saison der direkte Aufstieg in die Oberliga folgte. Zur Saison 2016/17 musste sich der Verein aufgrund Verbindlichkeiten in sechsstelliger Höhe vom Spielbetrieb abmelden, die sich in der Folge als deutlich niedriger herausstellte; denn von Finanz- und Sozialbehörden geforderte öffentliche Abgaben in sechsstelliger Höhe verblieben nach Prüfung nur noch im gerade einmal vierstelligen Bereich. Es folgte „als Platzhalter“ (Koop) der RB Lingen. In der laufenden Saison steht die 1. Mannschaft in der 3. Kreisklasse auf dem 1. Tabellenplatz und wird in die nächsthöhere Liga aufsteigen.
Zu den bekanntesten ehemaligen TuS-Spielern gehören die Profi-Torhüter Michael Rensing (Fortuna Düsseldorf) sowie Stefan Wessels, aber auch begnadete Kicker wie Ernst Middendorp, Jürgen Röber und Claus-Dieter Wollitz, die längst als Trainer ihre Anerkennung finden.
Das Gerücht, dass „der TuS“ bald wieder zu den Protagonisten des Lingener Fußballs gehören werde, gab es bereits seit einiger Zeit in der regionalen Fußball-Szene. „Es war kein einfacher Weg, aber wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und alle Weichen gestellt. Jetzt gehen wir mit viel Elan in eine neue Epoche“, sagte Davenport am Sonntagnachmittag abschließend.