Haren (Ems): Rund 80 Gäste waren Mitte Februar im Harener Ratssaal zusammen gekommen, um sich über die chronische Erkrankung Endometriose zu informieren. Eingeladen hatte die Harener Frauen Union und die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Haren (Ems). Moderiert wurde die Veranstaltung von Gitta Conemann, MdB.
Dr. Martin Tenger, Chefarzt der Gynäkologie am Bonifatiushospital Lingen, begann mit einer Erklärung über die Krankheit. Endometriose ist eine gutartige, dennoch chronisch verlaufende Krankheit, an der in Deutschland schätzungsweise rund 15 Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter erkranken. Das Krankheitsbild zeichnet sich dadurch aus, dass Gewebe, welches der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, in andere Körperregionen wuchert. An Organen, z.B. Lunge oder Darm, können so bleibende Schäden verursacht werden. Die Symptome sind von Patientin zu Patientin verschieden: Bauchkrämpfe, Rückenschmerzen, Übelkeit, Erschöpfung, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Verdauungsprobleme und eine ungewollte Kinderlosigkeit können ein Zeichen für die chronische Krankheit Endometriose sein.
Da das Krankheitsbild keinen typischen Verlauf aufzeigt, wird sie oft auch von Ärzten nicht erkannt. Bis zu einer gesicherten Diagnose vergehen oftmals sieben bis zehn Jahre. Trotz dieses beschwerlichen Prozesses bis zur Diagnose, bringt das Umfeld, aufgrund von Unwissen, oft nur Unverständnis auf. Daher sei es laut Tenger essentiell, Endometriose stärker in das Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken und neue Impulse für die Politik zu wecken.
Die politischen Neuerungen auf Bundesebene stellte Silvia Breher, MdB und frauenpolitische Sprecherin der CDU/CSU Bundestagsfraktion vor. Auf Grundlage eines Antrages der Unionsfraktion sei im vergangenen Herbst erstmals im Bundestag über die Krankheit Endometriose debattiert worden. Die CDU/CSU Bundestagsfraktion fordere eine nationale Strategie im Umgang mit der Krankheit, wie umgesetzt am Beispiel Frankreich. Ein wichtiger erster Schritt sei von der Bundesregierung gemacht worden. Sie habe für die Forschung an der chronischen Krankheit insgesamt fünf Millionen Euro jährlich zur Verfügung gestellt. „In diesem Jahr sind die Mittel wieder im Bundeshaushalt veranschlagt. Wir werden dranbleiben, dass dieses Geld auch abgerufen werden kann“, ermutigt Breher.
Für Elisabeth Helle, Leiterin der Selbsthilfegruppe Leben mit Endo ist die Öffentlichkeitsarbeit ein wichtiges Thema. Sie begrüßt es, dass die Krankheit nun vermehrt bereits im Biologie-Unterricht angesprochen wird. So würden Frauen bereits früh sensibilisiert, sollten ungewöhnliche Regelbeschwerden auftreten. Vor allem der Austausch von Erfahrungen sei wichtig, damit Betroffene sich im Umgang mit der Erkrankung nicht alleine fühlten, so Helle weiter. Die Selbsthilfegruppe nimmt gerne weitere Mitglieder auf und trifft sich im monatlichen Rhythmus in den Räumlichkeiten des Paritätischen Emsland in Meppen, Bahnhofstraße 2. Weitere Informationen zur Selbsthilfegruppe sind hier zu finden: www.leben-mit-endo.de.
Gitta Connemann, MdB, verwies darauf, dass die Krankheit auch volkswirtschaftliche Folgen hätte. Nicht nur dadurch, dass Frauen regelmäßig bei der Arbeit ausfielen, sondern vielmehr auch dadurch, dass Frauen die Abläufe ehrenamtlich in Vereinen oder Zuhause regelten. Sie appellierte abschließend an die Frauen im Saal: „Gehen Sie Ihren Weg gemeinsam, zeigen Sie Solidarität unter Frauen.“
(Bilder: Stadt Haren (Ems))
(PM)
(22.02.24)